Zurück auf Anfang: Gastronomie öffnet wieder
Nicht nur im Schachener Hof freuen sich die Wirte über die Rückkehr der Gäste
- Acht Wochen hat die Gastronomie wegen der Maßnahmen gegen das Coronavirus eine Zwangspause einlegen müssen. Seit Montag dürfen die Betriebe wieder Gäste empfangen. Vorausgesetzt, ihre Räumlichkeiten sind gemäß der Auflagen entsprechend umgestaltet oder eingerichtet. Unter den vielen, die sich lange auf diesen Moment gefreut haben, in der Küche wieder richtig loslegen zu dürfen, ist auch Thomas Kraus vom Schachener Hof.
Dort startete der zunächst eingeschränkte Betrieb bereits eine Woche zuvor mit der Gartenbewirtschaftung. Die Tische wurden weiter auseinandergezogen und die gesamte Außenanlage verstärkt miteinbezogen. Da das Wetter mitspielte, suchten viele Stammgäste ihr Lieblingslokal auf, zumindest dessen Garten. Die Speisekarte gestaltete Kraus entsprechend um. So gibt’s nun beispielsweise Bratwurstgerichte vom Hallischen Schwein.
Auf den Vorfall in Leer angesprochen, wo in einem Restaurant nach der Wiedereröffnung zahlreiche Personen positiv auf das Coronavirus getestet worden sind, kraust sich die Stirn des Kochs. „Da habe ich mich fürchterlich aufgeregt, so bringt man eine Branche schnell in Verruf,“schimpft er unter seiner Schutzmaske. Im ostfriesischen Restaurant hatten die Gäste offenbar mit Händeschütteln und Umarmungen gegen Corona-Auflagen verstoßen und sich so infiziert.
Die Gäste plötzlich nicht mehr mit Handschlag zu begrüßen, sei auch für Kraus ein harter Umgewöhnungsprozess gewesen. „Ich werde in der Küche auch nervös, wenn ich höre, dass ein Tisch gerückt wird“, gesteht er.
Im Restaurant musste das Wirtsehepaar nicht so viel ändern. Die Sitzgruppen sind sowieso großzügig eingebaut, da mussten nur ein paar Stühle weggenommen werden, sodass rund zwei Drittel der Sitzplätze erhalten bleiben. Außerdem „haben wir die Möglichkeit, den Frühstücksraum noch miteinzubeziehen“, schildert Brigitte Kraus. Plexiglaszwischenwände kamen nicht infrage. Jeder Gast bekommt einen Ausdruck der Speisekarte, der anschließend weggeworfen wird, um auch auf diesem Weg eventuelle Ansteckungen zu vermeiden.
Brigitte und Thomas Kraus betreiben vorerst nur mit Tochter Julia und dem Azubi in der Küche ihr Geschäft. „Unsere treue Seele, die Kathi, ist noch in Kurzarbeit und die Aushilfen mussten wir noch etwas vertrösten“. Kraus war ursprünglich auf der Suche nach einem zweiten Koch, aber das habe sich vorerst erledigt. Das Ehepaar ist erst einmal froh, dass ihre Tochter rechtzeitig mit einem der letzten Flieger aus Neuseeland zurückkam. Seit einigen Jahren arbeitet sie im Sommer am Bodensee, im Winter in Neuseeland.
Gleich den ersten Tag der Wiedereröffnung nutzten die Gäste Claudia und Walter, um im Garten ihres Stammrestaurants ihren 18. Hochzeitstag kulinarisch zu feiern. Auch am ersten Montag, an dem das Restaurant im Innenbereich geöffnet hatte, saßen die beiden da und genossen ihre Menüs mit feinem Spargel und Maishühnchen. „Mein Mann ist geschäftlich normalerweise so viel auf Reisen, da lohnt sich Kochen für mich alleine eigentlich nicht“, erzählt Claudia und gesteht, dass sie in den vergangenen Wochen aber doch mit Kochen begonnen hatte, zumal sie in Kurzarbeit sei. Derzeit lohne sich das Kochen schon eher, da ihr Gatte verstärkt von zu Hause arbeite. Außer Geschäftsreisen nach Österreich und in die Schweiz sei ja nichts möglich, sagt sie. Da wurde gekocht, aber auch das Mitnahme-Angebot von Thomas Kraus genutzt. „Heute aber musste ich einfach raus aus den vier Wänden, nach so vielen Videobesprechungen“, erzählt Walter Würfel, während Brigitte Kraus und Tochter Julia die Vorspeisenteller abräumen und alles für den Hauptgang herrichten, beide mit Gesichtsmasken, versteht sich.
Draußen haben es sich Jutta und Manfred Wydra in der noch wärmenden Abendsonne gemütlich gemacht. Auch für sie, die gerne herkommen, sei es ein kleiner Festtag, denn Manfred feiere Geburtstag. „Keinen runden, aber trotzdem ein Anlass, hierherzukommen“, sagt er. Die Veränderungen, die die CoronaKrise mit sich brachte, beispielsweise die Maskenpflicht, unterstütze er voll. Er ist überzeugt, dass all diese
Maßnahmen schließlich geholfen hätten, die Zahlen auf das derzeitige Niveau zu drücken.
„Vor Wochen haben mich im Einkaufsmarkt alle angeschaut, als ob ich von einem andern Stern käme“, erzählt Jutta, nur weil sie eine der Ersten war, die mit Mund- und Atemschutzmaske einkaufen war. „Das ist einfach eine schlimme Zeit, da müssen wir durch“, lautet Manfreds Resümee. Auch Wydras nutzten in den vergangenen Wochen das Angebot von Gastwirtschaften, Essen abzuholen, in ihrem Fall meist vom Dorfstüble. „Wir sind der Überzeugung, gerade auch jetzt die Gastronomiebetriebe unterstützen zu müssen, denn die hat es doch sehr hart getroffen“. Und nach acht Wochen Stillstand freuen sich neben Thomas Kraus auch alle seine Kollegen, wen viele dem Aufruf der beiden Wydras folgen.