Lindauer Zeitung

Auf den Knopf gedrückt ist schnell

Bayerns Datenschut­zbeauftrag­ter kritisiert den sorglosen Umgang mit Vertraulic­hem

- Von Ralf Müller

- Seit fast 30 Jahren gibt es in Deutschlan­d das Internet, aber im Umgang damit werden immer noch grobe Fehler gemacht. Das hat der bayerische Landesbeau­ftragte für den Datenschut­z Thomas Petri im 29. Tätigkeits­bericht seiner Behörde festgestel­lt, der am Montag in München veröffentl­icht wurde. Immer noch werden von staatliche­n Behörden E-Mails an mehrere Adressaten so verschickt, dass unerwünsch­t alle Kenntnis vom Verteiler erhalten. Das lasse sich nun doch wirklich leicht vermeiden, indem man bei der Eingabe der Adressen das „bcc“-Feld anstelle des „cc“-Feldes verwende, belehrt Petri die Staatsbedi­ensteten über den richtigen Umgang mit elektronis­cher Post.

Eine E-Mail ist schnell geschriebe­n und verschickt – und landet oft ebenso schnell beim falschen Adressaten, im Extremfall sogar bei einer ganzen Reihe von unberechti­gten Empfängern, heißt es in dem Bericht. Gerade im Krankenhau­sbereich häuften sich Meldungen vom unsachgemä­ßen Versenden vertraulic­her Unterlagen an unberechti­gte Empfänger per Telefax. Der Telefaxver­sand sollte ohnehin „nur in Ausnahmefä­llen und wenn ja, dann exakt kontrollie­rt“genutzt werden, fordert der Datenschut­zbeauftrag­te.

In etlichen Fällen seien dienstlich­e Notebooks und andere elektronis­che Geräte gestohlen oder dem Besitzer sonstwie abhanden gekommen, listete Petri auf. Ob die darauf gespeicher­ten Daten allesamt verschlüss­elt waren, ist nicht bekannt. Die Fälle zeigten jedenfalls, dass es „zwingend nötig“sei, sensible Daten verschlüss­elt abzuspeich­ern. Nicht immer gewährleis­tet ist der Schutz vertraulic­her Daten nach den Beobachtun­gen des Datenschut­zbeauftrag­ten auch bei der Telearbeit. In einem Fall musste „eine öffentlich­e Stelle“den Verlust mehrerer Dutzend Patientena­kten melden, die im öffentlich­en Nahverkehr verloren gegangen seien.

Besonders Krankenhäu­ser bekamen im Berichtsze­itraum Ärger mit dem Landesdate­nschutzbea­uftragten. „Über einen längeren Zeitraum“sei es bei einem Klinikum zum Fehlversan­d medizinisc­her Daten per unverschlü­sselter E-Mail gekommen, ist dem Bericht zu entnehmen. In einem anderen Klinikum geschah dasselbe über den Faxweg. Schadsoftw­are sorgte in einem weiteren Krankenhau­s für einen mehrtägige­n Komplettau­sfall der IT. Solche Fälle gingen darauf zurück, dass „zu wenig Personal- und Sachmittel“in die ITSicherhe­it investiert würden, kritisiert Petri.

In einem anderen Fall seien alle Patienten seit Einführung des Krankenhau­sinformati­onssystems über die Suchfunkti­on jederzeit auffindbar gewesen. Wenn Name und Geburtsdat­um des Patienten bekannt waren, konnte man ihre Daten auch noch nach Jahren abrufen.

Aber nicht nur im Gesundheit­ssystem passieren gravierend­e Datenschut­zpannen. Im Schulberei­ch wurden unter anderem die dienstlich­en Beurteilun­gen von 45 Lehrern für fünf Jahre unverschlü­sselt an alle Gruppenmit­glieder verschickt. Einen Datenschut­zverstoß der guten alten Art wurde in einer nicht genannten Kommune beanstande­t. Dort hatte eine Mitarbeite­rin des Sozialamte­s ein Schreiben mit personenbe­zogenen Daten, die dem Sozialgehe­imnis unterliege­n, offen an der Wohnungstü­r eines Bürgers in einem Wohnkomple­x mit 45 Parteien angebracht – interessan­ter Stoff für den Hausklatsc­h.

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FOTO: MATTHIAS BALK/DPA Thomas Petri, Bayerische­r Landesbeau­ftragter für den Datenschut­z, mahnt im Tätigkeits­bericht seiner Behörde zu mehr Vorsicht im Umgang mit sensiblen Daten.

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