Schulen bereiten einen guten Start der Prüflinge vor
Platzprobleme erschweren aber den Schulbeginn in der Berufsschule und der Fachoberschule
- Abschlussklassen dürfen am Montag als Erstes wieder zurück in die Schulen. Die Schulleiter haben am Dienstag noch letzte Instruktionen erhalten. Mittelschule, Realschulen und Gymnasien sehen überhaupt keine Probleme, eng wird es aber in der Berufsschule.
Während an den anderen Schulen die meisten Schüler nach wie vor daheim bleiben, um die Ausbreitung von Corona zu bremsen, gibt es an der Fachoberschule (Fos) nur die Klassen elf, zwölf und 13. „Das trifft uns härter als die Gymnasien und Realschulen“, sagt Christian Klix, ständiger Vertreter des Schulleiters, auf Anfrage der LZ. Da die Klassen zwölf und 13 vor Prüfungen stehen, muss Klix mit seinen Lehrern das Kunststück schaffen, die Prüfungsvorbereitung auf Präsenzunterricht im Gebäude und Heimarbeit per Video aufzuteilen.
Ähnlich anspruchsvoll wird der Unterricht in den Abschlussklassen der Berufsschule. Dabei wird das Kollegium laut Klix darauf achten, dass in jeder Woche nur zwei Fachgruppen im Haus sind. Dann reichen die Räume aus, sodass alle Schüler den gebotenen Abstand einhalten können. Schwierig wird das auch im Schülerwohnheim, in dem viele Schüler leben, die zum Blockunterricht aus ganz Bayern kommen. In Absprache mit dem Landratsamt werde man aber sicherstellen, dass jeder Schüler ein Einzelzimmer bekommt, sagt Klix zu.
Wie alle anderen Schulleiter war auch Klix am Montag und Dienstag in Kontakt mit dem Kultusministerium und dem Landratsamt, das als Schulträger für fast alle Gebäude zuständig ist. Die Stadt Lindau trägt Verantwortung nur für die Mittelschule. Sibylle Ehreiser, Pressesprecherin des Landratsamtes, sagt ausreichend Hygiene in den Gebäuden zu. Es werde Flüssigseife sowie Einmalhandtücher oder Trockengebläse in den WCs geben. „Der Landkreis Lindau stellt den
Schulen zusätzlich Desinfektionsmittel zur Verfügung“, sagt Ehreiser, auch wenn das über die Vorgaben des Ministeriums hinausgeht. Dass nicht jedes WC warmes Wasser hat, sei kein Problem, denn die Wassertemperatur habe nach Ansicht der Fachleute keinen Einfluss auf die Verringerung der Coronaviren. Ehreiser kündigt außerdem an, dass Reinigungskräfte vor allem Türklinken und Lichtschalter vor Beginn oder nach Ende des Schultages desinfizieren werden. Bei starker Beanspruchung soll das auch zwischendurch passieren.
Bis zum Schulbeginn werden Schüler und Eltern von den Schulen ausreichend Informationen erhalten, die über alle Regeln und Angebote informieren. Masken sind in den Schulen nicht vorgeschrieben. Manche Lehrer wollen sich aber welche besorgen, und zumindest für den Weg ins Klassenzimmer und wieder zurück sollten auch die Schüler sich entsprechend ausstatten, rät zumindest BogyDirektorin Jutta Merwald. Zumal die Schüler in den Zügen und Bussen sowieso Masken tragen müssen. Bis Donnerstag soll feststehen, wann die Busse auf den Linien unterwegs sind.
Klar ist auch, dass alle Schulen in dieser Woche prüfen, ob Schüler und Lehrer zu einer Risikogruppe gehören. Wem ein Arzt per Attest zum Beispiel Asthma bescheinigt, der müsse sich nicht dem Risiko einer Corona-Ansteckung aussetzen. Am Bodensee-Gymnasium ist deshalb schon klar, dass ein Lehrer eines Abiturkurses seine Schüler nicht selbst unterrichten kann.
