Maskenball? Lass uns wie die Kinder sein...
Auf diese Woche haben manche sicherlich lange gewartet. So wie ich auch. Endlich sollte klar werden, wie es weitergeht. Und tatsächlich: Manche Beschränkungen lockern sich, gleichzeitig kommt am Montag aber auch ein neues Gebot auf: Die Maskenpflicht wird eingeführt, zumindest in Bayern. Maskenpflicht!
Sofort erinnere ich mich an Kinderfasching, Fasnet, Maskenball und den Fasching in Venedig. Und ich sehe sie vor mir, die vielen Gesichter mit fröhlichen Masken im Bus sitzend: leuchtende Stoffe, grinsende Fratzen, edle Muster, coole Comics. Kreative und fröhliche Arbeiten aus den heimischen Kunstwerkstätten in
Wohnzimmern und Nähstuben, von Älteren erwartungsfroh genäht und daraufhin verschenkt und verteilt an
Kinder und Jugendliche, die Nachbarn, Freunde und die liebe Bäckersfrau, die immer da ist.
Ich bin wohl doch schon recht lange tätig in der Kinder- und Jugendarbeit. Die graue Realität aus weiß-blauem, medizinischem Mundschutz will sich in meinen Bildern nicht einstellen. Auch nicht die Sorgen, die unter diesen Masken stecken. Immerzu wünsche ich mir, dass sich unter der Maske meines Gegenübers ein verschmitztes Lächeln, ein Augenzwinkern und Lebensfreude verstecken.
„Ihr seid alle durch den Glauben Gottes Kinder in Christus Jesus.“
So steht es in der heutigen Losung der Herrnhuter Brüdergemeinde, die für jeden Tag zwei Bibelverse aussucht. Der Vers für heute stammt aus dem Brief an die Galater im 3. Kapitel. Der Apostel-Paulus wendet sich in seinem Brief an die Gemeinde und versucht, sie trotz aller Unterschiedlichkeit und Unstimmigkeiten innerhalb ihrer Gesellschaft zu einen. Paulus schreibt weiter: „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.“
Und da ist er wieder, der Maskenball in meinem Kopf: Versteckt hinter Masken erkennen wir oft kaum, welcher Mensch darin steckt. Die Masken und Verkleidungen der Fasnet zeigen uns gruselige Gestalten und furchteinflößende Gesichter, hinter denen sich zumeist freundliche, zugewandte und lebenslustige Menschen verstecken, die der grauen Zeit ein Ende bereiten wollen. Verschmitztes Lachen ist zu spüren. Ein Augenzwinkern. Lebensfreude. Kinderfasching eben. Fasnetsumzug. Maskenball.
Wenn wir also nun in maskenbehängte Gesichter blicken, lasst uns daran denken: Wir sind alle Kinder Gottes.
Die Maske verdeckt das Gesicht und gibt uns die Chance, unserer Fantasie freien Lauf zu lassen: Vielleicht sitzen doch alle lächelnd im Bus. Ich bin mir sicher, mit kindlichen Augen entdecken wir das leichter: das Göttliche, Ebenbildliche, Kindliche in uns.
Das jedenfalls wünsche ich mir. Ich kneife die Augen zusammen und bete kurz zum lieben Gott: Lass uns wie die Kinder sein. Amen.