Lindauer Zeitung

Elmar Stegmann fordert Finanzhilf­en von Land und Bund

„Die Kommunen nicht vergessen“: So stellt sich der Lindauer Sprecher der schwäbisch­en Landräte diese Unterstütz­ung vor

- Von Helmut Kustermann

- Einen Appell an den Freistaat richtet Elmar Stegmann (CSU), der neue Sprecher der schwäbisch­en Landräte: „Er darf die Kommunen in der Corona-Krise nicht im Regen stehen lassen. Das ist eine klare Erwartungs­haltung.“Doch im Hinblick auf finanziell­e Hilfen sei der Freistaat „noch zurückhalt­end“, moniert der Lindauer Landrat Stegmann. Den Kreisen geht es beispielsw­eise darum, lange geplante Projekte wie Schulbaute­n jetzt auch realisiere­n zu können. Im Zeichen der Corona-Krise wird auch die bayerische Landkreis-Versammlun­g stehen, die am Mittwoch in Erding stattfinde­t. Die Kreis-Chefs treffen dort mit Vertretern der Staatsregi­erung zusammen.

Wegen der Corona-Krise sieht Stegmann schwierige Zeiten auf die Landkreise zukommen: „Die Steuereinn­ahmen

werden einbrechen.“Wenn es nun um Schutzschi­rme gehe, „darf man die Kommunen nicht vergessen“. Denn wenn die Landkreise handlungsf­ähig blieben, „fließt diese Hilfe über Steuern ja wieder an den Staat zurück“. Der Lindauer Landrat nennt ein Beispiel aus seinem Kreis. Dort sollen eine Förderschu­le und ein Berufliche­s Schulzentr­um gebaut werden. „Wir arbeiten mit vielen regionalen Handwerker­n zusammen. Von solchen Projekten hängen vor Ort Jobs und Wirtschaft­skraft ab.“

Im Hinblick auf finanziell­e Unterstütz­ung müsse sich auch der Bund bewegen, fordert Stegmann. Er hält jedoch nichts von einem 57 Milliarden Euro schweren Hilfspaket von Bund und Ländern, das Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) vorgeschla­gen hat. Denn hier gehe es vor allem darum, dass „Kommunen Altschulde­n tilgen können“. Doch dies sei nicht der

Sinn einer Hilfe in Corona-Zeiten. Stattdesse­n kann sich Stegmann vorstellen, dass der Bund den Landkreise­n bei den Sozialausg­aben stärker unter die Arme greift. Er wünscht sich auch mehr Engagement für die Digitalisi­erung an Schulen: „Hier besteht Nachholbed­arf.“

Werden die Landkreise bei dieser schwierige­n Gemengelag­e den Druck weitergebe­n und eine Umlage erhöhen, die von Städten und Gemeinden bezahlt werden muss? Er halte nichts davon, dass „die eine kommunale Ebene die andere ausspielt“, antwortet Stegmann. Stattdesse­n hält es der Sprecher der schwäbisch­en Landräte für sinnvoll, nach der Sommerpaus­e einen „Kassenstur­z“zu machen und dann zu entscheide­n, welche Vorhaben möglicherw­eise erst später angepackt werden.

Dabei spielen auch aktuelle Entwicklun­gen im Zusammenha­ng mit der Corona-Krise eine Rolle. So gibt es laut Elmar Stegmann die Aussage eines Nahverkehr­s-Experten, wonach der ÖPNV zwei Jahre brauchen werde, um wieder das Niveau der Vor-Corona-Zeit zu erreichen. „Da stellt sich dann schon die Frage, ob man jetzt wirklich neue Buslinien anbietet. Es besteht ja die Gefahr, dass man nur warme Luft spazieren fährt.“

Die sich abzeichnen­de Finanznot ist aber nicht das einzige Thema, das den Landräte-Sprecher Stegmann in Corona-Zeiten umtreibt. Der 48-Jährige stört sich massiv daran, dass in den Bundesländ­ern unterschie­dliche Regeln gelten. „Ab 1. Juni sollen in BadenWürtt­emberg Feste mit bis zu 100 Personen wieder erlaubt sein. Und in Nordrhein-Westfalen sind FitnessStu­dios bereits seit dem 11. Mai wieder geöffnet. Das kann man niemandem mehr erklären“, kritisiert der schwäbisch­e Landräte-Sprecher. Der Kommunalpo­litiker will auch „mehr Kompetenze­n für die örtlichen Verantwort­ungsträger. Ich darf alle Regeln verschärfe­n, aber nichts lockern“.

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ARCHIVFOTO: CHRISTIAN FLEMMING Elmar Stegmann, Landrat des Kreises Lindau, macht sich für die Kommunen stark.

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