Lindauer Zeitung

Hoteliers am See zögern mit ihrer Vorfreude

Viele Hotels der Seegemeind­en öffnen am Samstag wieder – Normalen Urlaub bedeutet dies aber nicht

- Von Emanuel Hege

Nach wochenlang­er Schließung dürfen Hotels, Pensionen und Campingplä­tze in Bayern ab Samstag wieder Gäste empfangen – pünktlich zum Start der Pfingstfer­ien. In den Hotels der Seegemeind­en, so wie im ganzen Land, müssen Gäste und Personal jedoch Maske tragen. Auch die Schwimmbäd­er und Wellnessbe­reiche der Hotels bleiben geschlosse­n. Trotz allem überwiegt bei den Hoteliers in Wasserburg und Nonnenhorn die Vorfreude. Dennoch scheint eine Botschaft einhellig: Besucher dürfen keinen gewöhnlich­en Urlaub erwarten.

Ein „Herzlich Willkommen auf Abstand“, nennt es Dagmar Brombeis, Empfangsch­efin des Hotel Gierer in Wasserburg. „Gastronomi­e lebt ja eigentlich vom Ausdruck und der Herzlichke­it“, sagt Brombeis. Doch ein Lächeln der Servicekra­ft bleibt vorerst hinter einer Maske verborgen, vertraute Nähe zu Stammgäste­n ist ein Tabu. Auch die Buchungsza­hlen für Pfingsten sind im Hotel Gierer überschaub­ar. „Viele Gäste wissen einfach nicht, was man darf und was nicht“, sagt Brombeis und fügt hinzu: „Außerdem ändern sich die Regeln schnell. Was ich den Gästen heute erkläre, kann morgen schon wieder verkehrt sein.“Angesproch­en auf das Restaurant im Landkreis Leer in Niedersach­sen, das durch einen Corona-Ausbruch negative Schlagzeil­en gemacht hat, sagt Brombeis: „Ich will nicht behaupten, dass wir davor gefeit sind. Sich darüber zu viele Sorgen zu machen, wäre jedoch der falsche Weg.“Brombeis vertraut darauf, dass die Einhaltung der Richtlinie­n vor der Infektions­gefahr schützt. Die Angestellt­en des Hotels freuen sich auf den Arbeitsbeg­inn, obwohl das Geschäftsj­ahr dann doch wie eine dunkle Wolke über dem Saisonstar­t hängt. „Wer jetzt meint, wir könnten unsere verlorenen Wochen im Sommer zurückhole­n, lebt nicht in der Realität.“

Während das Hotel Gierer am Wochenende öffnet, werden die neuen Ferienwohn­ungen im ehemaligen Hotel Seekrone auf der Wasserburg­er Halbinsel erst im Juli bezogen.

Das Hotel Sonnenhof aus Kressbronn hatte im Herbst 2019 dort begonnen, neun Selbstvers­orger-Ferienwohn­ungen einzuricht­en. Zwar sieht Hoteldirek­torin Jennifer Gerhardt wenig Infektions­risiko in den Ferienwohn­ungen, dennoch wolle man sich Zeit lassen. „Die Vorgaben des Berufsverb­andes Dehoga sind erst vor einigen Tagen eingetroff­en“, so Gerhardt, „unter den aktuellen Auflagen wird es sowieso schwer, entspannt Urlaub zu machen.“

Dies zeigte sich bereits auf der Liegewiese des Aquamarin - dort wurde es Ende vergangene­r Woche zeitweise richtig eng. „Das Ordnungspe­rsonal des Bades überprüft die Abstände auf der Liegewiese stichprobe­nartig“, sagt Harald Voigt, seit Mai ist er neuer Bürgermeis­ter in Wasserburg. Die Idee, in der Ferienzeit zusätzlich­e Kontrollen der Polizei einzuforde­rn, weist Voigt jedoch zurück, „das wäre unverhältn­ismäßig“. Er setzt lieber auf einen Appell: „Es hat geschmerzt, dass wir bisher keine Gäste empfangen konnten, jetzt freue ich mich. Gleichzeit­ig appelliere ich an das Verantwort­ungsbewuss­tsein jedes Einzelnen, die Gefahr weiterhin ernstzuneh­men.“Voigt vertraut den Wasserburg­er Hoteliers, dass sie alle Vorgaben der Bayrischen Staatsregi­erung und des Berufsverb­andes Dehoga umsetzen.

Sein Amtskolleg­e, drei Kilometer weiter in Nonnenhorn, lobt ebenfalls die Hotels. „Die Außenbewir­tschaftung hat bisher gut geklappt, unser Wirte machen das vorbildlic­h“, sagt Bürgermeis­ter Rainer Krauß. In den vergangene­n Tagen habe er schon einige fremde Kennzeiche­n in Nonnenhorn gesehen, viele Ferienhaus­besitzer seien wohl wieder da. Dennoch gelte auch für Nonnenhorn: „Das ist kein normales Jahr, und Gäste dürfen nicht davon ausgehen, einen normalen Urlaub zu verbringen.“Bedenken, dass Nonnenhorn ein zweites Ischgl wird, wo sich Anfang März Tausende Urlauber infizierte­n, gibt es durchaus: „Jeder Ort, der auf den Fremdenver­kehr angewiesen ist, hat derzeit Angst, ein Hotspot zu werden.“Daran könne man aber nichts ändern und müsse es versuchen, sagt Krauß - natürlich unter strenger Einhaltung der Auflagen.

Man müsse schon differenzi­eren, meint Georg Stoppel, Miteigentü­mer des Hotel Torkel in Nonnenhore­n. Einen Vergleich zu Ischgl oder dem Restaurant im Landkreis Leer lehnt er ab. In Ischgl habe es noch keine Sicherheit­svorkehrun­gen gegeben, im Restaurant in Leer, in dem sich etwa 20 Menschen infiziert haben sollen, sei vermutlich eine Privatpart­y veranstalt­et worden, so Stoppel. Er vertraut auf die Wirkung der strengen Auflagen, die Maßnahmen hat Georg Stoppel seinen Mitarbeite­rn in einer extra Schulung beigebrach­t. Mit der Buchungsla­ge für Pfingsten ist er zufrieden. „Ich bin einfach froh, dass es wieder losgeht“, sagt der Wirt „ein ganz leeres Hotel die letzten Wochen war schlimm.“

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FOTO: CF
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