Hoteliers am See zögern mit ihrer Vorfreude
Viele Hotels der Seegemeinden öffnen am Samstag wieder – Normalen Urlaub bedeutet dies aber nicht
Nach wochenlanger Schließung dürfen Hotels, Pensionen und Campingplätze in Bayern ab Samstag wieder Gäste empfangen – pünktlich zum Start der Pfingstferien. In den Hotels der Seegemeinden, so wie im ganzen Land, müssen Gäste und Personal jedoch Maske tragen. Auch die Schwimmbäder und Wellnessbereiche der Hotels bleiben geschlossen. Trotz allem überwiegt bei den Hoteliers in Wasserburg und Nonnenhorn die Vorfreude. Dennoch scheint eine Botschaft einhellig: Besucher dürfen keinen gewöhnlichen Urlaub erwarten.
Ein „Herzlich Willkommen auf Abstand“, nennt es Dagmar Brombeis, Empfangschefin des Hotel Gierer in Wasserburg. „Gastronomie lebt ja eigentlich vom Ausdruck und der Herzlichkeit“, sagt Brombeis. Doch ein Lächeln der Servicekraft bleibt vorerst hinter einer Maske verborgen, vertraute Nähe zu Stammgästen ist ein Tabu. Auch die Buchungszahlen für Pfingsten sind im Hotel Gierer überschaubar. „Viele Gäste wissen einfach nicht, was man darf und was nicht“, sagt Brombeis und fügt hinzu: „Außerdem ändern sich die Regeln schnell. Was ich den Gästen heute erkläre, kann morgen schon wieder verkehrt sein.“Angesprochen auf das Restaurant im Landkreis Leer in Niedersachsen, das durch einen Corona-Ausbruch negative Schlagzeilen gemacht hat, sagt Brombeis: „Ich will nicht behaupten, dass wir davor gefeit sind. Sich darüber zu viele Sorgen zu machen, wäre jedoch der falsche Weg.“Brombeis vertraut darauf, dass die Einhaltung der Richtlinien vor der Infektionsgefahr schützt. Die Angestellten des Hotels freuen sich auf den Arbeitsbeginn, obwohl das Geschäftsjahr dann doch wie eine dunkle Wolke über dem Saisonstart hängt. „Wer jetzt meint, wir könnten unsere verlorenen Wochen im Sommer zurückholen, lebt nicht in der Realität.“
Während das Hotel Gierer am Wochenende öffnet, werden die neuen Ferienwohnungen im ehemaligen Hotel Seekrone auf der Wasserburger Halbinsel erst im Juli bezogen.
Das Hotel Sonnenhof aus Kressbronn hatte im Herbst 2019 dort begonnen, neun Selbstversorger-Ferienwohnungen einzurichten. Zwar sieht Hoteldirektorin Jennifer Gerhardt wenig Infektionsrisiko in den Ferienwohnungen, dennoch wolle man sich Zeit lassen. „Die Vorgaben des Berufsverbandes Dehoga sind erst vor einigen Tagen eingetroffen“, so Gerhardt, „unter den aktuellen Auflagen wird es sowieso schwer, entspannt Urlaub zu machen.“
Dies zeigte sich bereits auf der Liegewiese des Aquamarin - dort wurde es Ende vergangener Woche zeitweise richtig eng. „Das Ordnungspersonal des Bades überprüft die Abstände auf der Liegewiese stichprobenartig“, sagt Harald Voigt, seit Mai ist er neuer Bürgermeister in Wasserburg. Die Idee, in der Ferienzeit zusätzliche Kontrollen der Polizei einzufordern, weist Voigt jedoch zurück, „das wäre unverhältnismäßig“. Er setzt lieber auf einen Appell: „Es hat geschmerzt, dass wir bisher keine Gäste empfangen konnten, jetzt freue ich mich. Gleichzeitig appelliere ich an das Verantwortungsbewusstsein jedes Einzelnen, die Gefahr weiterhin ernstzunehmen.“Voigt vertraut den Wasserburger Hoteliers, dass sie alle Vorgaben der Bayrischen Staatsregierung und des Berufsverbandes Dehoga umsetzen.
Sein Amtskollege, drei Kilometer weiter in Nonnenhorn, lobt ebenfalls die Hotels. „Die Außenbewirtschaftung hat bisher gut geklappt, unser Wirte machen das vorbildlich“, sagt Bürgermeister Rainer Krauß. In den vergangenen Tagen habe er schon einige fremde Kennzeichen in Nonnenhorn gesehen, viele Ferienhausbesitzer seien wohl wieder da. Dennoch gelte auch für Nonnenhorn: „Das ist kein normales Jahr, und Gäste dürfen nicht davon ausgehen, einen normalen Urlaub zu verbringen.“Bedenken, dass Nonnenhorn ein zweites Ischgl wird, wo sich Anfang März Tausende Urlauber infizierten, gibt es durchaus: „Jeder Ort, der auf den Fremdenverkehr angewiesen ist, hat derzeit Angst, ein Hotspot zu werden.“Daran könne man aber nichts ändern und müsse es versuchen, sagt Krauß - natürlich unter strenger Einhaltung der Auflagen.
Man müsse schon differenzieren, meint Georg Stoppel, Miteigentümer des Hotel Torkel in Nonnenhoren. Einen Vergleich zu Ischgl oder dem Restaurant im Landkreis Leer lehnt er ab. In Ischgl habe es noch keine Sicherheitsvorkehrungen gegeben, im Restaurant in Leer, in dem sich etwa 20 Menschen infiziert haben sollen, sei vermutlich eine Privatparty veranstaltet worden, so Stoppel. Er vertraut auf die Wirkung der strengen Auflagen, die Maßnahmen hat Georg Stoppel seinen Mitarbeitern in einer extra Schulung beigebracht. Mit der Buchungslage für Pfingsten ist er zufrieden. „Ich bin einfach froh, dass es wieder losgeht“, sagt der Wirt „ein ganz leeres Hotel die letzten Wochen war schlimm.“