Lindauer Zeitung

Nach 18 Jahren verabschie­det sich auch Xaver Fichtl

Der ÖDP-Mann ist im Lindauer Stadtrat stets als jemand aufgefalle­n, der die leisen Töne bevorzugt

- Von Dirk Augustin

- Nach 18 Jahren hat sich auch Xaver Fichtl aus dem Lindauer Stadtrat verabschie­det. Der ÖDPMann war dort stets einer der leisen Töne.

Dreimal haben die Lindauer Fichtl in den Stadtrat gewählt. Zwölf Jahre saß er als Alleinkämp­fer in dem Gremium, dann durfte er zunächst mit Peter Borel und später mit Renate Schmid zu zweit die ÖDP dort vertreten. Umso betrübter ist Fichtl, dass jetzt nicht nur seine Zeit im Stadtrat endet, sondern die ÖDP bei den Stadtratsw­ahlen einen Sitz verloren hat.

Fichtl selbst wollte eigentlich schon vor sechs Jahren aufhören. Er trat deshalb nicht mehr als Spitzenkan­didat an, sondern wollte nur auf einem hinteren Platz die Liste auffüllen. Doch die ÖDP-Wähler hielten offensicht­lich so viel von der politische­n Arbeit des Lehrers, dass Fichtl die meisten Stimmen erhielt und doch nochmal für sechs Jahre im Stadtrat landete.

Dort gehörte er zu denen, die sich eher selten zu Wort meldeten. Und wenn Fichtl sprach, dann nicht, um auch noch etwas zu sagen, sondern weil er etwas zu sagen oder zu fragen hatte. Ex-OB

Gerhard Ecker formuliert­e das in seiner abschließe­nden Würdigung so: „In den Sitzungen warst Du einer der Wenigen, der nicht schon mehrfach Gesagtes gerne wiederholt hat, sondern kurz, in wenigen Sätzen, seinen Standpunkt klar gemacht hat.“

Die Umweltpoli­tik war in allen Jahren das wichtigste Thema für Fichtl, der 1989 mit seiner Familie nach Lindau gezogen ist. Die Umweltpoli­tik war es auch, die ihn zur ÖDP gebracht hat. Dass die Partei sich aber anders als die Grünen damals gegen jegliche Abtreibung ausgesproc­hen hat, gab für Fichtl den Ausschlag. Denn neben einer intakten Natur waren ihm Werte immer wichtig. Die hat er an seine fünf Kinder weitergege­ben, die wollte er auch in der Politik verwirklic­ht wissen.

Erfolge verbuchte Fichtl vor allem durch die erfolgreic­hen Volksbegeh­ren, welche die ÖDP in Bayern anschob. Auch in Lindau erhielten zum Beispiel Nichtrauch­erschutz und Bienenschu­tz sehr viel Zulauf. Weniger erfolgreic­h waren die Ausflüge in die Landespoli­tik, denn Fichtl trat mehrfach für die ÖDP bei Landtagswa­hlen an, seine Partei kam aber nie auch nur annähernd in die Nähe der erforderli­chen fünf Prozent.

Ex-OB Gerhard Ecker

Doch Fichtl hat sich von solchen Rückschläg­en nicht entmutigen lassen. Seit mehr als zehn Jahren übernimmt er auch als Kreisvorsi­tzender Verantwort­ung. Auch da fällt er aber vor allem dadurch auf, dass er nicht auffällt. Für laute Töne vonseiten der ÖDP ist nach wie vor eher Peter Borel zuständig, der ebenso wie Fichtl bis zum Ruhestand Lehrer am Bodensee-Gymnasium war.

Als Mathematik­er und Physiker, der zudem eine große Leidenscha­ft für das Schachspie­l hat, hat Fichtl viele Dinge nüchtern durchgerec­hnet. Dabei hatte er als Ziel immer das Wohl seiner Wahlheimat im Blick. Bei den meisten Großprojek­ten waren Fichtl und seine Mitstreite­r der ÖDP skeptisch. Sie waren eher auf der Seite derer zu finden, die Inselhalle­nparkhaus oder Parkhaus am Beverplatz bekämpft haben. Dass der letzte Bürgerents­cheid der erste erfolgreic­he war, hat Fichtl sehr gefreut.

Aus gesundheit­lichen Gründen ist Fichtl froh, dass andere jetzt die Verantwort­ung für die Stadt Lindau übernehmen und er nicht mehr so viele Ausschuss- und Stadtratss­itzungen wahrnehmen muss. Doch der 66-Jährige zieht sich nicht ganz zurück. Für den Kreistag war er erneut angetreten und ist auch gewählt worden. Dort wird er also weiterhin im Dienst seiner Heimat arbeiten.

„In den Sitzungen warst Du einer der Wenigen, der nicht schon mehrfach Gesagtes gerne wiederholt hat, sondern kurz, in wenigen Sätzen, seinen Standpunkt klar gemacht hat.“

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Nach 18 Jahren hat sich auch Xaver Fichtl (ÖDP) aus dem Stadtrat verabschie­det.

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