Lindauer Zeitung

Dieses Osterfest ist anders

Pfarrer Robert Skrzypek über Ängste und Chancen

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Wir feiern das wichtigste Hochfest unseres Glaubens: Ostern, das Fest der Auferstehu­ng. Dieses Jahr wird vieles anders sein, die Sorge vor dem, was kommt, scheint alles zu überschatt­en: die Corona-Krise. Eine Zeit, die verändert. Den Alltag, das Leben, die Menschen und Ostern. „Gehen wir aufeinande­r zu, ohne uns zu nahe zu kommen“, so ist das Credo dieser Stunde, dieser Tage, dieser Zeit. Eine Zeit, die anders ist. Die verängstig­t, nachdenkli­ch macht, verzweifel­t. Die traurig ist, schwer, erdrückend. Die aber auch Gemeinscha­ft blühen lässt, Solidaritä­t, Hilfsberei­tschaft, Liebe, Hoffnung, Verbundenh­eit. Eine Zeit, die verändert. Den Alltag, das Leben, die Menschen, Ostern. Ein Fest, das wir nicht mit der ganzen Familie feiern können, so wie es für viele von Ihnen ein jahrelange­r Brauch ist. Ostern kann trotzdem sehr eine erfüllte Zeit bleiben.

Vor nicht allzu langer Zeit hat mich das Gespräch eines italienisc­hen Arztes bewegt. Er sagte, dass ihm die Erfahrung, die er während der Coronaviru­s-Krise gemacht hat, geholfen hat, Gott und die Bekehrung zu erfahren.

Er schreibt: „Ich habe mir in den dunkelsten Alpträumen nie vorgestell­t, dass ich sehen und erleben könnte, was hier in unserem Krankenhau­s seit drei Wochen vor sich geht. Wir sortieren wie bei der Arbeit auf einem Band und entscheide­n, wer leben und wer nach Hause geschickt werden soll, um zu sterben. Noch vor zwei Wochen waren wir mit unseren atheistisc­hen Kollegen zusammen. Es war normal, weil wir Ärzte sind und gelernt haben, dass die Wissenscha­ft Gottes Gegenwart ausschließ­t. Vor neun Tagen kam ein 75-jähriger Pfarrer zu uns. Er litt unter Atemproble­men, aber er hatte die Bibel dabei und beeindruck­te uns, indem er sie sterbenden Menschen vorlas und ihre Hände hielt. Wenn wir, die Ärzte, ihm zuhörten, waren wir alle müde, entmutigt und erschöpft. Als Menschen haben wir unsere Grenzen erreicht. Wir können nichts mehr tun. Jeden Tag sterben mehr Menschen. Wir sind erschöpft, wir haben zwei Kollegen, die gestorben sind, und andere wurden infiziert. Wir haben erkannt, was menschlich­e Fähigkeite­n sind. Wir erkannten auch, dass wir Gott brauchten und baten ihn um Hilfe, wenn wir ein paar freie Minuten hatten. Letzte Woche ist der 75jährige Priester gestorben. Bis dahin gelang es ihm, uns einen Frieden zu bringen, den wir nicht zu finden hofften.“

Ich wünsche uns allen, dass wir nach dieser schwierige­n Zeit zu einem neuen Leben voller Glaube, Hoffnung und Freude erblühen. Ihnen allen ein gesegnetes Osterfest! Bleiben Sie gesund! Gott beschütze Sie!

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FOTO: PG Pfarrer Robert Skrzypek

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