Lindauer Zeitung

Die Tricks der Super-Abiturient­en

Der Schüler Tim Nießner aus Haan hat 100 Absolvente­n mit den besten Noten befragt

- Von Frank Christians­en

(dpa) - Der 18-jährige Tim Nießner aus Haan bei Düsseldorf hat sich etwas Besonderes ausgedacht, um sich auf sein Abitur vorzuberei­ten: Er hat fast 100 der besten Abiturient­en Deutschlan­ds interviewt, um herauszube­kommen, was er von ihnen lernen kann. Daraus ist ein 300 Seiten starkes Buch entstanden („Die geheimen Tricks der 1,0erSchüler“, mvg Verlag), das diesen Dienstag erschien.

Zuerst schrieb der Schüler bundesweit 2200 Schulen an, um herauszube­kommen, wer die besten Abiturient­en sind, um dann mit ihnen in Kontakt zu treten. Alle Interviewt­en haben einen Abi-Notenschni­tt zwischen 0,69 und 1,0 erreicht, sagt Nießner. Nicht alle wollten ihren Namen im Buch lesen, das nun verrät, wie sie ihr Super-Abi eingeheims­t haben.

„Man muss nicht übel schlau sein, um das zu schaffen“, sagt der Oberstufen­schüler, der sein eigenes Abitur noch vor der Brust hat. Von den 100 Topabituri­enten seien vielleicht gerade einmal zehn Prozent hochbegabt, schätzt er.

Die zweite Überraschu­ng: Nur wenige hätten sich als totale Streber entpuppt, die außer Schule nichts im Sinn hatten. „Die haben gar nicht den ganzen Tag gelernt. Die haben sich fast alle neben der Schule viel Zeit für Hobbys und Freunde genommen.

Ein Ausgleich sei sogar extrem wichtig, haben sie gesagt.“

Für ein sehr gutes Abitur seien eher andere Dinge gefragt: Am wichtigste­n sei die mündliche Mitarbeit, sagen die Einser-Abiturient­en. Und zwar nicht nur, weil die Beteiligun­g am Unterricht 50 Prozent der Gesamtnote ausmache, sondern weil man damit auch schon meist den Stoff beherrsche und auf dem halben Weg zu einer sehr guten Klausurnot­e sei.

„Die Spitzensch­üler sagen, die mündliche Mitarbeit ist das A und O – und macht in Wirklichke­it 70 bis 80 Prozent aus. Wer im Unterricht aufmerksam ist, muss auch nichts nachholen.“

Die Abi-Überfliege­r sagen aber auch: Sympathie sei sehr wichtig, kein Lehrer schaue streng nur auf die Leistung: „Wer den Lehrer mit Respekt behandelt und ein gutes Verhältnis aufbaut, hat bei ihm einen Bonus.“Aber man sollte es auf keinen Fall übertreibe­n: „Nicht schleimen! Lehrer waren auch mal Schüler. Niemand mag Schleimer!“

Wer noch höher hinaus will, sollte zusätzlich jeden Tag lernen und nicht nur vor Klausuren. Mit zehn Minuten täglich anfangen und sich auf eine Stunde am Tag steigern – mehr müsse gar nicht sein. Wer das auch in den Ferien mache, habe schnell einen enormen Vorsprung.

Tim Nießner gibt zu, früher selbst nicht besonders gut in der Schule gewesen zu sein. In der sechsten Klasse lag sein Notenschni­tt bei 3,0. Doch dann packte ihn der Ehrgeiz und nach vier Jahren hatte er sich auf 1,3 verbessert. Nun ist er überzeugt: „Jeder kann ein Einser-Abi schaffen.“

Am Anfang war der Weg durchaus frustriere­nd, sagt er. „Es dauert, bis man beim Lehrer aus der 3erSchubla­de rauskommt und in eine höhere rein.“Durchhalte­n ist angesagt: „Irgendwann ist man oben angekommen und dann ist es dafür leichter, dort zu bleiben.“

Wer beim Lehrer einen exzellente­n Ruf genieße, könne sogar mal die mündliche Mitarbeit schleifen lassen. Auch sehr wichtig: die eigene

Motivation. Man sollte sich seine Ziele eher ein Stück zu hoch hängen als zu tief, empfehlen die Abi-Überfliege­r. Fatal seien Sätze wie: „Das verstehe ich eh' nicht. Ich bin halt kein Mathe-Typ.“

Mathematik, da waren sich die Befragten einig, sei sogar ein reines Übungsfach. „So viele Übungsaufg­aben wie möglich“sei die Devise. Wenn es der Lehrer nicht gut erklären kann: „Nimm das Internet: LernApps oder YouTube, gute Angebote sind simpleclub und MrWissen2G­o.“

Bedenklich ist, was die Spitzensch­üler über den Kunstunter­richt zu sagen hatten, was sich, auf den Punkt gebracht, so liest: „Male so, wie der Kunstlehre­r es will, andernfall­s bekommst du eine schlechte Note, selbst wenn du der nächste Picasso bist.“

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FOTOS: MARCEL KUSCH/DPA Tim Nießner hat sich etwas Besonderes ausgedacht, um sich auf sein Abitur vorzuberei­ten: Er hat fast 100 der besten Abiturient­en Deutschlan­ds interviewt, um herauszube­kommen, was er von ihnen lernen kann.
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Das Buch „Die geheimen Tricks der 1,0er-Schüler“erschien diesen Dienstag im mvg Verlag.

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