Erhöhung der Beiträge stößt auf Kritik
Profisportvereine müssen mitten in der Krise mehr für Unfallversicherung zahlen
(SID) - Der Profisport schlägt angesichts der geplanten Beitragserhöhung zur gesetzlichen Unfallversicherung Alarm. In Zeiten der Corona-Krise und der ohnehin unsicheren wirtschaftlichen Lage sind viele Vereine in ihrer Existenz bedroht. „Eine Beitragserhöhung in Zeiten ausbleibender Einnahmen passt doch nicht zusammen“, sagte Michael Evers, Präsident der VolleyballBundesliga, dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“. Stephan Osnabrügge, Schatzmeister des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), nannte diesen Vorgang gar einen „Schlag ins Gesicht des gesamten Sports“.
Dass die Beiträge erhöht würden, hatte die für die Unfallversicherung verantwortliche Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) in einem Schreiben vorab angekündigt. Um die von der VBG prognostizierte „prozentuale Beitragssteigerung von 10 bis 15 Prozent“abzufedern, habe die Genossenschaft empfohlen, „rechtzeitig entsprechende Rückstellungen“zu bilden.
Die 14 Clubs der Deutschen Eishockey Liga (DEL) müssen nach SID-Informationen im Mai 10,7 Millionen Euro für 2019 zahlen, geplant hatten sie ursprünglich mit 9,1 Millionen Euro. Gegenüber 2018 steigen die Beiträge damit sogar um 2,1 Millionen – um fast ein Viertel. Vertreter der Profiligen im Fußball, Handball, Basketball und Eishockey wandten sich deshalb in einem gemeinsamen Brief an den zuständigen Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und forderten eine „zinslose, ratenfreie Stundung der Beiträge“bis mindestens zum 15. Dezember 2021. Zudem sei „zumindest ein teilweiser Erlass der Forderungen unbedingt geboten“.
Ein solcher Erlass sei jedoch nicht geplant, teilte das Arbeitsministerium auf „Spiegel“-Anfrage mit. Der vorgelegte Stundungsplan sieht nach SID-Informationen vor, die Hälfte sofort und den Rest bis Ende des Jahres zu zahlen. „Einige Clubs werden bei der aktuellen Liquiditätslage auch nach diesem Ratenvorschlag nicht zahlen können“, sagte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke. „Wir setzen auf Unterstützung aus der Politik. Ansonsten müssen die Clubs versuchen, in Einzelgesprächen Lösungen zu finden.“Die VBG bietet an, in Einzelfällen Sonderlösungen zu treffen: „Sofern die Situation für den jeweiligen Verein existenzgefährdend ist, werde dies berücksichtigt.“
Volleyball-Funktionär Evers sieht darin keine Lösung des Problems. Eine Stundung sei „ein Sterben auf Zeit“und bringe „die gleichen Probleme mit sich wie ein Kredit“, sagte er: „Wo soll das Geld für die Rückzahlung in den nächsten Monaten herkommen?“In der Volleyball-Bundesliga (VBL) haben durch die Corona-Krise bereits der TV Rottenburg und die Alpen Volleys Haching keine Lizenz mehr beantragt – Sponsoren sprangen ab, die wirtschaftliche Perspektive war somit düster. Zudem wurde den insolventen Volleys Eltmann die Lizenz von der VBL entzogen. Bei vielen Vereinen aus anderen Sportarten wurden Sparmaßnahmen wie Kurzarbeit und Gehaltskürzung ergriffen.