Bundesliga-Fußballerin trainiert im Homeoffice
Lena Rädler aus Scheidegg im Allgäu fühlt sich beim 1. FFC Vorderland wohl – Der Saisonabbruch schmerzt daher
- Lena Rädler hat ihr sportliches Glück in Vorarlberg gefunden, nachdem sie zwischendurch komplett den Spaß am Fußball verloren hatte. Die Außenverteidigerin, die in der B-Juniorinnen-Bundesliga den Stürmerinnen des FC Bayern München und des 1. FFC Frankfurt den Zahn gezogen hat. Die sich berechtigte Hoffnung auf den Sprung in eine DFB-Auswahl machen durfte. Doch als es von der Jugend in den Aktivenbereich ging, kam die Karriere ins Stocken. Und so wechselte sie im Sommer über die Grenze zum 1. FFC Vorderland in die österreichische Bundesliga. Dort ist wegen der Corona-Pandemie die Saison nach der Hälfte der Spiele abgebrochen und annulliert worden. „Es fühlt sich unvollendet an. Aber nicht, als ob das halbe Jahr umsonst gewesen wäre“, sagt die 19-jährige Scheideggerin.
Als Jugendspielerin ist Lena Rädler von ihrem Heimatverein FC Scheidegg zum SV Alberweiler gewechselt. Mit dem kleinen Verein aus der Nähe von Biberach mischte sie zwei Jahre lang die B-Juniorinnen-Bundesliga auf und ärgerte dort etliche Große. Auf der rechten Abwehrseite war die Westallgäuerin gesetzt. Trotz einer schweren Schulterverletzung machte sie 23 Bundesligaspiele – alle von Beginn an. Im Frauenbereich kam sie aber im Verein nicht mehr so zurecht. „Ich habe mich in der Mannschaft nicht wohlgefühlt“, sagt sie über die Saison 2018/19. In der Regionalliga durfte sie nur zehnmal als Joker ran. Dafür schaffte sie in der zweiten Mannschaft das Kunststück, sieben Tore in einem Spiel zu erzielen.
Als es vor einem Jahr in Richtung Abitur ging, ließ sie den Fußball sogar ganz außen vor. Auf Empfehlung ihres DFB-Stützpunkttrainers Michael Pelko klopfte sie mal beim 1. FFC Vorderland an – dem einzigen reinen Frauenfußball-Club Vorarlbergs. Dort fühlt sich Rädler richtig wohl. „Sie haben mich super aufgenommen“, sagt sie über das Team, das 30 Kilometer südlich von Bregenz in der kleinen Gemeinde Röthis beheimatet ist.
Der 1. FFC Vorderland zählt in der Liga zu den Kleinen. „Die Bundesliga ist eine Zwei-Klassen-Gesellschaft“, sagt die 19-Jährige. Fünf Teams, darunter St. Pölten, Wien und Graz, spielen oben mit. Die anderen fünf machen den einzigen direkten Absteiger unter sich aus. Zum Zeitpunkt des Abbruchs waren die Vorarlbergerinnen Neunter und somit Vorletzter. „Wir hatten aber nur drei Punkte Rückstand auf Platz 5 und nie richtig hoch verloren“, sagt Rädler. Im Vergleich zum deutschen Fußball sagt sie: „Das Niveau ist in etwa so wie in der Regionalliga.“
„Das Niveau ist in etwa so wie in der Regionalliga.“
Lena Rädler über Fußball in Österreich und Deutschland
Obwohl viermal pro Woche Training ist und bei Auswärtsspielen im Hotel übernachtet wird, ist der FFC Vorderland vom Profitum weit entfernt. Pro Sieg gibt es nur 90 Euro Prämie – das bekommen ambitionierte Amateurfußballer in Deutschland teils schon in der Landes- oder Verbandsliga. „Es ist für mich dennoch mehr als nur ein Hobby“, sagt die 19-Jährige.
Mit dem Traum vom Profifußball hat sie zwar längst abgeschlossen. Beim 1. FFC Vorderland will sie aber bleiben und zudem ab Herbst Sportwissenschaften in Innsbruck studieren. Damit beginnt sie quasi die Karriere nach der Karriere. In den kommenden Tagen und Wochen kann auch Lena Rädler wieder über Training mit Kolleginnen und geregelten Sport nachdenken. Noch heißt es aber fußballerisches Homeoffice. Rädler hält sich durch Laufen und Krafttraining fit, ab und zu macht sie ein bisschen was mit dem Ball im heimischen Garten im Allgäu.