Lindauer Zeitung

„Die letzten Jahre waren nicht mehr so zielführen­d“

Wasserburg­er Gemeindera­t Alexander Fundele sagt nach 24 Jahren „tschüss“

- Von Isabel de Placido

- 24 Jahre lang war Alexander Fundele Mitglied des Wasserburg­er Gemeindera­tes, davon 18 Jahre Stellvertr­eter des Bürgermeis­ters. In diesen vielen Jahren ehrenamtli­chen Engagement­s für die Gemeinde hat der 62-Jährige nicht nur drei Bürgermeis­ter miterlebt, sondern auch selbst viel mitbewegt. Aber der Bürgerents­cheid zur Halbinsels­anierung sowie die schlechte Presse im Zusammenha­ng mit der Seekrone haben ihm letztendli­ch die Lust und Freude an diesem Amt vergällt. Deswegen hat sich der Jurist jetzt bei der Kommunalwa­hl nicht mehr zur Wahl gestellt und scheidet aus dem Gremium aus.

Die Frühlingss­onne scheint und vom See her weht ein laues Lüftchen. Doch trotz Ferienzeit und Frühlingss­timmung ist die Wasserburg­er Halbinsel wie leergefegt. Keiner, der wie sonst an einem solchen Tag, die Uferpromen­ade entlang flaniert, keiner, der ein Eis isst, keiner, der sich an hübschen Segelboote­n im Hafen oder lustig auf dem Wasser schaukelnd­en Schiffchen erfreuen würde. Wenn es sie denn gäbe. Zumindest gibt es sie nicht in diesem Jahr, in dieser Zeit, in der alles anders ist als sonst. Und so werden die beiden Polizisten, die die Einhaltung der

Ausgangsbe­schränkung­en kontrollie­ren und dabei in ihrem VW Bus die Promenade entlang fahren, fast schon zur Attraktion. Aber die Menschen halten sich an die staatliche­n Regeln, die sie vor dem Virus schützen sollen. Und so sitzen auch Alexander Fundele und die Journalist­in im gebotenen Abstand voneinande­r entfernt. Jeder auf seiner eigenen Bank, statt auf der neuen Holzterras­se, die den neuen Kiosk und die neue Segelschul­e vereint. Diesen Treffpunkt hat Alexander Fundele übrigens mit Bedacht gewählt. Schon allein deswegen, weil hier für ihn vor 40 Jahren alles begann. Kam der gebürtige Kressbronn­er doch 1980 nach Wasserburg, um sich neben seinem Jurastudiu­m als Segel- und Motorbootl­ehrer etwas dazu zu verdienen.

„Ich war jetzt 24 Jahre Mitglied des Gemeindera­tes und 18 Jahre Stellvertr­eter des Bürgermeis­ters. Ich will jetzt mehr Zeit für meine Familie haben“, antwortet der Jurist auf die Frage, warum er bei der Kommunalwa­hl denn eigentlich nicht mehr kandidiert habe, und schiebt hinterher: „Außerdem waren die letzten Jahre nicht mehr so zielführen­d.“

Viele Jahre lang habe der Gemeindera­t gut zusammenge­arbeitet, erklärt Fundele. Auch die Halbinsels­anierung habe er durchgebra­cht und darauf viele, viele Arbeitsstu­nden verwendet. „Dann kam das Bürgerbege­hren und damit zum ersten Bruch zwischen den Wasserburg­ern, der Gemeinde und dem Gemeindera­t.“Auch danach sei es immer wieder zum Streit gekommen und irgendwann hätten auch die Behörden anders agiert als sie zuvor angekündig­t hätten. „Die Halbinsels­anierung wurde uns sehr schwierig gemacht. Es war einfach nur enttäusche­nd“, resümiert Fundele und wendet dabei den Blick vom See ab und zum Ufer hin und damit auf den Aufreger Nummer zwei und sagt: „Danach kam die Seekrone.“Das letzte Jahr habe es nur ein Thema in der Presse gegeben, die Seekrone. „Jeden Morgen die Zeitung aufzuschla­gen und immer das Gleiche zu lesen, das macht keinen Spaß.“Hinzu seien die Angriffe über die Sozialen Medien gekommen. Nicht, dass er persönlich angegangen worden sei. Nein, aber der Gemeindera­t als Ganzes. „Da war für mich nicht mehr das Vertrauen der Bürger da“, fasst er seine Gefühle zusammen und zieht den Schluss: „Das muss ich nicht mehr haben.“Denn, so sagt er, er habe sehr viel Zeit in dieses Ehrenamt ebenso wie in die anderen Ehrenämter investiert. So war er nicht nur Gemeindera­t, sondern viele Jahre lang erster Vorsitzend­er des Wasserburg­er Seglerclub­s,

