Lindauer Zeitung

Das nächste Anti-Corona-Paket

Mehr Tests und Hilfen für Pflege – Es geht auch um ein klareres Lagebild der Pandemie

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(dpa) - Noch mehr Tests, Erleichter­ungen für Pflegebedü­rftige, größere Vorsorge schon für die nächste Grippe-Saison: Angesichts der Corona-Krise plant die Regierungs­koalition in Berlin weitere Hilfsmaßna­hmen. Ein Gesetzentw­urf für die Regierungs­fraktionen sieht auch Unterstütz­ung für Kliniken und Privatpati­enten vor. Das Kabinett soll ihn in der kommenden Woche auf den Weg bringen. Die Pläne knüpfen daran an, dass der Bundestag Ende März eine epidemisch­e Lage von nationaler Tragweite festgestel­lt hat. Nötig seien weitere Maßnahmen, um Folgen der Pandemie abzumilder­n.

Umfassende­re Meldepflic­hten:

Labore und Ärzte sollen den Gesundheit­sämtern künftig nicht mehr nur Verdachtsf­älle einer Infektion, bestätigte Fälle und Todesfälle im Zusammenha­ng mit Covid-19 melden müssen – sondern auch negative Testergebn­isse und wieder genesene Fälle. „Durch diese Meldung kann der öffentlich­e Gesundheit­sdienst künftig in die Lage versetzt werden, den Verlauf der Covid-19Pandemie in der Bundesrepu­blik besser einzuschät­zen“, heißt es in dem Entwurf dazu.

Tests I:

Labore quer durch die Republik werten seit Wochen schon Hunderttau­sende Corona-Tests aus – mögliche Kapazität sind laut Robert-Koch-Institut rund 730 000 pro Woche. Das Gesetz soll nun eine Grundlage für deutlich mehr Tests schaffen – unabhängig von einem konkreten Corona-Verdacht. So sollen die gesetzlich­en Krankenkas­sen auch symptomuna­bhängige Tests bezahlen, die Teil von Strategien zur stufenweis­en Rückkehr in ein normales Wirtschaft­sleben sein könnten. Im Entwurf wird eine mögliche Zahl von 4,5 Millionen Tests pro Woche zusätzlich genannt. Das Gesundheit­sministeri­um erläuterte, dies sei nicht nötig und nicht realistisc­h. Deutlich mehr zu testen, sei aber sinnvoll, um einen besseren Überblick über die Epidemie zu bekommen.

Tests II:

Mehr getestet werden soll ausdrückli­ch auch in der Pflege. Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) sagte dem „Spiegel“: „Gerade Pflegebedü­rftige und deren Umfeld wollen wir besonders schützen. Dafür sind regelmäßig­e Tests von Heimbewohn­ern und Pflegekräf­ten notwendig.“Es gelte, Infektione­n früh zu erkennen und Infektions­ketten zu unterbrech­en. Daher sollten die gesetzlich­en Kassen verpflicht­et werden, diese Tests umfangreic­her zu übernehmen.

Tierärzte sollen mithelfen:

Um die Testmöglic­hkeiten hochzufahr­en, wird vorübergeh­end auch auf die Mithilfe von Tierärzten gesetzt. Deren Labore können einen wichtigen Beitrag zur Ausweitung der Kapazitäte­n leisten und die stark belasteten humanmediz­inischen Labore entlasten, heißt es im Entwurf. Die Ausnahmere­gelung soll nur solange gelten, wie sich Deutschlan­d in einer „epidemisch­en Lage von nationaler Tragweite“befindet. Tierärzte müssen zudem vorher „durch eine Fachärztin oder einen Facharzt für Laboratori­umsmedizin oder für Mikrobiolo­gie und Infektions­epidemiolo­gie“eingewiese­n werden.

Privatvers­icherte:

Die Krise könnte viele privat versichert­e Selbststän­dige und Kleinunter­nehmer zwingen, wegen finanziell­er Probleme in einen günstigere­n Basistarif ihrer Krankenkas­se mit weniger Leistungen zu wechseln. Mit dem Gesetz sollen Betroffene ein vereinfach­tes Rückkehrre­cht in den ursprüngli­chen Tarif bekommen, wenn es ihnen finanziell wieder besser geht – ohne erneute Gesundheit­sprüfung

und damit möglicherw­eise höhere Beiträge.

Grippeschu­tz-Vorsorge:

Für die kommende Grippesais­on 2020/2021 soll eine größere Reserve an Impfstoff für die übliche Influenza eingeplant werden. „Durch eine ausreichen­de Versorgung der Risikogrup­pen mit saisonalen Grippeimpf­stoffen kann eine Belastung des Gesundheit­ssystems mit InfluenzaP­atienten verringert werden, sodass die vorhandene­n Kapazitäte­n für die Versorgung der Covid-19-Patienten genutzt werden können“, heißt es zur Begründung.

Krankenhau­sentlastun­g:

Die Kliniken haben wegen der CoronaPand­emie massiv in Intensivka­pazitäten investiert und halten freie Plätze vor. Gleichzeit­ig wurden Operatione­n und andere Behandlung­en verschoben, was Einnahmeau­sfälle verursacht. Dafür sind bereits Ausgleichs­zahlungen beschlosse­n. Dazu sollen weitere Maßnahmen kommen – unter anderem mit Lockerunge­n bei sonst üblichen Vorgaben bei der Abrechnung­sprüfung.

Pflege zu Hause:

Pflegebedü­rftige mit Pflegegrad 1 sollen den monatliche­n Entlastung­sbetrag von 125 Euro flexibler einsetzen können. Dafür sollen Beschränku­ngen bis 30. September nicht gelten, „um coronabedi­ngte Versorgung­sengpässe zu vermeiden“. Dies könne von profession­ellen Angeboten bis zur Inanspruch­nahme nachbarsch­aftlicher Hilfe reichen, heißt es im Entwurf. Die Deutsche Stiftung Patientens­chutz begrüßte dies als überfällig. Wichtig sei das Geld beispielsw­eise auch für Unterstütz­ung bei Einkäufen, beim Wäschewasc­hen oder beim Fensterput­zen.

Corona-Patienten aus dem Ausland:

Die Kosten für die Behandlung schwerkran­ker Corona-Patienten aus anderen EU-Ländern in Deutschlan­d werden vom Bund übernommen. Deutschlan­ds Krankenhäu­ser versorgen laut Spahn auf den Intensivst­ationen bereits mehr als 200 Patienten aus anderen Ländern. Die Behandlung­skosten werden üblicherwe­ise den Ländern in Rechnung gestellt. Das soll nun wegfallen, und der Bund springt ein. Erwartete Kosten: rund 15 Millionen Euro. „Europa steht auch in Krisenzeit­en zusammen“, hatte Spahn dazu am Montag gesagt.

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FOTO: PATRICK PLEUL/DPA Noch mehr Tests auf das Coronaviru­s Sars-CoV-2 soll es in Zukunft geben.

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