Lindauer Zeitung

Wenn ein Weltmeiste­r helfen könnte

Kevin Großkreutz fordert sofortiges Saisonende in der 3. und 4. Liga

- Von Sebastian van Eeck

- Kritiker hat er viele. Fans aber auch. Kevin Großkreutz ist einer dieser Typen, die es im heutigen Fußball nicht mehr so oft gibt. Knallhart in den Zweikämpfe­n, Eskapaden außerhalb des Spielfelde­s und ein Herz aus Gold – zumindest für Vereine, für die er sich das Trikot anziehen (unter anderem Dortmund, Darmstadt 98 und der VfB Stuttgart) darf und durfte.

In Aalen hinterließ der Weltmeiste­r von 2014 einst keinen bleibenden Eindruck. Bei seinem Besuch in der 3. Liga in der Ostalb Arena mit Uerdingen (27. April 2019) fiel er nicht auf und es erinnerte eigentlich nur der Name auf dem Trikot der Uerdinger an die große Fußballwel­t, die der Fußballer bereits gesehen hat. Ein anderer in seinem Team dagegen trumpfte an diesem Nachmittag so richtig groß auf, Osayamen Osawe. Er erzielte drei Tore beim 4:2-Sieg der Uerdinger und besiegelte damit zugleich den Abstieg des VfR in die Regionalli­ga. Ein schwarzer Tag für den Aalener Fußball also.

Nun aber könnte zumindest jener Großkreutz dem VfR Aalen vielleicht dennoch einen großen Dienst erweisen und sich nachträgli­ch in positive Erinnerung bringen.

Denn der Mann aus dem Ruhrgebiet hat sich in einem Interview mit der „Bild am Sonntag“für ein rasches Saisonende in der 3. und 4. Liga ausgesproc­hen. „Geisterspi­ele machen in den Bundeslige­n vielleicht Sinn, weil dadurch wenigsten die FernsehKoh­le wieder fließt. Doch in der 3. Liga gehen locker die Hälfte aller Clubs daran kaputt, da die Kosten für die Spiele vor leeren Rängen weitaus höher sind als die Einnahmen“, sagte der 31 Jahre alte Dortmunder.

Man könne ja den Abstieg aussetzen und die vorderen drei Teams zu Aufsteiger­n machen. Für den Weltmeiste­r

von 2014 steht, egal welche Entscheidu­ng der Deutsche Fußball Bund (DFB) treffen sollte, eines fest: Es muss eine Entscheidu­ng her. „Nichts nervt mehr als die Ungewisshe­it“, so Großkreutz weiter. Da stößt er auch beim Absteiger aus der 3. Liga und Neu-Regionalli­gisten aus Aalen auf offene Ohren. Unlängst hatte schon Michael Weißkopf erklärt, dass Geisterspi­ele für den Tabellen-14. von der Ostalb wohl „das Schlimmste“wären. „Wir wollen lieber gar nicht spielen als Geisterspi­ele“, sagte der starke Mann beim VfR im Präsidium Sport bereits vor Wochen. Auch Trainer Roland Seitz sieht das ähnlich: „Geisterspi­ele machen keinen Sinn.“Zwischenze­itlich ist der Verein um seinen Cheftraine­r Roland Seitz bereits in Kurzarbeit gegangen und die Spieler halten sich individuel­l fit. Ähnlich handelten auch die Verantwort­lichen des FC Memmingen.

An ein Spiel vor Zuschauern denkt wohl selbst in Aalen in diesen Tagen keiner mehr. Ein möglicher Termin für den Wiederbegi­nn der

Regionalli­ga könnte der 19. Mai sein – und damit der Tag, an dem eigentlich die Saison regulär zu Ende gewesen wäre – ohne Corona-Krise versteht sich.

Übrigens: Ein gewisser Jan Holldack (seit Kurzem im Trikot der Aalener unterwegs) hatte zuletzt noch mit Großkreutz in einer Mannschaft gespielt. Vielleicht haben die beiden bald trotz nun unterschie­dlicher Ligen eine weitere Gemeinsamk­eit auf dem Zettel stehen: das Saisonende.

Denn das Wort eines Weltmeiste­rs, wenn auch nur auf der Bank sitzend, könnte vermutlich mehr Gewicht haben als die Wünsche eines Regionalli­gisten. Sportlich wäre der VfR bei Saisonabbr­uch ohnehin gerettet. „Schön“, findet Seitz. Bei einer Fortsetzun­g könnte das Saisonziel Klassenerh­alt allerdings freilich noch einmal wackeln. Daher wird man die gewichtige­n Worte von Großkreutz in Aalen gerne gelesen haben. Entscheide­n müssen es aber wieder einmal andere. Weltmeiste­r von 2014 dürften da sicherlich nicht darunter sein.

 ?? ARCHIVFOTO: PETER SCHLIPF ?? Beide werden in naher Zukunft wohl nicht mehr in der Ostalb Arena auf dem Rasen stehen. Patrick Schorr (aktuell in Jena unter Vertrag. Hier noch im Trikot des VfR Aalen) und Kevin Großkreutz (rechts) bei der Drittliga-Partie der Aalener im April 2019. Das Spiel endete 4:2 für die Krefelder.
ARCHIVFOTO: PETER SCHLIPF Beide werden in naher Zukunft wohl nicht mehr in der Ostalb Arena auf dem Rasen stehen. Patrick Schorr (aktuell in Jena unter Vertrag. Hier noch im Trikot des VfR Aalen) und Kevin Großkreutz (rechts) bei der Drittliga-Partie der Aalener im April 2019. Das Spiel endete 4:2 für die Krefelder.

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