Die Badesaison geht baden
Die Schließung sämtlicher Bäder in der Corona-Krise trifft Schwimmvereine hart
- Seit Wochen ist das Wetter fast schon sommerlich, es wäre höchste Zeit, die Badesaison einzuleiten. Doch in der Corona-Krise bleiben die Schwimmbäder geschlossen – laut Verordnungen der Landesregierungen auch in BadenWürttemberg und Bayern mindestens bis zum 3. Mai.
Wie es danach weitergeht, wann die Badesaison in den Freibädern startet und ob es in diesem Sommer überhaupt eine geben wird – alles unklar. Der baden-württembergische Gemeindetag sieht noch offene Fragen auch über den 3. Mai hinaus – selbst dann, wenn das Land die bestehende Verordnung mit Blick auf die Schwimmbäder lockern sollte. So stelle sich die Frage, ob der Betrieb eines Freibades bereits an sich eine tägliche Großveranstaltung darstelle, erläutert GemeindetagsSprecherin Kristina FabijancicMüller. Die nämlich sind bundesweit bis zum 31. August verboten. Man sei derzeit im Gespräch mit der Landesregierung, um herauszufinden, was mit den Bädern nach dem 3. Mai passieren soll, so FabijancicMüller weiter.
Auch die Schwimmvereine haben ihre Arbeit so lange eingestellt. „Alles ruht“, sagt Emaunel Vailakis, Geschäftsführer des Württembergischen Schwimmverbands. „Natürlich ist unser Appell, sobald wie möglich wieder ein Vereinsleben zu ermöglichen.“Vailakis’ Verband steht gemeinsam mit den Kollegen im badischen Landesteil für 70 000 Schwimmsportler in knapp 300 Vereinen. Sobald die Bäder wieder öffnen, könnten die Vereine den Schwimmsport organisieren, auch unter verschärften Hygieneregeln, ist Vailakis überzeugt: „Ein Abstand von zwei bis zweieinhalb Metern wäre beim Training ja möglich.“
Aus Sicht des Ulmer Virologen Thomas Mertens bestehen beim Schwimmen jedenfalls keine besonderen Gesundheitsrisiken. Zwar sei eine Infektion über das Wasser nicht grundsätzlich auszuschließen. Aber: „Wenn man überlegt, wie unwahrscheinlich es derzeit ist, dass ein asymptomatischer Ausscheider in einem Schwimmbad ist und dann das Wasser kontaminiert, und wenn man den Verdünnungseffekt bedenkt, dann wird man wohl sagen, dass das Risiko im Wasser sehr gering ist“, sagt Mertens. Allerdings seien die übrigen Übertragungswege von Mensch zu Mensch auch im Schwimmbad möglich, wie überall in der Öffentlichkeit.
Die Kommunen können den Badebetrieb allerdings ohnehin nicht vom einem auf den anderen Tag starten – selbst wenn er wieder erlaubt wäre. Je nach Art und Größe des Schwimmbades sind vor Saisonbeginn bis zu vier Wochen Vorlauf nötig, um die Becken zu reinigen, Wasser einzulassen und zu erwärmen. Würde man damit aber jetzt schon beginnen, liefe man Gefahr, dass die Mühe umsonst war – schließlich könnte es sein, dass ein Bäderbetrieb auch in einem Monat noch nicht möglich ist.
Hinzu kommt, dass das Personal nicht in vollem Umfang zur Verfügung steht. Die Gewerkschaft Verdi und der Beamtenbund haben Ende vergangener Woche mit den kommunalen Arbeitgebern einen bis Ende des Jahres gültigen Tarifvertrag zur Ermöglichung von Kurzarbeit abgeschlossen; Bäder sind als ein möglicher Anwendungsbereich ausdrücklich erwähnt. Die Stadtwerke beispielsweise in Ravensburg und Konstanz
haben schon angekündigt, davon Gebrauch zu machen.
Für die Schwimmvereine sind die geschlossenen Bäder auch finanziell ein Problem. Neben den Mitgliedsbeiträgen sind für die Vereine auch die Meldegelder der Teilnehmer bei Wettbewerben eine wichtige Finanzierungsquelle. „Da geht es um vierbis fünfstellige Summen. Wenn ein Wettbewerb ausfällt, trifft das den Haushaltsplan eines Vereins hart“, sagt Verbandsgeschäftsführer Vailakis. Das sei nicht nur für kleine Vereine ein Problem, sondern auch für größere, die mit dem Geld beispielsweise einen hauptamtlichen Mitarbeiter finanzieren.
Ob der Württembergische Schwimmverband die Meisterschaften Ende Juli austragen wird, werde man erst im Juni entscheiden. Beim Bayerischen Schwimmverband heißt es, man beabsichtige ab 1. Juli wieder Veranstaltungen durchzuführen, „wenn wir hierfür eine behördliche Genehmigung erhalten“. Eine endgültige Entscheidung soll Mitte Mai fallen.
Für Familien vor allem mit jüngeren Kindern ergibt sich nach der Corona-Krise ein weiteres Problem. War es bisher schon mancherorts schwierig, für den Nachwuchs einen Platz in einem Schwimmkurs zu ergattern, dürften die Wartelisten in den kommenden Monaten noch einmal länger werden. „Da geht es um Zigtausend Kinder, die in dieser Zeit nicht schwimmen lernen“, sagt Vailakis. Er wünscht sich von den Kommunen, dass diese, wenn die Bäder wieder offen sind, den Vereinen zusätzliche Nutzungszeiten für Schwimmkurse zur Verfügung stellen. „Und zwar möglichst unbürokratisch und kostenneutral.“