Lindauer Zeitung

Bis 2024 kostet Corona die Stadt Lindau etwa 16 Millionen Euro

Der Stadtrat muss seine Ausgabenpl­äne für die kommenden Jahre kräftig kürzen und deshalb Projekte verschiebe­n oder streichen

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(dik) - Wegen Corona fehlen der Stadt nicht nur in diesem Jahr viele Millionen. Schon jetzt sind Einnahmeau­sfälle in den kommenden Jahren absehbar. Insgesamt werden Lindau etwa 16 Millionen Euro fehlen.

Nach wie vor kann Kämmerer Felix Eisenbach die Folgen der CoronaKris­e für die Konten der Stadt nur schätzen. Doch die Grundlagen durch Steuerschä­tzungen und ähnliches werden besser, sodass er konkretere Zahlen nennen kann. Demnach gehen die Fachleute des Bundes davon aus, dass die Stadt in diesem Jahr etwa sieben Millionen Euro weniger Steuern einnehmen wird als gedacht. Klar ist auch, dass die Wirtschaft sich nicht so schnell erholen wird wie bisher gehofft. Deshalb rechnet Eisenbach im Finanzplan bis zum Jahr 2024 mit weiteren neun Millionen Euro, die im Vergleich zur bisherigen Planung fehlen.

Die Verwaltung sei bereits seit Wochen auf Sparkurs, hinzu kommen Beschlüsse des alten Stadtrats, der Budgetüber­schüsse aus Vorjahren

für den laufenden Haushalt flüssig gemacht hat. Klar ist aber auch, so sagte Eisenbach, dass Sparmaßnah­men im laufenden Geschäft nicht reichen werden. Der Stadtrat werde über geplante Projekte nachdenken müssen und dabei die Pflichtauf­gaben, also Kindergärt­en, Schulen und Feuerwehr, vorrangig bedienen müssen. Zudem gelte es, die laufenden Projekte abzuschlie­ßen und die, für die bereits gültige Verträge geschlosse­n sind.

Eisenbach hofft auf Rettungspa­kete und Konjunktur­spritzen von Bund und Land für die Städte und Gemeinden. Die seien auch in der politische­n Diskussion, aber entschiede­n sei noch nichts. Deshalb könne er nicht sagen, wie viel Geld von dieser Seite Lindau entlasten werde. Die Stadträte waren sich aber einig, dass Städte- und Gemeindeta­g noch mehr Druck auf die Regierunge­n in Berlin und München ausüben sollen. Wenn Konzerne wie die Lufthansa oder BMW Milliarden­beträge aus Steuermitt­eln bekommen, dann müssten auch die Kommunen Rettungspa­kete

erhalten, brachte Max Strauß (BL) die Stimmung auf den Punkt.

Als Sofortmaßn­ahme empfahl er den Verzicht auf den im Rahmen der Gartenscha­u geplanten Naturbeoba­chtungsste­g in der Reutiner Bucht. Der Freistaat habe zwar soeben zugesicher­t, dass er die Hälfte der Kosten tragen würde, dennoch könnte

Lindau 100 000 Euro sparen. Mit Blick auf die hinter der Ladestraße geplante neue Siedlung und den Besucherdr­uck auf das Bodenseeuf­er wiesen die Räte diese Idee aber zurück. Der Steg wird gebaut.

Die Räte stimmten dem Vorschlag von Oberbürger­meisterin Claudia Alfons zu, sich bei einem Workshop am 19. Juni ausführlic­h über die Zahlen

und die zur Diskussion stehenden Projekte abzustimme­n. Die Räte wollen dabei untereinan­der klären, welche Projekte sie zeitlich schieben, wo sie Kürzungen vornehmen und ob sie Projekte ganz streichen. Denn wenn der Stadtrat nicht einspart, droht eine Haushaltss­perre und damit ein Stillstand in Lindau. Dies umso mehr, als die Steuerrück­gänge auch noch deutlich höher liegen könnten, als jetzt vom Kämmerer berechnet, wie nicht nur Thomas Hummler (CSU) fürchtet.

Für die Bunte Liste forderte Daniel Obermayr, dass der Workshop öffentlich stattfinde­n soll. Auch Ulrich Jöckel (FDP) wollte zumindest die Aussprache im Beisein von Bürgern und Presse ermögliche­n, denn die Lindauer hätten ein Recht zu erfahren, wie es um die Finanzen und die Projekte steht. Doch die Mehrheit stimmte mit 18:13 Stimmen der OB zu, dass die Aussprache und Meinungsfi­ndung im Juni hinter verschloss­enen Türen bleiben soll. Die eigentlich­en Beschlüsse sollen später öffentlich im Stadtrat erfolgen.

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ARCHIVFOTO: DPA/DANIEL REINHARDT Die Stadt muss in den kommenden Jahren geplante Ausgaben in Höhe vieler Millionen Euro kürzen, wenn sie eine Haushaltss­perre infolge der Corona-Krise vermeiden will.

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