Mehr Platz für kreative Start-Ups
Digitales Gründerzentrum bleibt an der Iller – Vorerst kein Neubau an der Hochschule Kempten
- Kultiges Backsteinflair für virtuelle Höhenflüge: Vor knapp drei Jahren zogen die ersten StartUps ins „Allgäu Digital“, das Digitale Gründerzentrum in Kempten, ein. Der als Provisorium vorgesehene Standort an der Iller wird auch für die nächsten Jahre Heimstatt für kreative Neulinge und „flügge“gewordene Unternehmensgründer aus der Region bleiben. Denn die Fläche in der einstigen Spinnerei und Weberei wird in mehreren Phasen erweitert. Der geplante Neubau auf einer Erweiterungsfläche der Hochschule Kempten ist damit erst einmal vom Tisch.
Bislang stehen den „young digitals“400 Quadratmeter in der ehemaligen „Schlichterei“zur Verfügung. Wo vor mehr als 100 Jahren Fabrikarbeiter Textilfäden imprägnierten, basteln nun acht junge Unternehmen an ihrer digitalen Zukunft. Zwischen ausrangierten Lastenaufzügen, Druckrohren und modernen Graffiti geht es um Robotik, Data-Science, Online-Ticketing oder Videomarketing. Nicht selten haben die Firmengründer zuvor an der Hochschule Kempten studiert.
„Wir haben hier Unternehmen, die gibt es sonst nur in Großstädten“, freut sich Leiterin Antonia Widmer. Sie sieht im Gründerzentrum „eine Riesenchance für den Wirtschaftsstandort Allgäu“– und ist sichtlich zufrieden, dass die räumliche Enge bald beendet sein dürfte. Knapp 200 Quadratmeter sollen zum Jahresende im sanierten „Ölturm“bereitstehen. In weiteren Phasen sollen bis zu 600 Quadratmeter hinzukommen – „damit wird auch unser künftiger Raumbedarf gedeckt“, ist Widmer sicher. Dass das vom Freistaat massiv bezuschusste Gründerzentrum an der Iller bleibt, obwohl dafür ursprünglich ein Neubau an der Hochschule vorgesehen war, liegt an den Zuschussbedingungen. Denn die Förderung läuft in vier Jahren aus – bis dahin wäre der im Zuge der Hochschulerweiterung geplante Neubau aber nicht bezugsfertig.
Mit insgesamt 7,3 Millionen Euro fördert der Freistaat laut Widmer die beiden Digitalen Gründerzentren in Schwaben, die in Kempten und Augsburg ansässig sind. Weitere 1,25 Millionen Euro investiert die Staatsregierung in ein digitales Netzwerk, das Innovationstreiber in beiden Regionen voranbringen soll, auch etablierte Firmen. Letzteres ist jedoch an eine Umsetzung bis 2023 gekoppelt – „und dieses zeitliche Limit hätten wir mit dem geplanten Neubau nicht erfüllen können“, sagt Professor Wolfgang Hauke, Präsident der Hochschule Kempten, mit der das Gründerzentrum eng kooperiert.
Mit der Erweiterung am alten Standort könne er gut leben, wenngleich Hauke das Digitale Zentrum gerne näher an der Hochschule gehabt hätte. „Der Neubau ist ja aber nicht endgültig vom Tisch“, ergänzt Kemptens Wirtschaftsreferent Richard Schießl. Die Stadt ist Träger des Gründerzentrums und hofft, dass auf dem Gelände Zug um Zug ein „ITCampus“mit Start-Ups und etablierten Firmen entstehen wird.
Das hofft auch Herbert Singer von der städtischen Tochter Sozialbau, die das denkmalgeschützte Ensemble entwickelt. Er verspricht: „Das Flair der Gründerzeit, das die Start-Ups schätzen, wird erhalten.“