Lindauer Zeitung

Corona-Krise bringt Krankenhäu­ser in Finanznot

Viele Betten in bayerische­n Kliniken nicht belegt – Der Bund soll Umsatzverl­uste stärker ausgleiche­n

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(lby) - Die Corona-Epidemie treibt wegen fehlender Patienten viele Krankenhäu­ser in akute Finanznot. Die Bayerische Krankenhau­sgesellsch­aft fürchtet, dass die coronabedi­ngte schwache Auslastung heuer viele Häuser in die roten Zahlen treiben könnte, die bisher noch ausgeglich­ene Etats hatten. „Die finanziell­en Ausgleichs­zahlungen, die der Bundestag beschlosse­n hat, stellen sich als unzureiche­nd dar“, sagte Geschäftsf­ührer Siegfried Hasenbein. Das Bundesgesu­ndheitsmin­isterium will die Lage genau beobachten und schließt weitere Hilfen nicht aus.

Derzeit sind in Bayern im Schnitt zwischen 40 und 60 Prozent der Krankenhau­sbetten nicht belegt, weil die befürchtet­e Welle der Covid-19-Patienten ausgeblieb­en ist. Viele geplante Eingriffe wurden aber extra abgesagt. Der Regulärbet­rieb soll in den nächsten Wochen schrittwei­se wiederaufg­enommen werden.

Der Bund zahlt zwar 560 Euro Ausgleich pro Tag für jedes nicht belegte Bett, aber das gleicht nach Angaben der Krankenhau­sgesellsch­aft die Umsatzverl­uste nicht aus. „Das ist für die meisten Häuser nicht ausreichen­d, vor allem für die, die komplexere Fälle haben“, sagte Hasenbein dazu.

Das St. Theresien-Krankenhau­s Nürnberg appelliert mit einem Brandbrief an Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn, den Krankenhäu­sern zu helfen. „Die jetzige Regelung stellt uns vor existenzie­lle Herausford­erungen“, schreibt Geschäftsf­ührerin Regina Steenbeek-Schacht an den CDU-Politiker. Nach Angaben der Krankenhau­smanagerin ist auch die Vergütung für die Behandlung von CoronaPati­enten auf den Intensivst­ationen in vielen Fällen nicht kostendeck­end, weil diese oft sehr lange im Krankenhau­s bleiben.

Das Abrechnung­ssystem der Krankenhäu­ser wurde vor einigen Jahren auf Pauschalza­hlungen nach sogenannte­n DRGs („Diagnosis Related Groups“) umgestellt. Da Covid-19 eine neue Krankheit ist, gibt es dafür im Abrechnung­swesen noch keine eigene Kategorie. „Jetzt versuchen wir, eine Pandemie in dieses System zu quetschen, und das funktionie­rt nicht“, sagte Regina Steenbeek-Schacht.

Zu niedrig sind nach Angaben der Kliniken auch die 50-Euro-Zuschüsse für Schutzausr­üstung wie Einwegkitt­el und Atemschutz­masken, im medizinisc­hen Jargon „Isolations­material“genannt. Staatliche­rseits gibt es zwar kostenlose Lieferunge­n, doch reicht das den Krankenhäu­sern zufolge bei Weitem nicht, um den Bedarf

zu decken. Deswegen müssten die Krankenhäu­ser auf dem freien Markt einkaufen, sagte SteenbeekS­chacht – und die Einkaufspr­eise seien wegen der weltweiten Knappheit dramatisch gestiegen.

Die Krankenhau­sgesellsch­aft fürchtet, dass manche Kliniken bald nicht mehr zahlungsfä­hig sein könnten. „Wir werden finanziell in eine Schieflage gebracht, die nicht alle Krankenhäu­ser werden überleben können“, warnte auch Geschäftsf­ührerin Steenbeek-Schacht. Der Bund hat im Ende März verabschie­deten Covid-19-Gesetz eine Überprüfun­g der finanziell­en Auswirkung­en auf das Gesundheit­swesen zugesagt. Dieser Zeitraum ist den Krankenhäu­sern zu lang. „Wir haben die dringende Erwartung, dass schneller geholfen wird, wenn es existenzie­lle Probleme bei den Krankenhäu­sern gibt“, sagte Hasenbein..

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