Neuer Chefkoch für die Islanders
Lindauer Eishockey-Oberligist verpflichtet Vorarlberger Gerhard Puschnik als neuen Trainer
- Die EV Lindau Islanders haben ihre Trainersuche erfolgreich abgeschlossen. Gerhard Puschnik wird neuer Cheftrainer des Eishockey-Oberligisten. Damit setzen die Lindauer erneut auf Erfahrung aus Österreich, denn der 53-jährige Vorarlberger übernimmt das Amt vom Kärntner Franz Sturm, der die Lindauer nach nur einem halben Jahr zum Saisonende wieder verlassen hat. „Wir sind froh, dass wir trotz der aktuellen Situation mit genug Vorlauf zum Saisonstart Klarheit haben und eine gute Lösung gefunden haben“, sagt Bernd Wucher im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“.
Der Vorsitzende der EV Lindau Islanders lobt den neuen Mann an der Bande als erfahrenen Trainer, der sowohl im Jugend- als auch im Seniorenbereich bereits trainiert hat. „So eine junge Mannschaft wie unsere, braucht eine starke Führung“, sagt Wucher. Als Trainer war Puschnik im Seniorenbereich als Headcoach beim SC Rheintal und beim EHC Chur in der Schweiz sowie im österreichischen Kapfenberg und zuletzt beim WSG Wattens in der österreichischen Landesliga (Wucher: „Das entspricht vom Niveau dem unteren Drittel der Bayernliga.“) tätig. Im Nachwuchsbereich betreute er die U18 und U20 Österreichs sowie für insgesamt sechs Jahre den U20-Nachwuchs des EHC Linz.
Nun also folgt der Sprung nach Lindau in die Oberliga Süd. „Ich freue mich auf die neue Herausforderung mit den EV Lindau Islanders und auch auf die deutsche Mentalität im Eishockey, die ich auf diese Weise noch näher kennenlernen will“, wird Puschnik in einer Pressemitteilung der Islanders zitiert. „Das Lindauer Konzept mit dem Mix aus jungen Spielern aus der Region und erfahrenen Spielern, die eine schlagkräftige Oberligamannschaft ergeben sollen, überzeugt mich. Ich sehe hier eine große Perspektive und denke, dass sich mit geduldiger Arbeit und der richtigen Einstellung im Laufe der Saison einiges entwickeln lässt.“
Das hoffen auch die Vereinsverantwortlichen des EV Lindau, die Pusch nik bei der Trainersuche zunächst gar nicht auf dem Schirm hatten, wie Bernd Wucher zugibt. Eigentlich hatten sie sich bereits mit einem anderen Österreicher auf ein Engagement verständigt, dieses kam aufgrund der noch nicht absehbaren finanziellen Auswirkungen der Corona-Pandemie jedoch nicht zustande. Stattdessen bekamen Wucher und Co. vom eigentlichen Wunschkandidaten den Tipp, doch mal bei Puschnik anzufragen. Gleich bei den ersten Gesprächen zeigte sich, dass die Vorstellungen des Vereins und des Trainers zusammenpassen. „Gerhard Puschnik hat von Anfang an die Position des Vereins verinnerlicht, vermehrt auf junge und regionale Spieler zu setzen und war selbst von dieser Idee begeistert“, sagt Wucher. „Uns war wichtig, dass wir einen Trainer bekommen, der schon Erfahrung im Seniorenbereich hat, aber auch weiß, wie er mit der jungen Spielergeneration umgehen muss, die sich noch am Anfang ihrer Eishockeylaufbahn befindet.“Zudem kenne der Österreicher den dualen Weg aus Beruf und semiprofessionellem Eishockey vieler Lindauer Spieler aus der eigenen Familie. Sein Sohn Kevin spielt in der Alps Hockey League bei der VEU Feldkirch und hat daneben einen Beruf in der Schweiz. „Er weiß also genau, wo er im Training ansetzen muss, wenn die Jungs abends von der Arbeit ins Training kommen“, meint Wucher.
Genauso wichtig war für die Vereinsverantwortlichen aber auch, dass Gerhard Puschnik in Feldkirch in der direkten Nachbarschaft zu Lindau lebt und neben dem Trainerjob als Betreiber mehrerer Gastronomieeinrichtungen ein zweites Standbein hat. „Das Risiko, einen Profitrainer mit Familie nach Lindau zu holen, hätten wir in diesen unsicheren Corona-Zeiten nicht gehen können“, erklärt Wucher, der aber betont: „Ich bin mir sicher, dass Gerhard auch ohne Corona ein ganz heißer Kandidat für uns gewesen wäre.“
Die Vereinbarung mit Puschnik gilt zunächst für die kommende Saison, eine längerfristige Zusammenarbeit ist aber gewünscht. „Unser großer Wunsch ist es, wieder eine längerfristige Zusammenarbeit mit einem Trainer zu erreichen, der versteht, welche Art der Arbeit in Lindau notwendig ist, um erfolgreich zu sein und der sich damit auch identifiziert“, sagt EVL-Präsident Marc Hindelang. „Aufgrund seiner Vita hat Gerhard Puschnik alle Voraussetzungen
Gerhard Puschnik
dafür. Er war ein europäischer Topspieler, der unter Fachleuten wie dem jetzigen NHL-Coach Ralph Krueger (Buffalo Sabres) gespielt hat und auch das ‚kleinere‘ Eishockey kennt.“In Vorarlberg genießt der gebürtige Feldkircher sogar Kult-Status, weil er mit dem schwedischen Weltstar Bengt Ake Gustafsson unter Ralph Krueger 1998 sensationell die European Hockey League gewann, den Vorreiter der heutigen Champions Hockey League.
Als Co-Trainer wird Sascha Paul neben seiner Funktion als Sportlicher Leiter Puschnik zur Seite stehen. „Ich hatte schon tolle Gespräche mit Gerhard und freue mich, mit ihm zusammenarbeiten zu können. Ich bin überzeugt davon, dass er genau der richtige Trainer für unser junges Team ist und hervorragend mit den Spielern arbeiten wird“, so Paul. Gemeinsam geht es nun darum, zwei geeignete Kontingentspieler zu finden und die noch offenen Lücken im Kader zu stopfen. „Es geht noch um etwa vier bis sechs Positionen“, sagt Bernd Wucher, der an die kommende Saison eine klare Erwartung hat. „Wir wollen primär ein attraktives Eishockey spielen“, sagt der Vorsitzende. „Das schließt aber nicht aus, dass wir auch erfolgreich sein wollen. Die Play-offs sind das Sekundärziel.“
„Das Lindauer Konzept mit dem Mix aus jungen Spielern aus der Region und erfahrenen Spielern überzeugt mich.“