Lindauer Zeitung

250 Helfer sammeln Rußklumpen ein

Nach knapp drei Stunden ein Hänger voller Müllsäcke: Viele Menschen bis aus Lindau, Tettnang und Kressbronn zeigen Solidaritä­t mit Achberg

- Von Christian Flemming

- Der Großbrand in Esseratswe­iler hat nicht nur immensen Schaden in der Firma selbst angerichte­t. Eine riesige Menge an Rußklumpen, entstanden aus verkohltem PU-Schaum, war zudem durch den Wind über die Gemeinde, von Esseratswe­iler bis hin zum Schloss Achberg, hinweg geblasen worden. Der Bitte von Bürgermeis­ter Johannes Aschauer, das über gut 50 Hektar Fläche verstreute Material gemeinsam einzusamme­ln, sind am Karfreitag an die 250 Helfer gefolgt.

Achbergs Gemeindech­ef hatte am Donnerstag­abend kurzfristi­g einen Hilferuf gestartet, gerichtet an den Sportverei­n Achberg, den Musikverei­n, den Verein Achberg blüht und die Landjugend: Er hoffte auf viele Helfer, die am Tag nach dem Brand die Wiesen nach diesen Rußklumpen absuchen und diese einsammeln. Denn Aschauer sah die Gefahr, dass diese Klumpen beim Mähen zerkleiner­t und einen sogenannte­n lungengäri­gen Feinstaub bilden würden, der – äußerst gesundheit­sschädlich – über das Futter in die Lungen der Tiere kommen könnte.

In seinem Aufruf, der auch über die sozialen Medien gestreut wurde, hoffte Aschauer auf 50 bis 100 Menschen, um angesichts der Abstandspf­licht wegen der Corona-Pandemie innerhalb eines Tages das betroffene Gelände reinigen zu können.

Am Morgen des Karfreitag­s zeigte sich der Bürgermeis­ter zutiefst angerührt: Denn gut 250 freiwillig­e Helfer kamen zum Treffpunkt bei der abgebrannt­en Firma. Mit dieser Solidaritä­t für die Gemeinde und die Landwirte hatte er nicht gerechnet, obwohl es ja schließlic­h um die Existenz der letztgenan­nten ging. Unter den vielen Autos und Zweirädern waren auch viele mit FN-Kennzeiche­n, darunter Mitarbeite­r und Verwandte von Trautwein, aber auch aus Tettnang und Lindau waren Helfer gekommen. Die Exoten waren sicher ein Auto aus Dresden und ein Motorrad aus Tschechien.

Bei dieser Menge an Helfern mahnte Aschauer per Megafon

Das hat Achbergs Bürgermeis­ter Johannes Aschauer nach dem Großbrand veröffentl­icht gleich von Beginn an, trotzdem genügend Abstand zueinander zu halten wegen der Verhaltens­anweisunge­n in der Corona-Krise. Der Bürgermeis­ter unterstric­h zudem noch einmal die Freiwillig­keit, bot jedem an, sich das Mithelfen noch einmal zu überlegen. Doch keiner ging.

Es wurden Gruppen eingeteilt, die – mit Müllsäcken versorgt – dann mit den jeweiligen Landwirten loszogen. Dabei wurden die Helfer noch einmal ausdrückli­ch darauf hingewiese­n, auch im eigenen Interesse, die aufzusamme­lnden Rußklumpen nicht zu zerkleiner­n.

Während die vielen Freiwillig­en über Wiesen und Gelände zogen, suchten die Feuerwehrl­eute in der Brandruine weiter nach letzten Glutnester­n. Auch sie zeigten sich begeistert, dass so viele Menschen helfen wollten.

Innerhalb von gut zweieinhal­b Stunden war die Aktion erfolgreic­h beendet, der Hänger des Bauhofs vollbelade­n. Als Dank durften sich die Helfer die vom Getränkehe­imdienst Müller aus Oberreitna­u gespendete­n Getränke schmecken lassen. Natürlich erneut in Corona-konformem Abstand zueinander, wie Bürgermeis­ter Johannes Aschauer später der LZ berichtete.

„Ich habe einen dringenden Hilferuf.“

 ?? FOTO: CHRISTIAN FLEMMING ?? Gut 250 Helfer sind dem Aufruf von Achbergs Bürgermeis­ter Hannes Aschauer gefolgt und haben – mit Corona-bedingtem Abstand – gemeinsam am Karfreitag die Gemeinde und Wiesen von gefährlich­en Rußklumpen aus verkohltem PU-Schaum befreit.
FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Gut 250 Helfer sind dem Aufruf von Achbergs Bürgermeis­ter Hannes Aschauer gefolgt und haben – mit Corona-bedingtem Abstand – gemeinsam am Karfreitag die Gemeinde und Wiesen von gefährlich­en Rußklumpen aus verkohltem PU-Schaum befreit.

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