„Zu uns kann jeder beruhigt und bedenkenlos kommen. Auch die Eltern brauchen keine Sorgen haben“, sagt Michael Rechtsteiner, Schulleiter der Realschule im Dreiländereck. Für ihn ist die Umsetzung der Richtlinien kein Problem. Die an sich schon kleine Gesamtgruppe von 43 Schülern werde auf vier Gruppen aufgeteilt. Somit würden maximal zwölf Schüler in einem großen Klassenzimmer unterrichtet, jeder habe einen festen Platz. „Da haben wir gut zwei Meter Abstand“, sagt Rechtsteiner. Die Abschlussschüler seien im ersten und zweiten Stock untergebracht und hätten auch getrennte Pausen. „Es kann keine Durchmischung stattfinden.“
Michael Rechtsteiner zweifelt nicht daran, dass die Zehntklässler vernünftig genug sind, auf die Abstandsregeln
zu achten. Er ist froh, dass es nach der „Hängepartie der letzten Wochen“am Montag weitergeht, um die Schüler in den Abschlussprüfungsfächern wieder fit zu machen. Oberste Priorität habe, dass die Prüfungen gelingen. „Dafür tun wir alles“, betont Rechtsteiner.
Auch die 54 Mädchen der MariaWard-Realschule lassen sich problemlos in kleine Gruppen einteilen, sagt Schulleiterin Barbara Lamina. Die Klassenzimmer seien groß genug, um den geforderten Abstand einzuhalten. „Das haben wir ausgemessen.“Damit sich die Schülerinnen nicht begegnen, gehen sie zu unterschiedlichen Zeiten in die Pause. Zwar gebe es an der Schule auch Lehrerinnen, die zur Risikogruppe gehörten, doch der Unterricht der Zehntklässler sei davon nicht betroffen. Lamina geht davon aus, dass die Abschlussschülerinnen „sich wieder gut einfinden“werden. Denn die schriftlichen Prüfungen starten erst Ende Juni. Die Hygienevorschriften seien für die Schule „noch kein Problem“. Sie denke jedoch „mit einem Stirnrunzeln“an die Zeit, wenn in einigen Wochen mehr Schüler dazukommen werden.
Auch für rund 80 Mittelschüler beginnt am Montag wieder die Schule. Nachdem bislang die meisten Abschlussschüler in Aeschach unterrichtet wurden, weicht Schulleiter Ulrich Kunstmann nun auch auf Reutin aus. Die Gruppengröße von höchstens 15 Schülern einzuhalten, ist für ihn so kein Problem. Meist seien zehn Schüler in einer Gruppe, pro Stockwerk würden nur zwei Gruppen untergebracht. Statt einer offiziellen Pause soll es individuelle Pausen geben, damit sich die Schüler aus verschiedenen Gruppen nicht treffen. „Die Schüler freuen sich schon“, sagt Kunstmann, der eine gewisse Verunsicherung bei ihnen spürt. Auch wenn man jetzt große Lücken nicht mehr schließen könne, sei es wichtig, mit Wiederholungen Sicherheit zu geben.
Am 20. Mai müssen als Erste die Abiturienten zu Prüfungen antreten. Manuel Streubert, Direktor am Valentin-Heider-Gymnasium, ist ebenso froh wie Jutta Merwald vom Bodensee-Gymnasium, dass sich Schüler und Lehrer ganz auf die Abschlussprüfungen konzentrieren können. Die noch ausstehenden Klausuren fallen aus, die Schüler bekommen Noten auf Grundlage der bisher erbrachten Leistungen, wobei jeweils eine für den Schüler gute Lösung gefunden werden soll.
Möglichst sollen zudem die bekannten Lehrer die Jugendlichen weiter unterrichten. Problemlos sei es möglich, die Kurse aufzuteilen, damit nie mehr als 15 Schüler drinsitzen. Dafür werde es aber völlig neue Stundenpläne geben. Die erfahren die Schüler spätestens bis zum Ende der Woche. Räume gibt es nach Angaben von Merwald und Streubert jeweils genug. Und die Pausen sollen die Schüler möglichst in den Klassenzimmern verbringen. Denn ob sich die Schüler auch draußen an die Abstandsregeln halten würden, daran haben die Schulleiter durchaus Zweifel, wie Merwald sagt: „Die Schüler haben doch einen großen Mitteilungsbedarf.“