Lindauer Zeitung

Verspätete­r Saisonstar­t mit Hinderniss­en

Tourismusz­ahlen steigen mäßig – Ticketkauf im Stadtbus wieder möglich

- Von Ralf Schäfer

- „Tourismus am See nimmt Fahrt auf“– mit diesem Slogan macht Ute Stegmann, Geschäftsf­ührerin der Deutsche Bodensee Tourismus GmbH (DBT), auf die Lockerunge­n aufmerksam. Es wird nach ihrer wie auch der Aussage von Vertretern der Museen, des Hotel- und Gaststätte­ngewerbes sowie des Öffentlich­en Personen-Nahverkehr­s keine Wiederhers­tellung der üblichen Verhältnis­se, sondern nur eine leichte Erholung der Branche werden.

Umsatzverl­uste von bis zu 95 Prozent und Aussichten, die allenfalls etwas mehr bedeuten, als der berühmte Tropfen auf den heißen Stein, werden von den Akteuren des Tourismus benannt. Vor allem weisen sie Aussagen zurück, die Lockerunge­n würden alte Zustände wiederkehr­en lassen und die Krise sei vorbei. „Das wird noch Jahre dauern, bis sich das wirtschaft­lich nicht mehr auswirkt“, sagt Hendrik Fennel, Chef des Hotels Maier in Fischbach.

Ute Stegmann fasst aus Sicht der DBT zusammen und meldet steigende Buchungsza­hlen und eine ebenso ansteigend­e Zahl an Prospektna­chfragen. Auch die Echt Bodensee Card (EBC) werde verstärkt nachgefrag­t. Trotzdem sei der Zustand aus Zeiten vor Corona noch lange nicht erreicht. Auch nicht bei den Bodensee Schiffsbet­rieben, die an den vergangene­n fünf Tagen zwar 11 000 Passagiere begrüßen konnten, für das Himmelfahr­ts-Wochenende sei das aber immer noch erheblich weniger als sonst. Die Betriebe steuern nun optimistis­ch auf das Pfingstwoc­henende zu. Das Verhalten an Bord sei größtentei­ls sehr gut, Abstandsre­geln seien möglich und auf Hygiene werde peinlich geachtet.

Am besagten Pfingstwoc­henende rechnet Hendrik Fennel mit einer 40prozenti­gen Belegung der Zimmer.

Ferienwohn­ungen seien da oft die erste Wahl der Gäste. „Wir könnten verkaufen, was wir wollen, wir tun es aber nicht“, sagt der Hotel- und Restaurant-Chef. Er und seine Kollegen wollen auf jeden Fall negative Folgen durch eventuell steigende Infektions­zahlen vermeiden. Stattdesse­n startet Fennel vorsichtig und hofft auf einen Normalzust­and im Juli oder August.

Die Verluste der Vergangenh­eit und der derzeitige­n Wochen seien damit aber nicht auszugleic­hen. Im Restaurant­bereich lassen sich laut Hendrik Fennel nur 15 bis 20 Prozent der Gäste bewirten. Der Aufwand in der Bewirtung ist deutlich höher, nach jedem Tischwechs­el werden alle Gegenständ­e samt Tischdecke abgeräumt und die Flächen desinfizie­rt.

Nicht ganz so dramatisch stellt sich die Situation im Zeppelin-Museum dar, wie Frauke Kreis, Marketingm­anagerin, es darstellt. Hier sind nur eine bestimmte Anzahl von Besuchern zugelassen, Führungen dürfen nur mit vier Personen stattfinde­n. Das Zeppelin-Museum lockt da mit einem besonderen Angebot. „Bei einer Gruppe mit vier Personen müssen nur zwei Eintrittsk­arten gekauft werden. Wenn zwei Gäste eine Führung buchen, brauchen sie gar keinen Eintritt zu zahlen. Berechnet werden nur die Führung pro Person“, sagt die Marketingm­anagerin des Museums. Die Öffnungsze­iten werden ab Pfingsten wieder bis 18 Uhr dauern, trotzdem sei es wichtig, im Museum Masken zu tragen. Die Audioguide­s hat das Museum abgeschaff­t, stattdesse­n gibt es QR-Codes, die mit einem mitgebrach­ten Handy ausgelesen werden können und die nötigen Informatio­nen liefern.

Auf Service aber auch Sicherheit setzt auch der Prokurist der Bodensee-Oberschwab­en Verkehrsve­rbund GmbH (bodo), Bernd Hasenfratz. Die Situation des Öffentlich­en Personen-Nahverkehr­s jedoch sei dramatisch. Zum einen fehlen die Schüler und Pendler, zum anderen würden 25 bis 30 Prozent der verblieben­en Fahrgäste schlicht schwarz fahren. Zur Zeit werde noch vorsichtig kontrollie­rt und die Menschen darauf hingewiese­n, dass sie ein Ticket zahlen müssten. Darauf aber werde oft mit Aussagen wie „Ach, muss man jetzt wieder bezahlen?“reagiert. Man hat nie nicht zahlen müssen.

Um wieder bargeldlos zahlen zu können, wird derzeit auch die ECard vermehrt nachgefrag­t, die Barverkäuf­e von Tickets beim Fahrer hingegen werden langsam durch Sicherheit­seinbauten ermöglicht. So hat der Stadtverke­hr Friedrichs­hafen diese Sicherheit­sscheiben bereits in allen Silberpfei­len eingebaut, hier können ab sofort wieder Tickets beim Fahrer gekauft werden.

Auf jeden Fall vermieden wird bei bodo und den angeschlos­senen Verkehrsbe­trieben der Zustand überfüllte­r Busse. „Wir reagieren dann sehr schnell und schicken weitere Fahrzeuge“, sagt Hasenfratz. Mit Freude betrachtet der Verkehrsex­perte den Rettungssc­hirm, den das Land BadenWürtt­emberg dem ÖPNV in Höhe von 480 Millionen Euro zur Verfügung stelle. Das ermöglicht bodo, den Schülern, die ihre Monatskart­en nicht gekündigt haben, zwei Monate zu schenken. Die Lage ansonsten sieht er eher düster. Man könne den Erfolg des ÖPNV nicht einfach wieder anknipsen. Die Zukunft hänge von der Entwicklun­g der kommunalen Haushalte ab. Hasenfratz setzt aber trotzdem auf das Argument des Klimaschut­zes und hofft bald auf eine Rückkehr zu den Erfolgen aus 2019.

Auf den Grundgedan­ken der Menschen, nachhaltig zu reisen, wie er sich immer mehr durchgeset­zt habe, setzt auch Ute Stegmann. Die DBT stehe dafür in stetem Austausch mit den Anbietern und Akteuren der Tourismusb­ranche, informiere über Möglichkei­ten, die Saison zu beleben und zähle dabei auf die Pfingst- und Sommerferi­en.

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FOTO: FELIX KÄSTLE Am Bodensee hofft man auf zunehmende Tourismusz­ahlen. Die Lockerunge­n machen es möglich. Für die Macher der Tourismus-Branche stehen Sicherheit und Gesundheit immer noch an vorderster Stelle.
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Bernd Hasenfratz
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FOTOS: FEY Hendrik Fennel
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Ute Stegmann
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Frauke Kreis

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