„Das zieht mich ganz schön runter“
Nicht nur die Krise, auch der Egoismus vieler Menschen macht Rainer von Vielen Angst
eine große Rolle. In der Nähe ihres Hauses gibt es einen Bach mit einem Findling. „Den haben wir zu unserem Familienstein erkoren“, verrät der Musiker. Dort könne man gut mit den Kindern spielen, einen kleinen Staudamm bauen und ein Picknick machen. Mit seinem Sohn baut er grad einen Kletterparcours. Seit gestern macht ihm und seiner Frau die kleine Maralen etwas Kummer: Die Dreijährige hat Mittelohrentzündung. „Doch das wird schon wieder.“
Rainer von Vielen ist auch ein politischer Mensch. Und so verfolgt er die Diskussionen um das Thema Ausgangssperre mit großem Interesse. Der Mensch sei ein Gewohnheitstier. „Wenn er etwas nicht an seinem eigenen Leib erfährt, versteht er es nicht“, sagt er. Die Ausbreitung des Coronavirus sei eben nur durch schmerzhafte Maßnahmen, die die Freiheit beschneiden, einzudämmen. Und die Mehrheitsmeinung der Wissenschaftler und Experten müsse man jetzt akzeptieren. „Die persönliche Freiheit reicht nur bis dahin, wo sie dem anderen nicht schadet.“Wer das nicht einsehe, handle einfach nur egoistisch. „Freiheit bedeutet vor allem auch, für sich und seine Umwelt Verantwortung zu übernehmen.“
Die durch die Corona-Pandemie hervorgerufene Krise mache aber auch etwas anderes deutlich. „Sie hat uns ein Fenster geöffnet, durch das wir Missstände erkennen.“Die Pflegeberufe gehören für Rainer von Vielen dazu. „Sie wurden jahrelang beschnitten, sind aber systemrelevant.“Und noch etwas anderes sei deutlich geworden: „Diese Krise demaskiert die Demagogen und Populisten.“Jetzt sehe man, ob jemand etwas ernsthaft verbessern will oder kann. Eine Partei wie die AfD könne zur Lösung der Probleme nichts beitragen.
Zurück zur Musik: Jeden Tag tauscht er sich mit seinen Bandkollegen per E-Mail aus. Es geht um neue Songs, neue Projekte. „Wir überlegen, ob wir ein Konzert als Live-Stream anbieten.“Gerade den direkten, emotionalen Draht zum Publikum vermisst der Musiker. „Kontakt – das ist schon ein wichtiger Teil meines Lebensentwurfs.“Auch als Grafiker ist er tätig. So hat er nun auch Zeit, in Ruhe das Cover des neuen OrangeLive-Albums zu entwerfen, das in einigen Wochen erscheinen soll. Daneben durchforstet er sein Song- und Soundarchiv, um alte Ideen weiterzuentwickeln. Ein ganz neuer Song treibt ihn ebenfalls um. Das Thema ist aber nicht das Coronavirus, sondern etwas, das ihm und seiner Familie derzeit viel Positives gibt: der Wald.