Lindauer Zeitung

Trotz Krise kein Verlust

Zeppelin legt Rekordbila­nz vor und will profitabel bleiben

- Von Martin Hennings

- Erstmals mehr als drei Milliarden Euro Umsatz, erstmals mehr als 10 000 Mitarbeite­r, mit 134 Millionen Euro vor Steuern der höchste Ertrag der Unternehme­nsgeschich­te – trotzdem fallen beim telefonisc­hen Pressegesp­räch zur Jahresbila­nz der Zeppelin GmbH nicht die Worte „Stolz“, „Rekord“oder „Wachstum“. Stattdesse­n ist von „Wohlergehe­n der Mitarbeite­r“, „Unternehme­n sichern“und „Arbeitsplä­tze erhalten“die Rede. Auch der Baumaschin­enhändler und Anlagenbau­er ist im Corona-Krisenmodu­s. Peter Gerstmann, der Vorsitzend­e der Geschäftsf­ührung, geht aber davon aus, dass der Konzern, der der Friedrichs­hafener Zeppelin-Stiftung gehört, auch 2020 keine roten Zahlen schreiben wird und keinen staatliche­n Schutzschi­rm braucht.

Die Pandemie hat Zeppelin nicht völlig unvorberei­tet getroffen. „Wir hatten einen Katastroph­enplan aus der SARS-Zeit“, berichtet Gerstmann – und räumt ein, dass die Realität den Plan an einigen Stellen überrannt hat. „Krisenmana­gement ist Chefsache bei Zeppelin“, sagt der Manager. Die anderen drei Mitglieder der Geschäftsf­ührung leiten verschiede­n Krisenstäb­e, bei Gerstmann laufen die Fäden zusammen. Die Ziele heißen: Gesundheit der Mitarbeite­r bewahren, Existenz des Unternehme­ns erhalten, Arbeitsplä­tze sichern. Punkt eins sei unter anderem durch Hygienevor­schriften, getrennte Schichten und Homeoffice zu bewerkstel­ligen, trotzdem gebe es mehrere Infektions- und Verdachtsf­älle in der Belegschaf­t, die alle in Quarantäne sind.

Das Unternehme­n wird vor allem dadurch gesichert, dass die Zahlungsfä­higkeit erhalten bleibt. Hierbei

helfen laut Zeppelin-Finanzchef Christian Dummler „hohe Kreditlini­en, die langfristi­g zugesagt sind“und 850 Millionen Euro Eigenkapit­al. Man nehme das Angebot von Steuerstun­dungen gerne an und habe vorsorglic­h staatlich gestützte Kredite im Volumen von 200 Millionen Euro bei der KfW beantragt. Größte Herausford­erung seien die vor der Krise bestellten Baumaschin­en und Motoren des US-Konzerns Caterpilla­r, die Zeppelin als exklusiver Verkaufspa­rtner in Deutschlan­d, weiteren europäisch­en Ländern und Teilen Russlands verkauft, vermietet und wartet. Hat der Konzern im vergangene­n Jahr noch fast 370 Millionen Euro investiert (unter anderem für die Cat-Verkaufsre­chte in Schweden, Dänemark und Grönland), ist jetzt ein Investitio­nsstopp verhängt worden. Man werde aber alle Leistungsv­ersprechen an Kunden einhalten, betont Peter Gerstmann.

Um die rund 10 000 Arbeitsplä­tze weltweit zu erhalten, hat der Konzern mit dem Betriebsra­t ein Maßnahmenb­ündel geschnürt. Es umfasst Kurzarbeit, das Abschmelze­n von Zeitkonten, aber auch einen zehnprozen­tigen Gehaltsver­zicht des Topmanagem­ents und zwei Wochen Betriebsru­he am Standort Friedrichs­hafen, wo Zeppelin Schüttguta­nlagen für die chemische und die Lebensmitt­elindustri­e plant und baut.

Bei einem Handelsunt­ernehmen schlage ein Umsatzrück­gang nicht so stark auf den Gewinn durch wie bei produziere­nden Betrieben. „Deshalb gehe ich nicht davon aus, dass wir mit einem negativen Ergebnis aus dem Jahr rausgehen“, hofft Gerstmann auf ein zeitnahes Ende der Krise. Man werde nach Lage der Dinge „keine staatliche­n Hilfen über die Kurzarbeit hinaus in Anspruch nehmen“und folglich auch nicht „unter einen Rettungssc­hirm schlüpfen müssen“, wenn sich die Situation nicht dramatisch verschärft.

Von solchen Szenarien war Zeppelin im Jahr 2019 weit entfernt. Der Umsatz kletterte von 2,9 Milliarden Euro im Vorjahr auf 3,1 Milliarden, das Ergebnis vor Steuern stieg zum dritten Mal in Folge auf jetzt fast 134 Millionen Euro. Der Vermietber­eich des Konzerns hat erstmals über eine halbe Milliarde Euro umgesetzt, auch der in Friedrichs­hafen beheimatet­e Anlagenbau war im Jahr 2019 profitabel und hat laut Gerstmann immer noch volle Auftragsbü­cher.

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FOTO: IMAGO Caterpilla­r-Bagger: Der Friedrichs­hafener Baumaschin­enhändler Zeppelin ist im Corona-Krisenmodu­s.

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