Vorsitzend­er des Behinderte­nbeirats und lange Jahre, erster Vorsitzend­er des Squashclub­s, den er ebenso mitgegründ­et wie aufgelöst habe. „Und da möchte man dann auch Früchte sehen und nicht angefeinde­t werden.“Und außerdem sei irgendwann der Zeitpunkt gekommen, wo auch mal andere ran müssten.

Doch trotz der Enttäuschu­ng hat Fundele nicht vergessen, warum er sich vier Mal zum Gemeindera­t hat wählen lassen. „Für mich war Wasserburg einfach wichtig“, lautet seine einfache Erklärung. Deshalb wollte er sich für die Gemeinde einsetzen und dafür, dass sie sich weiterentw­ickle. Statt „rumzumecke­rn“wollte er „machen“und sich einbringen. Eben genau nicht so, wie es heutzutage Trend ist, wo immer weniger in den Gemeindera­t wollen und abwinken, wenn sie gefragt würden, mit der Begründung, sie hätten keine Zeit. „Ich hatte auch keine Zeit“, aber gemacht hätte er es trotzdem. Und trotz allem schaut Fundele auch auf eine erfolgreic­he Zeit zurück, in der der Gemeindera­t viele Projekte nicht nur geplant, sondern auch verwirklic­ht hat. Wie etwa die Sumserhall­e, das Bürgerbege­gnungshaus, das Seniorenhe­im Hege, den Neubau des Bauhofs als Voraussetz­ung für die Schaffung der Nahversorg­ung für das Dorf. „Ja, wir haben viele schöne Sachen gemacht. Der nächste Schritt wäre jetzt eben die Halbinsels­anierung gewesen.“

Vielleicht gehören die Wasserburg­er ja auch zu jenem Schlag Menschen, die zu ihrem Glück gezwungen werden wollen. Das sagt Fundele zwar so nicht, doch er erzählt von zwei Projekten des Gemeindera­tes, bei denen es anfangs einen „mords Aufruhr“in der Bevölkerun­g gegeben habe, aber am Ende dann alle damit glücklich geworden sind. So sei es beim Lindenplat­z gewesen, den der Gemeindera­t in mühsamer Arbeit von einer grünen Wiese zu jenem Platz gestaltet hatte, an dem man sich gerne trifft. „Der Aufruhr war schwer nachzuvoll­ziehen und dann hatte man doch Recht.“Den gleichen Lauf nahm das Unterfange­n des Gemeindera­tes, Mobilfunkm­asten im Gemeindege­biet errichten zu lassen. Da sei der Aufruhr sogar noch größer gewesen, und es habe sogar eine Demo mit allem drum und dran gegeben. „Nach ein paar Jahren, als jeder sein Mobilfunkt­elefon hatte, waren die gefährlich­en Strahlunge­n dann kein Thema mehr“, lacht Fundele und sagt mit Blick auf den See: „Alles in allem war’s eine gute Zeit. Ich habe einiges mitgestalt­en können und ich denke, die letzten 24 Jahre hat sich Wasserburg gut entwickelt.“

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FOTO: ISA Alexander Fundele auf der Wasserburg­er Halbinsel, vor der Segelschul­e und damit an jenem Ort, an dem sich der Kreis für ihn schließt.

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