Mit Pepitahut und flotten Sprüchen
Klaus Schlappner wird 80 und war für viele Fans Kult – Unumstritten war er aber nicht
(dpa/SID) - Die große Feier muss wegen der Corona-Pandemie verschoben werden. Statt mit 90 Gästen feiert der ehemalige Bundesligatrainer Klaus Schlappner, der in den 1980er-Jahren wegen seines Pepitahutes und seiner kessen Sprüche Kultstatus erlangte, am Freitag im Kreis der Familie seinen 80. Geburtstag. „Mit drei Generationen“, erzählt der frühere Trainer des SV Waldhof Mannheim: „Und der erste Urenkel ist gerade unterwegs.“
Schlappner ist ein Familienmensch und seiner Kurpfälzer Heimat treu geblieben. Er lebt in Südhessen, nur wenige Kilometer vom Mannheimer Alsenweg entfernt, der Heimat des heutigen Drittligisten SV Waldhof. Zwischen 1980 und 1987 trainierte der gelernte Elektromeister die Mannheimer und führte den Arbeiterverein 1983 in die Bundesliga. „Ich muss nicht Meister werden, ich bin schon Meister“, sagte er einst. Um flotte Sprüche in breitem Kurpfalz-Dialekt war der Südhesse nie verlegen. Der Pepitahut wurde zu seinem Markenzeichen.
In Mannheim arbeitete Schlappner mit jungen Spielern. Jürgen Kohler oder Maurizio Gaudino wurden auch dank ihm Nationalspieler. „Er war der wichtigste Trainer in meiner Karriere, weil er mich mit 17 in die Bundesliga geholt hat“, sagt Gaudino noch heute. „Er hatte immer eine harte Hand, war aber auch eine Vaterfigur für mich.“Noch heute empfiehlt Schlappner den Proficlubs, auf eigene Talente zu setzen. „Der beste Transfer ist der aus dem Nachwuchs. Das ist wie in einem Unternehmen, wo der fleißige Praktikant gefördert werden sollte“, sagt er.
Kohler war sein Muster-Praktikant. „Schlappi“formte aus dem zunächst noch hölzern wirkenden Kohler einen der besten Verteidiger seiner Zeit. „Ohne ihn wäre ich vielleicht nicht Weltmeister geworden“, sagte Kohler über seinen ersten Profitrainer. „Der Jürgen war immer fleißig und wurde von uns so eingesetzt, wie er damals uns und später jeder Mannschaft, in der er spielte, weiterhelfen konnte“, lobt Schlappner seinen bekanntesten Zögling, der später mit dem FC Bayern München, Juventus Turin und Borussia Dortmund große Erfolge feierte.
1992 wurde Schlappner Nationaltrainer in China. Er baute dort eine Profiliga auf und blieb dem Land auch nach den zweieinhalb Jahren als Chef der Nationalmannschaft verbunden. Bis heute reist er regelmäßig nach China, unter anderem organisiert er ein deutsch-chinesisches Jugend-Fußballturnier, das im jährlichen Wechsel in beiden Ländern ausgetragen wird. Nach dem
Job in China arbeitete Schlappner in anderen autoritären Staaten. Im Iran, der Mongolei und in Nordkorea leistete er Entwicklungsarbeit in Sachen Fußball. „Der Sport eint die Menschen viel schneller als alles andere“, sagt Schlappner: „Das sollten die Politiker nicht vergessen.“
Es gibt aber auch ein dunkles Kapitel in Schlappners Leben: Bei den Kommunalwahlen 1968 kandidierte er in seinem Heimatort Lampertheim für die NPD. Das war, erklärte er vor seinem 70. Geburtstag, eine Art Protest gegen den Protest der 68er. „Die wollten den Staat komplett umkrempeln. Das war diese Schlamperzeit – Ehe, Familie und Kinder waren out“, sagte Schlappner. „Ich bin kein Rechter, doch damals war vieles nicht rechtens.“Danach habe die NPD in seinem Leben nie mehr eine Rolle gespielt.
Zuletzt trat Schlappner vor zweieinhalb Jahren auf den Plan – und erntete dafür (wieder) jede Menge Kritik. Als es beim Freundschaftsspiel des Regionalligisten TSV Schott Mainz gegen das chinesische U20-Nationalteam zum Eklat kam, war der frühere Nationaltrainer der Chinesen außer sich. Als eigentlich unbeteiligter Zuschauer wetterte Schlappner gegen die Aktivisten, die mit Tibet-Flaggen gegen die Menschenrechtsverletzungen in dem von China annektierten Land protestiert und so für eine Spielunterbrechung gesorgt hatten. Mit Andersdenkenden hat der Mann mit Pepitahut eben seine Probleme – das sprach und spricht er immer deutlich an.