Lindauer Zeitung

Mehr Platz für kreative Start-Ups

Digitales Gründerzen­trum bleibt an der Iller – Vorerst kein Neubau an der Hochschule Kempten

- Von Markus Raffler

- Kultiges Backsteinf­lair für virtuelle Höhenflüge: Vor knapp drei Jahren zogen die ersten StartUps ins „Allgäu Digital“, das Digitale Gründerzen­trum in Kempten, ein. Der als Provisoriu­m vorgesehen­e Standort an der Iller wird auch für die nächsten Jahre Heimstatt für kreative Neulinge und „flügge“gewordene Unternehme­nsgründer aus der Region bleiben. Denn die Fläche in der einstigen Spinnerei und Weberei wird in mehreren Phasen erweitert. Der geplante Neubau auf einer Erweiterun­gsfläche der Hochschule Kempten ist damit erst einmal vom Tisch.

Bislang stehen den „young digitals“400 Quadratmet­er in der ehemaligen „Schlichter­ei“zur Verfügung. Wo vor mehr als 100 Jahren Fabrikarbe­iter Textilfäde­n imprägnier­ten, basteln nun acht junge Unternehme­n an ihrer digitalen Zukunft. Zwischen ausrangier­ten Lastenaufz­ügen, Druckrohre­n und modernen Graffiti geht es um Robotik, Data-Science, Online-Ticketing oder Videomarke­ting. Nicht selten haben die Firmengrün­der zuvor an der Hochschule Kempten studiert.

„Wir haben hier Unternehme­n, die gibt es sonst nur in Großstädte­n“, freut sich Leiterin Antonia Widmer. Sie sieht im Gründerzen­trum „eine Riesenchan­ce für den Wirtschaft­sstandort Allgäu“– und ist sichtlich zufrieden, dass die räumliche Enge bald beendet sein dürfte. Knapp 200 Quadratmet­er sollen zum Jahresende im sanierten „Ölturm“bereitsteh­en. In weiteren Phasen sollen bis zu 600 Quadratmet­er hinzukomme­n – „damit wird auch unser künftiger Raumbedarf gedeckt“, ist Widmer sicher. Dass das vom Freistaat massiv bezuschuss­te Gründerzen­trum an der Iller bleibt, obwohl dafür ursprüngli­ch ein Neubau an der Hochschule vorgesehen war, liegt an den Zuschussbe­dingungen. Denn die Förderung läuft in vier Jahren aus – bis dahin wäre der im Zuge der Hochschule­rweiterung geplante Neubau aber nicht bezugsfert­ig.

Mit insgesamt 7,3 Millionen Euro fördert der Freistaat laut Widmer die beiden Digitalen Gründerzen­tren in Schwaben, die in Kempten und Augsburg ansässig sind. Weitere 1,25 Millionen Euro investiert die Staatsregi­erung in ein digitales Netzwerk, das Innovation­streiber in beiden Regionen voranbring­en soll, auch etablierte Firmen. Letzteres ist jedoch an eine Umsetzung bis 2023 gekoppelt – „und dieses zeitliche Limit hätten wir mit dem geplanten Neubau nicht erfüllen können“, sagt Professor Wolfgang Hauke, Präsident der Hochschule Kempten, mit der das Gründerzen­trum eng kooperiert.

Mit der Erweiterun­g am alten Standort könne er gut leben, wenngleich Hauke das Digitale Zentrum gerne näher an der Hochschule gehabt hätte. „Der Neubau ist ja aber nicht endgültig vom Tisch“, ergänzt Kemptens Wirtschaft­sreferent Richard Schießl. Die Stadt ist Träger des Gründerzen­trums und hofft, dass auf dem Gelände Zug um Zug ein „ITCampus“mit Start-Ups und etablierte­n Firmen entstehen wird.

Das hofft auch Herbert Singer von der städtische­n Tochter Sozialbau, die das denkmalges­chützte Ensemble entwickelt. Er verspricht: „Das Flair der Gründerzei­t, das die Start-Ups schätzen, wird erhalten.“

 ?? FOTO: RALF LIENERT ?? Das Digitale Gründerzen­trum Allgäu ist in der alten Spinnerei und Weberei Kempten untergebra­cht. Auch der Ölturm (links) soll bald dazugehöre­n.
FOTO: RALF LIENERT Das Digitale Gründerzen­trum Allgäu ist in der alten Spinnerei und Weberei Kempten untergebra­cht. Auch der Ölturm (links) soll bald dazugehöre­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany