Visiere gegen das Virus
Die Firma Pfaff aus Röthenbach produziert wegen der Corona-Krise Gesichtsmasken
- Autos trocken zu halten ist das Kerngeschäft der Röthenbacher Firma Pfaff. Diese hat ihren Geschäftsbereich, Formen für Dichtungssysteme, jedoch kurzfristig erweitert: Pfaff sorgt nun mit der Produktion von Visieren dafür, dass die Gesichter von Medizinern trocken bleiben und während der Arbeit nicht in Kontakt mit Körperflüssigkeiten kommen.
Das Unternehmen liefert die Visiere an Ärzte und Pfleger in Allgäuer und US-amerikanische Praxen, Krankenhäuser und Altenheime, deren Angestellte sich so vor einer Ansteckung durch Speichel oder sogenannte Virenwolken beim Anhusten schützen können. Seit einigen Tagen entstehen die Visiere in Serie, parallel zum Regelbetrieb:
„Etwa 1000 Stück stellen wir täglich her“, sagt Geschäftsführer Moritz Hummel. „Die Nachfrage ist gigantisch.“Auch und vor allem in den USA, wo die Firma eine Tochterfirma besitzt. Das Konzept für die Visiere haben Angestellte vor Ort entwickelt. „Die Idee konnten wir relativ einfach und schnell umsetzen“, sagt Hummel.
Pfaff beschäftigt etwa 300 Mitarbeiter. Einer davon ist mit dem Vorschlag auf Hummel zugegangen, einen Beitrag im Kampf gegen das Virus zu leisten, erzählt der Inhaber: „Er meinte, dass wir den 3D-Drucker benutzen könnten, um Schutzmasken herzustellen.“Das Gerät kann computergesteuert Schicht für Schicht dreidimensionale Gegenstände drucken. Pfaff entschloss sich, testweise zehn Visiere auf diese Art zu produzieren und verteilte sie an Praxen und Krankenhäuser im Westallgäu.
Motiviert hat den Pfaff-Angestellten für die Idee dessen Partnerin. Die Arzthelferin klagte über zu wenig Schutzausrüstung in der der Praxis. Vom Ergebnis sei die Arzthelferin begeistert gewesen, sagt Hummel.
Nach einem Bericht der Westallgäuer Zeitung über den Einsatz der Test-Masken an der Rotkreuzklinik Lindenberg erreichten viele Anfragen das Unternehmen in Röthenbach, ob eine Bestellung möglich wäre. „Das waren meistens Ärzte, Klinikvertreter und Medizin-Verbände“, sagt Hummel. Das veränderte die Produktionsanforderungen: Pfaff wollte jetzt so schnell und so viele Visiere wie möglich liefern – in Serienproduktion. Bewusst verzichtet das Unternehmen darauf, die Produkte auf Schutzstandards zertifizieren zu lassen. „Die braucht es laut den Medizinern, mit denen wir in Kontakt stehen, nicht“, erklärt Hummel. So spare der Betrieb Zeit und Geld.
Zahnarzt Ralf Hartmann benötigt selbst zwei der Visiere für seine Praxis. „Der Schutz ist sinnvoll verschlossen, denn selbst von oben können einen keine virusbelasteten Tröpfchen erreichen“, erklärt Hartmann. Außerdem sind die Visiere gut desinfizierbar, leicht und biegsam: „Wir können sie lange Zeit verwenden. Auf dem freien Markt sind solche Masken seit sechs Wochen ausverkauft“, beklagt der Zahnarzt.
Mit der serienmäßigen Herstellung verdient Pfaff kein Geld. „Um die Werkzeugkosten zu decken, müssen wir aber einen kleinen Betrag verlangen“, erklärt Hummel.
Sollte ein Überschuss bleiben, will Pfaff den Gewinn an die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“spenden. Die Familie Pfaff, von der Moritz Hummel das Unternehmen vor etwa einem Monat als Alleineigentümer übernommen hat, verdoppelt die Spendensumme gegebenenfalls.
Pfaff musste wegen der CoronaEpidemie auch im eigenen Betrieb für mehr Infektionsschutz sorgen: Damit möglichst wenige Mitarbeiter in einer Halle gleichzeitig arbeiten, ist der Schichtbetrieb angepasst worden und nun streng geregelt. Standards wie häufiges Desinfizieren und ein Mindestabstand von etwa zwei Metern muss jeder Angestellte einhalten. Die Regeln seien wichtig, sagt Hummel und scherzt: „Die meisten Angestellten arbeiten an Maschinen und mit Werkzeugen – da ist die Verlegung ins Homeoffice schwierig.“