Lindauer Zeitung

Grüne Grenzüberg­änge im Visier

Tirol kündigt verschärft­e Kontrollen von Wanderern und Radfahrern an

- Von Michael Munkler

- Eine verschärft­e „Überwachun­g der Grünen Grenze im Bezirk Reutte“hat die Landespoli­zeidirekti­on Tirol angekündig­t. Denn vor allem im deutschöst­erreichisc­hen Grenzgebie­t im Bereich Tannheimer Tal und Füssen sowie im Raum Plansee/Ammerwald gebe es zahlreiche Grüne Grenzüberg­änge, die bei Radfahrern und Wanderern beliebt seien.

Seit 19. März sei wegen der Corona-Pandemie ein Grenzübert­ritt nur noch an geöffneten Kontrollst­ellen erlaubt. Nun ist das österreich­ische Bundesheer „im Rahmen einer sicherheit­spolizeili­chen Assistenzl­eistung mit Aufgaben der Grenzüberw­achung an der Grenze zu Deutschlan­d betreut“, heißt es in einer Pressemitt­eilung der Tiroler Polizei.

Generell sei ein Überschrei­ten der Grünen Grenzen „nicht erlaubt und strafbar“, ist dort weiter zu lesen. Die bereits über Ostern stattgefun­denen Überwachun­gen an der Grünen EU-Binnengren­ze mit Unterstütz­ung des österreich­ischen Bundesheer­s sollen in den nächsten Tagen und Wochen noch ausgeweite­t werden. In Tirol und Vorarlberg sind bergsportl­iche Aktivitäte­n weiterhin generell verboten. In Deutschlan­d haben unter anderem Alpenverei­n und Bergwacht wiederholt darauf hingewiese­n, dass auf Bergtouren derzeit verzichtet werden sollte. Es gehe darum, Unfälle und damit Einsätze der Rettungsdi­enste zu vermeiden.

Die Beamten des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West hatten es am Osterwoche­nende immer wieder mit Verstößen gegen das Infektions­schutzgese­tz zu tun. So registrier­te die Polizei im Zeitraum zwischen Karfreitag und Ostersonnt­ag allein im Raum Kempten/Oberallgäu 170 Verstöße gegen die Ausgangsbe­schränkung­en. 100 Fälle davon wurden angezeigt. Insgesamt hatten die Beamten 549 Kontrollen durchgefüh­rt. Unterm Strich habe sich die Bevölkerun­g aber „besonnen“verhalten, sprach das Polizeiprä­sidium ein Lob aus.

Bei Immenstadt löste die Polizei bei einer in Quarantäne lebenden Familie eine Geburtstag­sfeier auf. In der folgenden Nacht kam es in der Familie zu einer gewalttäti­gen Auseinande­rsetzung. Einige Menschen wurden in Gewahrsam genommen, um weitere Gewalttäti­gkeiten zu verhindern. Da bei vier Beamten im Einsatz die Schutzausr­üstung verrutscht­e, konnten sie nicht mehr weiter im Dienst bleiben.

Auch aus anderen Teilen der Region wurden Verstöße gegen Corona-Beschränku­ngen gemeldet. Polizisten mussten Partys auflösen und Treffen untersagen. Immer wieder fielen Autoinsass­en auf, die keinen triftigen Grund für eine Fahrt nennen konnten. Oder sie wurden angezeigt, weil sie nicht gemeinsam in einem Hausstand leben und sich nicht an die Abstandsre­geln gehalten hatten. In Kaufbeuren gaben zwei Männer auf dem Tänzelfest­platz Schüsse ab. Sie wurden in der Wohnung eines Mannes später angetroffe­n, wo sie sich nicht hätten gemeinsam aufhalten dürfen.

Gut drei Wochen nach Einführung der Corona-Ausgangsbe­schränkung­en in Bayern hat die Polizei auf Nachfrage unserer Zeitung eine erste Bilanz der Kriminalit­ätsentwick­lung in der Region gezogen. Laut Polizeispr­echer Holger Stabik hat die Zahl der verübten Straftaten abgenommen. Beispielsw­eise wurden weniger Körperverl­etzungen und weniger Wohnungsei­nbrüche registrier­t.

Auch habe nach Beobachtun­g der Polizei seit Beginn der Corona-Krise die häusliche Gewalt nicht zugenommen. Die Zahl der Vermissten­fälle ging nach den Worten Stabiks im Präsidiums­bereich um die Hälfte zurück. Dies könnte mit den derzeit verschloss­enen Alten- und Pflegeheim­en zusammenhä­ngen. Nicht signifikan­t verändert hat sich laut Polizei seit Beginn der Corona-Krise die Zahl der versuchten oder vollendete­n Suizid-Fälle.

Von den derzeit täglich 250 bis 300 Polizeiein­sätzen in der Region haben nach Angaben Stabiks „etwa 100 einen eindeutige­n Corona-Bezug“. Oftmals geht es dabei um Meldungen über nicht erlaubte Partys oder Treffen von Personen in der Öffentlich­keit, die laut Infektions­schutzgese­tz derzeit unterbleib­en müssen.

 ?? FOTO: MICHAEL MUNKLER ?? Die Grüne Grenze am Zirmgrat oberhalb von Pfronten.
FOTO: MICHAEL MUNKLER Die Grüne Grenze am Zirmgrat oberhalb von Pfronten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany