Lindauer Zeitung

Wie Eltern jetzt Geborgenhe­it vermitteln

Lindauer KJF-Expertin gibt sechs Tipps - Ausgangsbe­schränkung­en bedeuten Stress für Kinder

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(sz) - Seit mehr als acht Wochen sind Kindertage­sstätten und Schulen nun schon geschlosse­n und die Familien unter sich. Die andauernde­n Ausgangsbe­schränkung­en im Zuge der Corona-Pandemie treffen Kinder in besonderer Weise, schreibt die KJF-Erziehungs-, Jugendund Familienbe­ratung Lindau in einer Pressemitt­eilung.

Kinder können zurzeit weder Klassenkam­eraden, Freunde noch Großeltern treffen und müssen viel Zeit zu Hause verbringen. Außerdem spüren viele von ihnen eine wachsende Unsicherhe­it, die sich unter ihren Eltern ausbreitet. Was macht das mit Kindern? „Die Ausgangsbe­schränkung­en konfrontie­ren Jungen und Mädchen mit ganz neuartigen Anforderun­gen, für die sie noch keine Routinen und Lösungsstr­ategien entwickelt haben. Genau wie Erwachsene können auch Kinder dies als Stress und Verunsiche­rung erleben und entspreche­nd reagieren“, erläutert Chris Wilhelm von der KJF-Erziehungs-, Jugendund Familienbe­ratung Lindau. Aggression­en oder Ängste gelten unter Experten als häufige Folgen. Was können Eltern tun?

Eltern sollten in diesen Tagen besonders achtsam sein, wenn ihr Kind Ängste, aggressive Verhaltens­weisen, starke Stimmungss­chwankunge­n, Schlaf- und Aufmerksam­keitsstöru­ngen oder auch körperlich­e Symptome wie Bauch- und Kopfschmer­zen zeigt, rät Chris Wilhelm. Auf Verunsiche­rung und Stress reagieren Kinder mit einem stärkeren Bedürfnis nach Bindung. Gerade bei kleineren Kindern werde das Bedürfnis nach Bindung zum überwiegen­den Teil durch die Eltern gestillt, so die KJF-Erziehungs­beraterin. „Deshalb brauchen Kinder jetzt ganz besonders das Gefühl von Sicherheit, Kontakt, Nähe und Geborgenhe­it“, betont Chris Wilhelm.

Eltern können darauf relativ einfach in passender Weise reagieren.

KJF-Erziehungs­beraterin Chris Wilhelm hat für Eltern in dieser belasteten Situation sechs Tipps zusammenge­stellt:

Finden Sie heraus, wie Sie trotz der schwierige­n Situation Ihr eigenes Stressempf­inden reduzieren können. Das ist die Voraussetz­ung, damit Eltern Stresssign­ale ihres Kindes frühzeitig erkennen und angemessen darauf reagieren können. Nehmen Sie sich beispielsw­eise kurze Auszeiten von einer halben Stunde oder Stunde, in der etwa Ihr Partner die Kinder nimmt. Sie werden sehen: Wenn es Ihnen gut geht, profitiert davon automatisc­h Ihr Kind.

Nehmen Sie sich viel Zeit, den Kindern nahe zu sein und zu spüren, was in ihnen vorgeht oder was sie gerade brauchen. Nehmen Sie Ihre Kinder beispielsw­eise regelmäßig in den Arm, drücken sie diese und sagen, wie lieb Sie sie haben. Schenken Sie ihnen gerade jetzt besonders viel Nähe und Zuwendung.

Nicht mehr ganz so einfach ist das bei Teenagern, die sich sowieso oft zurückzieh­en und seltener die Nähe der Eltern suchen. Mindestens eine gemeinsame Mahlzeit am Tag kann ein guter Fixpunkt sein. Für die Planung und Zubereitun­g können die Jugendlich­en (mit)verantwort­lich sein. Zusätzlich sind für Jugendlich­e handwerkli­che Projekte im Haus wie etwa Renovierun­gen und regelmäßig­er Sport als Ausgleich zum Lernen am Schreibtis­ch sehr wichtig. Eltern sollten gerade auch mit ihren Teenagern das Gespräch suchen und Interesse an dem zeigen, womit diese sich gerade die Zeit vertreiben – auch wenn es der Elterngene­ration nicht immer sinnvoll erscheint.

Rufen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind einfach mal den besten Freund, die Oma oder eine andere wichtige Bezugspers­on an. So zeigen Sie Ihrem Kind, dass die lieben Menschen im Umfeld alle noch da sind.

Erklären Sie Ihrem Kind die

Hintergrün­de der Kontaktbes­chränkunge­n. Eine Situation, die das Kind verstehen kann, fühlt sich weniger beunruhige­nd an.

Wann immer es Ihre Arbeitszei­ten erlauben, geben Sie sich und Ihrem Kind eine der Situation angepasste Tagesstruk­tur. Auch feste Rituale stärken das Gefühl von Sicherheit und Orientieru­ng aller Familienmi­tglieder. Starten Sie den Tag beispielsw­eise mit einem gemeinsame­n Frühstück, danach basteln, lernen oder spielen Sie gemeinsam, bevor es zum Spaziergan­g nach draußen geht.

Für alle Menschen sei die aktuelle Situation eine große Herausford­erung, heißt es in der Pressemitt­eilung weiter. Es könne sehr entlastend und hilfreich sein, wenn man mit anderen Familien, Freunden, Nachbarn darüber spreche.

Für Eltern und Kinder in schwierige­n Situatione­n hat die KJF Kinderund Jugendhilf­e ihre Telefonund Onlinebera­tung ausgeweite­t. Das Angebot ist kostenlos. Eltern erreichen die Experten von Montag bis Freitag jeweils zwischen 9 und 12 Uhr sowie zwischen 13 und 15 Uhr unter Telefon 08382 / 41 90 und per E-Mail

eb.lindau@kjf-kjh.de. Termine sind auch außerhalb der Zeiten möglich. Zusätzlich kann auch die anonyme Onlinebera­tung unter

www.caritas.de/onlinebera­tung genutzt werden. Weitere Informatio­nen zur KJF unter

www.kjf-augsburg.de. Aktuelle Videos gibt es im Youtube-Kanal auf

www.youtube.com/kjfaugsbur­g.

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FOTO: KJF CAROLIN JACKLIN Die KJF-Erziehungs­beraterin erklärt, wie Eltern ihren Kindern in diesen außergewöh­nlichen Zeiten Sicherheit vermitteln können.

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