Die Werkstätten sind teils geschlossen
Die Menschen mit Behinderung müssen im Wohnheim der Lebenshilfe oder in ihren Familien bleiben
(pem) - Von den Einschränkungen im Zuge der CoronaPandemie sind auch die Werkstätten der Lebenshilfe betroffen. Das Sozialministerium hat sie am Donnerstag bayernweit schließen lassen. Das gilt auch für die Einrichtungen in Lindenberg und Lindau. „Die Gesundheit der Menschen geht vor“, sagt Geschäftsführer Frank Reisinger.
Schon seit Tagen hat die Lebenshilfe ihre Tagesstätte und die schulvorbereitende Einrichtung in Lindenberg geschlossen. Sie fallen unter die Regelungen für Schulen. Am Donnerstag kam jetzt auch das vorübergehende Aus für die Werkstätten, zumindest was die 200 behinderten Mitarbeiter angeht. Die anderen 80 arbeiten normal weiter. „Wir können unsere Kunden weiter beliefern“, fasst Reisinger die Lage zusammen. Immerhin ist die Lebenshilfe ein nicht ganz unbedeutender Zulieferer. Zu den Kunden zählen große Unternehmen wie ZF, Waldner und Dornier. Teils greifen die Werkstätten in der jetzigen Situation auch auf Lagerbestände zurück.
Auswirkungen hat die Schließung für die behinderten Mitarbeiter. Sie sind jetzt untertags entweder in den Wohnheimen oder bei ihren Familien. Für die teils schon betagten Eltern sei das mitunter eine „erhebliche Belastung“, sagt Reisinger. „Wir versuchen, ihnen zu helfen, wo es geht.“Einige der Behinderten, die jetzt zu Hause bleiben müssen, versorgt die Lebenshilfe mit Heimarbeit. Reisinger: „Da geht es nicht um große Stückzahlen. Die Menschen brauchen aber Beschäftigung.“Auch die ambulante Betreuung der Behinderten läuft weiter. Sie übernimmt beispielsweise die Einkäufe von Lebensmitteln. „Es sollten möglichst wenige zum Einkaufen gehen. Dort ist das Risiko der Ansteckung höher“, sagt Reisinger. Unterstützung bekommen die Mitarbeiter in den vier Wohnheimen der Lebenshilfe im Landkreis. Ihnen helfen Kollegen, die ansonsten in den jetzt geschlossenen Einrichtungen der Lebenshilfe arbeiten.
Der Geschäftsführer der Lebenshilfe hofft im Übrigen, dass es zu keiner kompletten Ausgangssperre kommt. Die würde behinderte Menschen noch stärker treffen als andere Bürger: „Sie brauchen ein Stück weit mehr ihre Freunde und soziale Kontakte“,
sagt Reisinger. Einen CoronaFall hat es bei der Lebenshilfe bislang nicht gegeben. Dass Mitarbeiter zu Hause bleiben, liege daran, dass der Verein wie viele Firmen Schichten gebildet habe, schildert der Geschäftsführer. So könnte die Lebenshilfe auch weiterarbeiten, sollten Mitarbeiter in Quarantäne müssen.
Derzeit bereitet sich die Lebenshilfe auch auf den Fall vor, dass in einem der Wohnheime ein Corona-Fall auftritt.
Unter anderem versucht Reisinger, Schutzkleidung zu beschaffen. „Wir haben da die gleichen Probleme wie alle anderen auch“, sagt der Geschäftsführer. Die Lebenshilfe hat zwar einen kleineren Bestand an Kleidung und Mundschutz, der reiche aber nicht weit. Das Material war für Krankheiten gedacht, die immer mal wieder auftauchen: Grippe beispielsweise oder eine Infektion mit dem Norovirus.