Wenn ein Weltmeister helfen könnte
Kevin Großkreutz fordert sofortiges Saisonende in der 3. und 4. Liga
- Kritiker hat er viele. Fans aber auch. Kevin Großkreutz ist einer dieser Typen, die es im heutigen Fußball nicht mehr so oft gibt. Knallhart in den Zweikämpfen, Eskapaden außerhalb des Spielfeldes und ein Herz aus Gold – zumindest für Vereine, für die er sich das Trikot anziehen (unter anderem Dortmund, Darmstadt 98 und der VfB Stuttgart) darf und durfte.
In Aalen hinterließ der Weltmeister von 2014 einst keinen bleibenden Eindruck. Bei seinem Besuch in der 3. Liga in der Ostalb Arena mit Uerdingen (27. April 2019) fiel er nicht auf und es erinnerte eigentlich nur der Name auf dem Trikot der Uerdinger an die große Fußballwelt, die der Fußballer bereits gesehen hat. Ein anderer in seinem Team dagegen trumpfte an diesem Nachmittag so richtig groß auf, Osayamen Osawe. Er erzielte drei Tore beim 4:2-Sieg der Uerdinger und besiegelte damit zugleich den Abstieg des VfR in die Regionalliga. Ein schwarzer Tag für den Aalener Fußball also.
Nun aber könnte zumindest jener Großkreutz dem VfR Aalen vielleicht dennoch einen großen Dienst erweisen und sich nachträglich in positive Erinnerung bringen.
Denn der Mann aus dem Ruhrgebiet hat sich in einem Interview mit der „Bild am Sonntag“für ein rasches Saisonende in der 3. und 4. Liga ausgesprochen. „Geisterspiele machen in den Bundesligen vielleicht Sinn, weil dadurch wenigsten die FernsehKohle wieder fließt. Doch in der 3. Liga gehen locker die Hälfte aller Clubs daran kaputt, da die Kosten für die Spiele vor leeren Rängen weitaus höher sind als die Einnahmen“, sagte der 31 Jahre alte Dortmunder.
Man könne ja den Abstieg aussetzen und die vorderen drei Teams zu Aufsteigern machen. Für den Weltmeister
von 2014 steht, egal welche Entscheidung der Deutsche Fußball Bund (DFB) treffen sollte, eines fest: Es muss eine Entscheidung her. „Nichts nervt mehr als die Ungewissheit“, so Großkreutz weiter. Da stößt er auch beim Absteiger aus der 3. Liga und Neu-Regionalligisten aus Aalen auf offene Ohren. Unlängst hatte schon Michael Weißkopf erklärt, dass Geisterspiele für den Tabellen-14. von der Ostalb wohl „das Schlimmste“wären. „Wir wollen lieber gar nicht spielen als Geisterspiele“, sagte der starke Mann beim VfR im Präsidium Sport bereits vor Wochen. Auch Trainer Roland Seitz sieht das ähnlich: „Geisterspiele machen keinen Sinn.“Zwischenzeitlich ist der Verein um seinen Cheftrainer Roland Seitz bereits in Kurzarbeit gegangen und die Spieler halten sich individuell fit. Ähnlich handelten auch die Verantwortlichen des FC Memmingen.
An ein Spiel vor Zuschauern denkt wohl selbst in Aalen in diesen Tagen keiner mehr. Ein möglicher Termin für den Wiederbeginn der
Regionalliga könnte der 19. Mai sein – und damit der Tag, an dem eigentlich die Saison regulär zu Ende gewesen wäre – ohne Corona-Krise versteht sich.
Übrigens: Ein gewisser Jan Holldack (seit Kurzem im Trikot der Aalener unterwegs) hatte zuletzt noch mit Großkreutz in einer Mannschaft gespielt. Vielleicht haben die beiden bald trotz nun unterschiedlicher Ligen eine weitere Gemeinsamkeit auf dem Zettel stehen: das Saisonende.
Denn das Wort eines Weltmeisters, wenn auch nur auf der Bank sitzend, könnte vermutlich mehr Gewicht haben als die Wünsche eines Regionalligisten. Sportlich wäre der VfR bei Saisonabbruch ohnehin gerettet. „Schön“, findet Seitz. Bei einer Fortsetzung könnte das Saisonziel Klassenerhalt allerdings freilich noch einmal wackeln. Daher wird man die gewichtigen Worte von Großkreutz in Aalen gerne gelesen haben. Entscheiden müssen es aber wieder einmal andere. Weltmeister von 2014 dürften da sicherlich nicht darunter sein.