Einmal auf dem Jupiter ausruhen
Dornier-Museum zeigt ab Pfingstsonntag erweiterte Raumfahrt-Ausstellung
- Sie wollten sich schon immer auf dem Jupiter ausruhen? Oder auf einem anderen Planeten? Dann nichts wie ins Dornier-Museum. Ab Pfingstsonntag können Besucher dort die neue, um 450 Quadratmeter erweiterte Raumfahrt-Ausstellung erleben. Aus einem neuen Blickwinkel und mit multimedialen Stationen wird der Aufbruch Dorniers in den Weltraum ab den 1960er-Jahren gezeigt. Die Themen Erdbeobachtung, Wetter, Klima, Sonnenund Marserkundung stehen dabei im Mittelpunkt.
Wie klingt das Weltall und wie unsere Erde? Wie sieht das Weltall aus? Fragen, auf die es in der neuen Raumfahrt-Ausstellung an multimedialen Stationen mittels originaler Tonaufnahmen und Filmen Antworten gibt. Acht aufwendig hergestellte „Inseln“– eine pro Planet – laden zum Lauschen, Anschauen oder einfach nur zum Ausruhen ein. Die größten, mit einem Durchmesser von jeweils drei Metern, sind dabei Jupiter und die Erde, Saturn folgt mit einem Durchmesser von zwei Metern, die anderen mit 1,50 Meter. Wobei die Besucher nach dem Besuch des Weltalls auf der Galerie des Dornier-Museums über die Erde als letzte „Insel“wieder sicher „landen“und den Rundgang im Hangar fortsetzen können.
„Der Wunsch, den Raumfahrt-Bereich auszubauen und umzugestalten, war schon lange da“, erklärt Sammlungsleiterin und Kuratorin Julia Menzer. Umgesetzt habe man ihn mit Unterstützung ehemaliger Dornianer. Kernthemen sind Satelliten, also ihre Entwicklung, Nutzung und Anwendung. Moderne Kommunikation, Navigation, Wettervorhersagen oder die Beobachtung unserer Erde sowie die Untersuchung des Klimawandels seien nur einige von vielen Bereichen, die ohne Satellitentechnik, bei der auch Dornier entscheidend mitgewirkt hat, undenkbar wären. Auf Augenhöhe aufgehängt, geben insgesamt sieben Satellitenmodelle im Maßstab 1:1 bis 1:5 Einblicke in die frühe Satellitenentwicklung bei Dornier.
Unter dem Titel „Wie geht es der Erde“etwa wird der wesentliche Nutzen von Umweltsatelliten erklärt: Sie beobachten den Zustand der Erdoberfläche und der Atmosphäre. Der Besucher erfährt, dass sich seit den Missionen von ERS und Envisat die Datenmenge exponentiell vervielfacht hat, insbesondere wegen der weiterentwickelten Sensoren auf neueren Erderkundungssatelliten. Die Daten geben unter anderem der Landwirtschaft Aufschluss über Aussaat, Düngebedarf, Ertragsprognosen und den Reifegrad der Erde.
Erklärt wird auch, wie das Wetter in die App kommt: Die Instrumente der Erdbeobachtungssatelliten ERS-1 und ERS-2 sowie MetOp dienten dazu, Daten zu generieren, um die Wettervorhersagemodelle
zu verbessern. Die von Wettersatelliten generierten Daten werden für die moderne Vorhersage mit Messungen auf der Erde kombiniert. Mehr als 130 vollautomatische Wetterstationen und 51 Wetterwarten des Deutschen Wetterdienstes liefern in Deutschland rund um die Uhr Wetterdaten. Ein 25 Millionen Euro teurer Supercomputer des Deutschen Wetterdiensts verwendet all diese Daten, um mehrmals am Tag Wettervorhersagen zu berechnen. Wetter-Apps wiederum greifen auf diese gesammelten Daten für ihre Prognosen zurück und informieren tagtäglich über Regenwahrscheinlichkeit und Temperaturen. Auch über Weltraumschrott beispielsweise gibt es im Museum Interessantes. Informationen der Europäischen Weltraumorganisation ESA zufolge befinden sich mehr als 600 000 Objekte in Umlaufbahnen um die Erde, die größer als ein Zentimeter sind. Unterhalb von 400 Kilometern verglühen diese normalerweise nach wenigen Jahren in der Erdatmosphäre. Dort enden somit meist kleinere erdnahe Satelliten, wenn sie das Ende ihrer Mission erreichen. Größere Satelliten verglühen beim Wiedereintritt nicht immer vollständig, daher werden sie kontrolliert in den Pazifik gestürzt, fern von jeder Zivilisation. Erdferne Satelliten werden durch Verbrauch ihres letzten Treibstoffs weg von der Erde weiter ins Weltall befördert. Dass Weltraumschrott eine Gefahr für Satelliten und Weltraumteleskope darstellen kann, da er mit einer Geschwindigkeit einer Gewehrkugel einschlägt, wird eindrucksvoll am Beispiel eines Solarpanels des Hubble-Teleskops gezeigt: Dort ist ein Einschlagsloch zu sehen.
Aufwendig seien die Umbauten gewesen, sagt Julia Menzer. Im Juli vergangenen Jahres habe man erstmals über die neue Konzeption beraten, die Umbauarbeiten vor Ort hätten vor acht Wochen begonnen. Bei den Exponaten beispielsweise, die teilweise Leihgaben der Europäischen Weltraumorganisation ESA sind und von denen das schwerste rund 180 Kilogramm wiegt, musste jede einzelne Aufhängung nicht nur mit dem Leihgeber, sondern auch mit dem TÜV abgesprochen werden.
Mit der neu konzipierten Raumfahrtausstellung ist es noch nicht genug: Ab Sommer wird es auch einen komplett neuen Raumfahrtbereich für Kinder geben. Derzeit wird daran gearbeitet.
In den Pfingstferien ist das Museum, das über eine Ausstellungsfläche von mehr als 6000 Quadratmetern verfügt, unter Einhaltung der Sicherheits- und Hygiene-Vorschriften täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet.