Grüne Grenzübergänge im Visier
Tirol kündigt verschärfte Kontrollen von Wanderern und Radfahrern an
- Eine verschärfte „Überwachung der Grünen Grenze im Bezirk Reutte“hat die Landespolizeidirektion Tirol angekündigt. Denn vor allem im deutschösterreichischen Grenzgebiet im Bereich Tannheimer Tal und Füssen sowie im Raum Plansee/Ammerwald gebe es zahlreiche Grüne Grenzübergänge, die bei Radfahrern und Wanderern beliebt seien.
Seit 19. März sei wegen der Corona-Pandemie ein Grenzübertritt nur noch an geöffneten Kontrollstellen erlaubt. Nun ist das österreichische Bundesheer „im Rahmen einer sicherheitspolizeilichen Assistenzleistung mit Aufgaben der Grenzüberwachung an der Grenze zu Deutschland betreut“, heißt es in einer Pressemitteilung der Tiroler Polizei.
Generell sei ein Überschreiten der Grünen Grenzen „nicht erlaubt und strafbar“, ist dort weiter zu lesen. Die bereits über Ostern stattgefundenen Überwachungen an der Grünen EU-Binnengrenze mit Unterstützung des österreichischen Bundesheers sollen in den nächsten Tagen und Wochen noch ausgeweitet werden. In Tirol und Vorarlberg sind bergsportliche Aktivitäten weiterhin generell verboten. In Deutschland haben unter anderem Alpenverein und Bergwacht wiederholt darauf hingewiesen, dass auf Bergtouren derzeit verzichtet werden sollte. Es gehe darum, Unfälle und damit Einsätze der Rettungsdienste zu vermeiden.
Die Beamten des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West hatten es am Osterwochenende immer wieder mit Verstößen gegen das Infektionsschutzgesetz zu tun. So registrierte die Polizei im Zeitraum zwischen Karfreitag und Ostersonntag allein im Raum Kempten/Oberallgäu 170 Verstöße gegen die Ausgangsbeschränkungen. 100 Fälle davon wurden angezeigt. Insgesamt hatten die Beamten 549 Kontrollen durchgeführt. Unterm Strich habe sich die Bevölkerung aber „besonnen“verhalten, sprach das Polizeipräsidium ein Lob aus.
Bei Immenstadt löste die Polizei bei einer in Quarantäne lebenden Familie eine Geburtstagsfeier auf. In der folgenden Nacht kam es in der Familie zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung. Einige Menschen wurden in Gewahrsam genommen, um weitere Gewalttätigkeiten zu verhindern. Da bei vier Beamten im Einsatz die Schutzausrüstung verrutschte, konnten sie nicht mehr weiter im Dienst bleiben.
Auch aus anderen Teilen der Region wurden Verstöße gegen Corona-Beschränkungen gemeldet. Polizisten mussten Partys auflösen und Treffen untersagen. Immer wieder fielen Autoinsassen auf, die keinen triftigen Grund für eine Fahrt nennen konnten. Oder sie wurden angezeigt, weil sie nicht gemeinsam in einem Hausstand leben und sich nicht an die Abstandsregeln gehalten hatten. In Kaufbeuren gaben zwei Männer auf dem Tänzelfestplatz Schüsse ab. Sie wurden in der Wohnung eines Mannes später angetroffen, wo sie sich nicht hätten gemeinsam aufhalten dürfen.
Gut drei Wochen nach Einführung der Corona-Ausgangsbeschränkungen in Bayern hat die Polizei auf Nachfrage unserer Zeitung eine erste Bilanz der Kriminalitätsentwicklung in der Region gezogen. Laut Polizeisprecher Holger Stabik hat die Zahl der verübten Straftaten abgenommen. Beispielsweise wurden weniger Körperverletzungen und weniger Wohnungseinbrüche registriert.
Auch habe nach Beobachtung der Polizei seit Beginn der Corona-Krise die häusliche Gewalt nicht zugenommen. Die Zahl der Vermisstenfälle ging nach den Worten Stabiks im Präsidiumsbereich um die Hälfte zurück. Dies könnte mit den derzeit verschlossenen Alten- und Pflegeheimen zusammenhängen. Nicht signifikant verändert hat sich laut Polizei seit Beginn der Corona-Krise die Zahl der versuchten oder vollendeten Suizid-Fälle.
Von den derzeit täglich 250 bis 300 Polizeieinsätzen in der Region haben nach Angaben Stabiks „etwa 100 einen eindeutigen Corona-Bezug“. Oftmals geht es dabei um Meldungen über nicht erlaubte Partys oder Treffen von Personen in der Öffentlichkeit, die laut Infektionsschutzgesetz derzeit unterbleiben müssen.