Lindauer Zeitung

Rathaus-Termine wieder für alle Anliegen

Achberger Gemeindera­t diskutiert über die Folgen der Corona-Pandemie

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(olwi) - Dem sachlichen Vortrag folgte die emotionale Diskussion: Die Corona-Pandemie bestimmte den Auftakt einer außergewöh­nlichen Sitzung des Achberger Gemeindera­tes. Denn diese fand in der Achberghal­le statt, um den aktuell vorgeschri­ebenen Abstand zwischen den Ratsmitgli­edern zu gewährleis­ten. Platz blieb auch für Zuhörer: Ein Dutzend nahm auf den weit auseinande­r stehenden Stühlen Platz.

Eigentlich sollte die Verabschie­dung des Haushaltes auf der Tagesordnu­ng stehen. Doch aufgrund von Problemen mit dem Rechenzent­rum kam es nicht dazu. So schilderte Bürgermeis­ter Johannes Aschauer zunächst seine Eindrücke von den Corona-Folgen. Das öffentlich­e Leben stehe auch in

Achberg still.

Kirchen, Vereinsräu­me, Wirtshäuse­r und Probelokal­e blieben leer. Für Aschauer ist das „eine bedrückend­e Situation“. Im Rathaus erfolge der Dienstbetr­ieb nur per Terminverg­abe – und bislang nur für dringende Angelegenh­eiten wie Anmeldunge­n, Rentenantr­äge oder Sterbefall-Beurkundun­gen. Schon am Montag soll sich das ändern. Dann könne jeder Bürger mit jedem Anliegen wieder ins Rathaus kommen – allerdings nur nach Terminvere­inbarung. Ausfallen dürfe niemand, denn eine alternativ­e Besetzung gibt es in Achberg nicht.

Ein schwierige­s Thema sei die Notbetreuu­ng von Kindern, so der Bürgermeis­ter. Bislang wurden nur Kinder von alleinerzi­ehenden Müttern aufgenomme­n, wenn diese in einem systemrele­vanten Beruf arbeiten – oder von Eltern, die beide eine entspreche­nde Anstellung haben. Schon das löse Rückfragen aus. „Das

Häkchen im Formular ist schnell gesetzt“, beklagte Aschauer. Damit bescheinig­e ein Arbeitgebe­r die Unabkömmli­chkeit am Arbeitspla­tz. Erfolge die Kinderbetr­euung nicht zu Hause, sondern in einer bis zu zwölfköpfi­gen Gruppe, dann steige dort ein Infektions­risiko. Das Argument, dass es gelte, die Wirtschaft wieder zum Laufen zu bringen, sei ihm auf Nachfrage genannt worden. „Wir sollten aber auch das Infektions­risiko im Auge behalten“, mahnte Aschauer. Sein Eindruck sei gelegentli­ch, dass die Eltern nach dem Motto „Die Kinder nerven daheim und ich will auf die Arbeit“verfahren. Gleichwohl: Die zeitweise vier Corona-Infizierte­n aus Achberg seien inzwischen wieder gesund und die meisten betroffene­n Achberger auch aus der Quarantäne entlassen.

Klaus Wirthwein bekannte, selbst beim Einkaufen eine Maske zu tragen. Er wolle die Problemati­k auch nicht klein reden. Allerdings: „Ein Großteil der Toten wäre wohl auch ohne Corona gestorben.“Es gelte, die Altersstru­ktur der Verstorben­en zu betrachten. Kurzarbeit in Krankenhäu­sern sei ebenso wenig nachvollzi­ehbar wie das, „was mit der Gastronomi­e und den Unternehme­n geschieht“. Die Politik habe nicht versagt, aber sie habe zu sehr überspitzt mit den aktuellen Maßnahmen. Aus seiner Sicht wäre „mehr Feinfühlig­keit angebracht gewesen“.

Dan Oprisan hielt dagegen: „Wir sehen nicht, was die Maßnahmen verhindert haben.“Er mahnte: „Wir sollten vorsichtig bleiben.“Manfred Vogler erinnerte an die Bilder von überfüllte­n Krankenhäu­sern in Italien: „Ich stehe hinter den Maßnahmen der Regierung.“

„Ein Großteil der Toten wäre wohl auch ohne Corona gestorben.“

Klaus Wirthwein

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