Neustart auf Bewährung
Die Bundesliga wird am 16. Mai wieder spielen – jeder zweite Deutsche ist dagegen
(dpa/sz) - DFL-Boss Christian Seifert ruhte in sich, als er die ersehnte Fortsetzung der Saison in der 1. und 2. Bundesliga mit dem 26. Spieltag am 16. Mai verkündete. „Das ermöglicht allen Clubs die Weiterführung ihrer betrieblichen Tätigkeit und bedeutet für manche Clubs das wirtschaftliche Überleben“, betonte der Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga DFL nach der Mitgliederversammlung der 36 Proficlubs.
Auch für die Fans gab es eine gute Nachricht. Der Pay-TV-Sender Sky zeigt die Live-Konferenzen beider Ligen an den ersten zwei Spieltagen jeweils im Free-TV. „Das ist eine schöne Geschichte und in diesen Zeiten ein gutes Zeichen“, lobte Seifert.
Ungeachtet der Aufbruchstimmung warnte er jedoch vor allzu großer Euphorie in der Milliarden-Branche, die er längst noch nicht gerettet sieht. „Mit der Aufnahme des Spielbetriebes ist maximal ein Zwischenziel erreicht. Wir haben noch mal eine ordentliche Etappe vor uns. Es ist nicht die Zeit, sich zurückzulehnen“, sagte der DFL-Geschäftsführer und appellierte: „Diesem Vertrauensvorschuss müssen wir gerecht werden. Ich gehe davon aus, dass die Umsetzung unseres Konzepts bei allen Vereinen Chefsache ist.“
UEFA-Präsident Aleksander Ceferin lobte die DFL und die Behörden bereits in den höchsten Tönen und sieht im deutschen Modell ein Vorbild für andere Nationen. „Ich bin zuversichtlich, dass Deutschland uns allen ein leuchtendes Beispiel dafür geben wird, wie wir den Fußball – mit all seiner Aufregung, Emotion und Unberechenbarkeit – wieder in unser Leben zurückbringen können“, erklärte er.
Zum Neustart nach neun Wochen geht es am 16. Mai gleich mit dem brisanten Revierderby Borussia Dortmund gegen Schalke weiter. „Sportlich ist das nach wie vor eine große Rivalität. Beide Clubs haben sich in den letzten Monaten aber auch fair unterstützt“, sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.
Tabellenführer Bayern München, vier Punkte vor dem BVB, legt tags darauf bei Aufsteiger Union Berlin los. Der erste Spieltag seit der Unterbrechung wegen der Corona-Krise wird am Montagabend (20.30 Uhr) mit der Partie Bremen – Leverkusen abgeschlossen. Damit trage die DFL auch der Tatsache Rechnung, dass die Bremer als einer der letzten Clubs mit dem Teamtraining beginnen konnten.
Die beiden englischen Wochen sind für den 26. und 27. Mai – unter anderem mit dem Schlager Dortmund –
Bayern – sowie für den 16./17. Juni angesetzt. Das Nachholspiel Bremen – Frankfurt ist am 2. oder 3. Juni eingeplant. Einen reibungslosen Verlauf vorausgesetzt, wird das Saisonfinale in den Profiligen am 27./28. Juni steigen.
Erst im Juli finden das DFB-Pokalfinale und die Relegation zwischen dem Bundesliga-16. und dem Zweitliga-Dritten statt. Noch nicht fixiert wurde der Start der Saison 2020/21.
Die Politik hatte am Mittwoch zugestimmt, dass die seit Mitte März wegen der Corona-Krise ausgesetzte Saison in beiden Ligen mit Spielen ohne Fans ab der zweiten Mai-Hälfte zu Ende gespielt wird. „Diese Entscheidung sichert Arbeitsplätze, auch in den Büros und auf den Fluren der Geschäftsstellen, aber auch bei Medienunternehmen und Dienstleistern“, sagte Seifert. Dennoch sind laut einer Umfrage von infratest dimap 50 Prozent der Deutschen gegen die Fortsetzung der Saison.
Weil der vom DFL-Präsidium als Starttermin festgelegte 15. Mai, ein Freitag, noch in die erste Monatshälfte fällt, rückte die Liga von ihrem ursprünglichen Plan ab. „Wir halten uns ganz exakt an die Vorgaben der Politik“, sagte Seifert: „Jedem muss klar sein, dass wir auf Bewährung spielen und jeder Spieltag eine Chance ist, dass wir den nächsten verdient haben. Ich erwarte von jedem Einzelnen, dass er der Verantwortung gerecht wird.“
Bevor es losgeht, müssen sich alle Teams in eine einwöchige Quarantäne begeben. Die Politik hatte diese Maßnahme und die Einhaltung von strikten Hygieneregeln, die auch Bestandteil des DFL-Konzepts sind, zur Bedingung gemacht. „Ein bisschen Bauchgrummeln hat jeder dabei. Die Liga steht auch schwer unter Bewährung, das einzuhalten. Die Öffentlichkeit wird genau hinschauen“, sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder.
Unterdessen wurden bei der zweiten Testwelle in den Vereinen zwei weitere Positiv-Befunde festgestellt. In der ersten Testreihe waren von 1724 Proben zehn positiv ausgefallen. Seifert stellte klar, dass eine Mannschaft auch bei einer Vielzahl von CoronaFällen antreten müsse, sofern sie noch genug gesunde Spieler zur Verfügung habe. Zudem kündigte er an, dass die DFL befristet fünf Auswechslungen pro Mannschaft erlauben werde, sollte die FIFA das beschließen.
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