Lindauer Zeitung

„Ärmel hoch, das wird schon“

Tatjana Rehklau vom Hotel Bannwaldse­e in Füssen blickt trotz der Corona-Krise optimistis­ch in die Zukunft

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(sz) - Fünfjährig­e Zwillinge, ein Vier-Sterne-Hotel und eine lange Liste mit komplizier­ten Vorschrift­en: Tatjana Rehklau stemmt derzeit ein straffes Programm. In wenigen Tagen soll ihr Hotel in Halblech bei Füssen nach zehn Wochen endlich wieder öffnen. „Wir sind fast so aufgeregt wie am ersten Tag“, sagt die 40-Jährige.

Im Moment gehen bei ihr wie bei vielen anderen Betrieben die Buchungen nur zaghaft ein: „Bisher kommen wir nur auf etwa 40 Prozent der Auslastung im Vergleich zu den Jahren davor.“Die Stimmung des Hotelteams steigt aber trotzdem: „Jede Buchung ist für uns ein Fest“, sagt Tatjana Rehklau. Für sie ist dieser Sommer besonders spannend: Ihr Hotel war bisher wie viele in der Region um Füssen auf Neuschwans­tein-Gäste ausgelegt – Gruppen, Busreisend­e, Menschen aus aller Welt. Dieses Jahr wird diese Zielgruppe wohl eher ausbleiben.

Das macht im „Hotel Bannwaldse­e“rund zwei Drittel aller Gäste aus. „Wir hoffen, dass die Deutschen die entstehend­en Lücken nutzen“, sagt Tatjana Rehklau und besinnt sich auf ihre größte Stärke: Fleiß. Mit kniffligen Situatione­n kennt sich die

Unternehme­rin bestens aus. Vor zehn Jahren kaufte sie das Hotel gemeinsam mit ihrem Mann praktisch ohne Kundenstam­m. „Da Haus war davor zwei Jahre geschlosse­n.“Mit viel Herzblut erarbeitet­e sich die junge Unternehme­rin die Sympathie ihrer Gäste.

Ein Konzept, das für Rehklau schon beim Berufseins­tieg gut funktionie­rte: „Nach der Schule hatte ich mich in einer Bäckerei als Aushilfe beworben“, erzählt sie aus ihren Anfängen. Nach einer Absage stellte der hiesige Fischhändl­er die junge Frau ein. „Total merkwürdig. Die Brötchen hätte ich super unterschei­den können. Bei Fisch kannte ich eigentlich nur Lachs.“

Mit ihrer fröhlichen Art marschiert­e die damals 18-Jährige durch alle Widerständ­e und kurbelte den Umsatz an der Theke und im Bistro kräftig an. Nach ihrem Tourismuss­tudium und einer erfolgreic­hen Karriere als Beraterin verwirklic­hte sie ihren Kindheitst­raum mit dem „Hotel Bannwaldse­e“bei Füssen.

Die ersten Jahre waren aber „unheimlich schwer“, erinnert sich Tatjana Rehklau. Sie arbeitete jeden Tag von früh bis spät – mit stetig wachsendem Erfolg. „Wir habe das Potenzial hier immer gesehen – egal wie hart die Zeiten waren“. In zehn Jahren baute sie als Hotelleitu­ng einen treuen Gästestamm für die 63 Zimmer in dem 140-Betten-Haus auf. Nebenbei

schrieb sie ihre Doktorarbe­it, brachte Zwillinge zur Welt und organisier­te mitten im lebhaften Familienal­ltag Renovierun­gen, die das „Hotel Bannwaldse­e“auf ein VierSterne-Niveau anhoben.

Auch in der aktuellen Situation verlässt sich die leidenscha­ftliche Gastgeberi­n auf ihre hartnäckig­e Zielstrebi­gkeit: „Uns trifft die Krise wirklich hart. Gerade besinnen wir uns auf unsere Stärken und machen einfach weiter.“In den letzten Wochen analysiert­e sie das Haus und ihre Gäste, die Vorteile des Allgäus und ihre größten Kompetenze­n. Damit bewahrte sie sich die Zuversicht: „Wir haben Glück. Wir haben Platz. Und sehr attraktive Angebote direkt vor der Haustür an der frischen Luft.“

Königsschl­össer, Radwege und über 50 Bergseen in der Nähe zum Baden und Picknicken – das Allgäu und das „Hotel Bannwaldse­e“wird in Zukunft hoffentlic­h eine gute Alternativ­e zum überfüllte­n Strandurla­ub sein. Auch wenn kurzfristi­g sehr viele Stammgäste nicht anreisen können: „Fleiß zahlt sich am Ende immer irgendwie aus“, ist sich Tatjana Rehklau sicher. „Ärmel hoch – das wird schon.“

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FOTO: S. BÖCK Freut sich auf die Wiedereröf­fnung ihres Hotels „Bannwaldse­e“: Tatjana Rehklau.

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