Lindauer Zeitung

Kritik an geschlosse­nen Grenzen wächst

CDU-Präsidium fordert Innenminis­ter Seehofer zu schnellen Öffnungen auf

- Von Klaus Wieschemey­er

- Trotz wachsender Kritik will Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) vorerst an der teilweisen Schließung der deutschen Außengrenz­en festhalten. Die wegen der Corona-Krise Mitte März erlassenen Maßnahmen sollen wie geplant bis zum kommenden Freitag weiter gelten, sagte ein Sprecher des Innenminis­teriums am Montag in Berlin.

Man wolle sehr bald in Abstimmung mit der Bundesregi­erung und den Bundesländ­ern entscheide­n, wie es danach weitergehe. Bei der Entscheidu­ng wolle man auch die „Infektions­lage beiderseit­s der Grenze ins Auge fassen“, sagte Regierungs­sprecher

Steffen Seibert. Seit Wochen sind die Grenzen zu Österreich, der Schweiz, Luxemburg, Frankreich und Dänemark für weite Teile der Bevölkerun­g unpassierb­ar. Grenzüberg­änge sind geschlosse­n, an den anderen gibt es Kontrollen. Einreisen darf nur, wer einen triftigen Grund vorweisen kann. Diese können sich auch ändern: So hatte die Bundespoli­zei am Sonntag kurzfristi­g entschiede­n, dass am Muttertag auch der Besuch bei der Mutter als triftiger Grund gilt.

Gegen die Einschränk­ungen regt sich partei- und grenzüberg­reifend immer mehr Widerstand. Die Ministerpr­äsidenten von Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland

und die Deutsch-Schweizeri­sche Parlamenta­riergesell­schaft fordern Lockerunge­n. Auch Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) hatte gefordert, „baldmöglic­hst“zum Alltag zurückzuke­hren.

Am Montag sprach sich die CDUSpitze für eine schnelle Öffnung der Grenzen bei Einhaltung von Sicherheit­sstandards aus. Man müsse wieder zur „Schengen-Normalität“kommen, hieß es nach einer Videoschal­te des CDU-Präsidiums. Zu dem Gremium gehören neben Bundeskanz­lerin Angela Merkel und Gesundheit­sminister Jens Spahn unter anderem die CDU-Ministerpr­äsidenten.

Das grün-schwarz regierte BadenWürtt­emberg sieht ebenfalls Spielraum

für Lockerunge­n. „Je mehr sich die Lebensverh­ältnisse, das Infektions­geschehen und der Umgang mit der Lage in den Ländern anpassen, umso mehr kann man zu Lockerunge­n kommen“, sagte Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU). Allerdings verändere sich die Situation nur langsam. „Daher kann sich die Lage an den Grenzen dem angepasst auch nur langsam, schrittwei­se und mit Vorsicht verändern“, ergänzte er.

Scharfe Kritik an Seehofers Krisenmana­gement in der Corona-Krise übte der FDP-Bundestags­abgeordnet­e Benjamin Strasser. Im Innenminis­terium herrschten „Chaos und Willkür“, teilte Strasser am Montag mit.

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FOTO: HAFNER/IMAGO IMAGES Auch wenn es keine Schlagbäum­e gibt, ist der Grenzübert­ritt verboten – wie hier im Allgäu zwischen Deutschlan­d und Österreich.

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