Mitgliederversammlung am Display
Als erster Verein in Bayern hält der TSV Lindau seine Mitgliederversammlung im Netz ab
- In Zeiten der Corona-Krise ändern sich auch Gewohnheiten. Seit 170 Jahre treffen sich die Mitglieder des TSV Lindau persönlich zur Mitgliederversammlung. In diesem Jahr findet die Versammlung zum ersten Mal virtuell statt. Der Verein ist der erste in Bayern, der diesen Weg beschreitet.
„Man weiß ja momentan nicht, was morgen oder übermorgen ist“, erklärt Dominik Moll am Telefon. Moll ist Präsident beim TSV Lindau. Normalerweise findet die Mitgliederversammlung immer Anfang des zweiten Quartals statt. Damit die Vereine während der Corona-Krise handlungsfähig bleiben, hat der Bundestag die Paragraphen geändert.
Handlungsfähig sei man in Lindau, erklärt Moll. „Der Haushalt wurde im Vereinsbeirat schon verabschiedet.“Es wäre rechtlich kein Problem gewesen, die Mitgliederversammlung zum Beispiel in den Herbst zu verlegen. Das wollten die
Verantwortlichen aber nicht. Deshalb findet die Mitgliederversammlung nun virtuell statt. Ohne Einschränkungen. Alles sei wie bei einer Mitgliederversammlung im TSV-Heim.
Eine kritische Menge an virtuellen Teilnehmenden gebe es nicht, erklärt Moll. Auch wenn sich nur ein Mitglied vor dem Bildschirm einfinde – rechtlich sei das völlig in Ordnung. Es müsse nur jedes Mitglied die Möglichkeit haben, daran teilzunehmen und seine Stimme abzugeben. Damit das gewährleistet ist, sind Moll und seine Mitstreiter momentan fleißig und bereiten alles vor.
Mit einem Team hat er eine Plattform auf die Internetseite des Vereins gebaut, auf der die wichtigen Unterlagen bereitgestellt sind und die Mitglieder auch die Abstimmungen finden. Alle Mitglieder erhalten die Möglichkeit, sich auf der Internetseite anzumelden und so an der Versammlung teilzunehmen. So ist es erstmals möglich, an den Abstimmungen im Verein per Briefwahl
teilzunehmen. Die Briefwahl ist bis Montag, 27. April, möglich. Selbstverständlich hätten nur Mitglieder Zugriff auf diesen Bereich.
Die Versammlung selbst werde am Mittwoch, 29. April, ab 19
Uhr live im Internet abgehalten. Die Mitglieder können über eine Software daran teilnehmen und über einen TextChat und Wortmeldungen direkt an der Mitgliederversammlung mitwirken. „Hand heben bedeutet eine Wortmeldung“, erklärt Moll. Die Verantwortlichen würden dann eine Rednerliste erstellen. „Aufwendig ist das schon“, sagt Moll. „Aber auch spannend.“
Er gehe davon aus, dass die Versammlung abläuft wie eh und je. Allerdings mit einer kleinen Einschränkung: Die jährlichen Ehrungen für langjährige und verdiente Mitglieder werden später im Jahr nachgeholt. „Da entspricht das Virtuelle nicht dem Rahmen.“Von der ersten virtuellen Versammlung verspricht er sich aber viel. Und nicht nur er. Die diesjährige Mitgliederversammlung sei eine Art Pilotprojekt in Bayern, erklärt er. „Ein Whitepaper für andere Vereine.“Der Verein biete gerne Hilfe an und die gewonnenen Erkenntnisse seien für viele Vereine interessant, um handlungsfähig zu bleiben.
Denn auch wenn es momentan noch einzigartig ist – Moll ist sich sicher: Die virtuellen Treffen haben Zukunft. Gerade auch Leute über 50 Jahre würden in Zeiten des CoronaVirus immer mehr die digitalen Möglichkeiten nutzen.
Eine ausführliche Seite mit Erklärungen zu allen Punkten der Mitgliederversammlung gibt es unter www.tsvlindau1850.de/ online-versammlung.