Von der Politik vergessen
Daniela Sauter kämpft um die Existenz ihrer Ballett- und Pilates-Schule
- Daniela Sauter hat ihre Ballettschule für Kinder und Erwachsene und ihr Pilateszentrum im geschichtsträchtigen Geburtshaus von Martin Walser aufgebaut. Sie möchte ihre eigene Geschichte dort gern fortschreiben – die allerdings durch die Corona-Krise ernsthaft in Gefahr gerät. Seit 16. März sind ihre Einrichtungen geschlossen.
In Baden-Württemberg oder in Nordrhein-Westfalen dürfen aktuell die Ballettschulen dank der guten Entwicklung der Corona-Fallzahlen wieder öffnen. In Bayern gibt es noch nicht einmal Überlegungen dazu. „Wir sind bereit. Aber wir werden vergessen. Wir haben alles umgesetzt, was zum Schutz gegen eine Ansteckung mit dem SARS-CoV-2, und für die Sicherheit unserer Kunden erforderlich ist. Jetzt können wir nur noch abwarten, bis wir endlich wieder mit unserem Unterricht beginnen dürfen.“Untätig abzuwarten ist etwas, das der Macherin gar nicht liegt. Deshalb wendet sie sich nun an die Öffentlichkeit. Daniela Sauter spricht dabei ganz sachlich. Es ist ihr dennoch anzumerken, wie sehr das Thema sie mitnimmt. „Natürlich habe ich Angst um meine Ballettschule und um mein Pilateszentrum. Vor allem aber trage ich Verantwortung für meine Mitarbeiter und für meine Kunden, und ihre körperliche und seelische Gesundheit. Gerade in dieser schwierigen Zeit ist alles, was der Prävention und dem Immunsystem gut tut so wichtig“, sagt sie. Sie sitzt mit ihrer Mitarbeiterin Elisa Ambs in weitem Abstand auf dem Boden der großen Übungshalle und erzählt. „Wir haben die erlassene Schließung mit allen Einschränkungen am 16. stangen, Trainingsgeräte, Türklinken, Lichtschalter, Waschbecken und Toiletten. Jeden Tag findet eine Flächendesinfektion der Böden und Gegenstände statt. Der erforderliche Abstand zwischen Personen, Übungsgeräten und Matten ist während des gesamten Aufenthaltes in der Ballettschule gewährleistet. Jeder Teilnehmer hat seinen festen Platz. (sd)
März sofort umgesetzt, in vollem Umfang mitgetragen und anerkannt. Aber inzwischen stellt die Situation eine existenzielle Bedrohung für uns dar. Uns fehlt eine Perspektive, ein Hoffnungsschimmer. Weil wir ohne nicht mehr lange durchhalten können“, erklärt sie. Was umso mehr schmerze, weil Ballettschulen in anderen Bundesländern wieder öffnen dürfen. „In Bayern werden wir mit normalen Tanzschulen und Fitnesszentren über einen Kamm geschert. Aber das ist nicht richtig. Eine Berührung oder naher körperlicher Kontakt ist weder in einer Ballettnoch in einer Pilates-Schule notwendig. Zudem gibt es bei uns von jeher feste Klassenstrukturen. Der gesamte Unterricht läuft in einem kontrollierbaren und nachvollziehbaren Rahmen ab.“
Längst haben sie konsequent die verantwortungsvolle Handlungsempfehlung
des Deutschen Bundesverbands für Tanzpädagogik zur schrittweisen Öffnung von Tanzpädagogikund Ballettschulen umgesetzt. „Wir können alle Hygieneschutzmaßnahmen so wie kontaktlosen Unterricht und Mindestabstand perfekt einhalten“, sagt Elisa Ambs.
Aktuell geben sie und Daniela Sauter Online-Unterrichtsstunden via Skype. Aber das ersetze nicht annähernd den persönlichen Unterricht. „Viele unserer Kunden halten zu uns. Wir sind ihnen dafür sehr dankbar. Aber wie lange können sie das noch? Und wir wissen, wie sehr ihnen der Unterricht fehlt. Sie nehmen ihre Gesundheit sehr ernst. Dabei können wir den gesamten Ablauf und das Training hygienisch, berührungsfrei und mit ausreichendem Sicherheitsabstand garantieren“, sagt Daniela Sauter und gibt zu, dass sie nicht mehr weiter weiß.
Sie hat bereits alle infrage kommenden bayerischen Politiker und auch das Landratsamt Lindau angeschrieben. „Sie sollen verstehen: Tanz ist kein unnötiges Freizeitvergnügen. Ballett- und Pilates-Schulen haben eine wichtige Aufgabe in der Gesundheitsprävention. Wir sind zudem eine berufsausbildungsvorbereitende Einrichtung und können unseren Auftrag nicht erfüllen. Gern dürfen sich Politiker den Ablauf unseres Unterrichts und unsere Räumlichkeiten ansehen, damit sie eine Vorstellung von unserer Arbeit bekommen und uns und unsere Kunden, die präventiv etwas für ihre Gesundheit tun möchten, nicht im ExitFahrplan vergessen. Wir brauchen eine Perspektive. Man muss nicht Probleme schaffen wo keine sein müssten. Unsere Existenz wird völlig unnötigerweise gefährdet.“