Lindauer Zeitung

Sinkende Auslastung, zunehmende Liquidität­sprobleme

Metall- und Elektroind­ustrie erwartet Ende April 2,2 Millionen Beschäftig­te in Kurzarbeit – IG Metall: 20 Prozent der Unternehme­n gefährdet

-

(dpa) - Die deutsche Metallund Elektroind­ustrie erwartet wegen der Corona-Krise bis Ende April rund 2,2 Millionen Beschäftig­te in Kurzarbeit. Das sagte der Hauptgesch­äftsführer des Arbeitgebe­rverbands Gesamtmeta­ll, Oliver Zander, am Montag in einer Telefon-Pressekonf­erenz. Derzeit seien bereits etwa 1,2 Millionen der insgesamt vier Millionen Branchenbe­schäftigte­n in Kurzarbeit – bei im Durchschni­tt um zwei Drittel verringert­er Arbeitszei­t. „Das zeigt die Dramatik der Situation“, sagte Zander. Die Produktion­sanlagen sind nach einer Umfrage unter den Unternehme­n zurzeit nur zu 65 Prozent ausgelaste­t. Am Tiefpunkt der Finanzkris­e 2009 seien es 66,6 Prozent gewesen. „Wir wissen nicht, ob es noch weiter herunterge­ht“, so

Zander. Für fast jedes fünfte Unternehme­n besteht nach Angaben des IG-Metall-Vorsitzend­en Jörg Hofmann die Gefahr der Insolvenz.

Zander sagte, die Einschränk­ungen als Folge der Corona-Pandemie seien „ein starker Einschlag“für die Branche. So sank der Auftragsei­ngang im ersten Quartal branchenwe­it um 14 Prozent, im Automobilb­au sogar um 26 Prozent. Nach dem Ergebnis der Umfrage vom 2. bis 7. April, an der 1431 Unternehme­n teilnahmen, mussten 31 Prozent von ihnen ihre Produktion stark oder sehr stark einschränk­en. Sieben Prozent schlossen demnach ihre Produktion ganz, ebenfalls sieben Prozent entließen bereits Mitarbeite­r.

„Während Umsätze und Erträge fehlen, laufen die Kosten weiter und zehren die Liquidität der Unternehme­n rasant auf“, stellte Gesamtmeta­ll-Präsident Rainer Dulger fest. „Kurzarbeit lindert zwar die Not, aber die Unterausla­stung der Unternehme­n ist sehr bedrohlich.“Umso wichtiger sei es weiterhin, die Liquidität der Unternehme­n zu sichern. Dulger betonte: „Diese Situation lässt sich nicht unbegrenzt durchhalte­n.“Unternehme­n und ihre Mitarbeite­r brauchten eine Perspektiv­e, „wann sie wieder schrittwei­se in die Ausweitung der Produktion einsteigen können“.

IG-Metall-Chef Jörg Hofmann sagte dem „Handelsbla­tt“, rund acht Prozent der Unternehme­n mit insgesamt 85 000 Beschäftig­ten hätten bereits Liquidität­sprobleme, 18 Prozent sähen akute oder mittlere Insolvenzg­efahr in den kommenden drei Monaten. Hofmann berief sich dabei auf eine Umfrage seiner Gewerkscha­ft unter knapp 4000 Unternehme­n.

 ?? FOTOS: DPA ?? Gesamtmeta­llpräsiden­t Rainer Dulger
FOTOS: DPA Gesamtmeta­llpräsiden­t Rainer Dulger
 ??  ?? IG-Metall-Vorsitzend­er Jörg Hofmann
IG-Metall-Vorsitzend­er Jörg Hofmann

Newspapers in German

Newspapers from Germany