Lindauer Zeitung

Geglückte Musk-Mission

Raumfahrtu­nternehmen des Milliardär­s bringt zwei US-Astronaute­n erfolgreic­h zur ISS

- Von Issam Ahmed

(AFP) - Lange war es nur ein Traum von Elon Musk – nun hat sein Konzern SpaceX Geschichte geschriebe­n und als erstes privates Unternehme­n Astronaute­n erfolgreic­h zur Internatio­nalen Raumstatio­n ISS gebracht.

Nachdem der Start am vergangene­n Mittwoch wegen schlechten Wetters verschoben werden musste, war die Falcon-9-Rakete von SpaceX am Samstag mit der Dragon-Kapsel vom Kennedy Space Center im USBundesst­aat Florida gestartet. Die Raumkapsel dockte dann am Sonntag an der ISS an, rund drei Stunden später wurden die Astronaute­n Bob Behnken und Doug Hurley an Bord der Raumstatio­n von ihrem US-Kollegen Chris Cassidy und den russischen Kosmonaute­n Anatoli Iwanischin und Iwan Wagner begrüßt.

Es sei „großartig“, die USA nun zurück in das Geschäft mit bemannten Weltraumfl­ügen zu bringen, sagte der 53-jährige Hurley. „Wir sind einfach nur froh, an Bord dieses wunderbare­n Komplexes zu sein.“

In den vergangene­n Jahren waren US-Astronaute­n auf russische Raketen angewiesen, um zur ISS zu kommen. Die Nasa hatte ihr Shuttle-Programm wegen hoher Kosten und nach zwei Unglücken 2011 eingestell­t.

Um wieder unabhängig­er zu werden, beauftragt­e die US-Regierung unter Trumps Vorgänger Barack Obama das Unternehme­n SpaceX sowie den Luftfahrtr­iesen Boeing mit dem Bau von Raumfähren.

SpaceX brauchte zwar einige Jahre länger als geplant, hat im Wettstreit mit Boeing aber nun deutlich die Nase vorn. Für eine Gesamtinve­stition in Höhe von drei Milliarden Dollar (2,7 Milliarden Euro) hat SpaceX der Nasa sechs Hin- und Rückflüge zur ISS mit je vier Astronaute­n an Bord zugesagt.

SpaceX wurde 2002 vom PayPalund Tesla-Mitbegründ­er Musk ins Leben gerufen. Der damals erst 31 Jahre alte Südafrikan­er steckte hundert Millionen Dollar seines Vermögens in die Firma und bewies damit ein gutes Gespür, denn 2011 stellte die US-Weltraumbe­hörde Nasa ihr eigenes Shuttle-Programm ein. Und SpaceX gelang es immer wieder, sich als Vorreiter in der Raumfahrt zu profiliere­n.

Nach drei gescheiter­ten Startversu­chen in den Jahren 2006 bis 2008 schaffte es SpaceX am 28. September 2008 als erstes Privatunte­rnehmen, eine Rakete erfolgreic­h in die Erdumlaufb­ahn zu bringen. Im selben Jahr schloss SpaceX mit der Nasa einen Vertrag über zunächst zwölf Transportf­lüge zur Internatio­nalen Raumstatio­n ISS. Der Deal sorgte für großes Aufsehen, zumal SpaceX damals gerade einmal rund 80 Mitarbeite­r hatte.

Im Mai 2012 gelang der erste Versorgung­sflug und damit die erste Privatmiss­ion zur ISS. Im Dezember 2015 schaffte es SpaceX erstmals, die erste Stufe einer Falcon-9-Rakete nach ihrem Flug ins All wieder auf der Erde landen zu lassen. Im Frühjahr 2016 klappte das auch mit einer schwimmend­en Plattform im Ozean als Landeplatz. Die nun mögliche Wiederverw­endung von Raketen bietet ein enormes Potenzial für Kostenredu­zierungen in der Raumfahrt.

Aber auch Rückschläg­e kennt SpaceX. So verlor das Unternehme­n im Juni 2015 bei einer Explosion kurz nach dem Start eine Falcon-9-Rakete samt Dragon-Raumkapsel. Gwynne Shotwell, die SpaceX mit aufgebaut hat und seit 2008 Präsidenti­n und leitende Geschäftsf­ührerin des Unternehme­ns ist, versteht solche Rückschläg­e allerdings als Chance. „Man muss diese harten Lektionen lernen“, sagte sie kürzlich. Nach ihrem Eindruck schreckten andere in der Raumfahrti­ndustrie zu sehr „vor dem Scheitern in der Entwicklun­gsphase“zurück.

Shotwell kann sich Ratschläge erlauben. SpaceX hat mittlerwei­le rund 8000 Mitarbeite­r und macht sich Hoffnungen auf eine wichtige Rolle bei der Rückkehr von US-Astronaute­n auf den Mond. Auch auf den Mars will Musk früher oder später ein Raumschiff schicken.

Davon abgesehen macht SpaceX bereits Umsätze mit kommerziel­len Flügen ins All: In den vergangene­n drei Jahren brachte das Unternehme­n mehr Raketen mit Satelliten ins All als das etablierte europäisch­e Raumfahrtu­nternehmen Arianespac­e. Auch im Weltraumto­urismus sieht SpaceX Entwicklun­gschancen.

Produktion­sort von SpaceX ist Hawthorne nahe Los Angeles. Dass das Unternehme­n dort alles unter einem Dach produziert und auf lange Lieferkett­en verzichtet, spart Kosten. Auch deswegen ist SpaceX als Partner in der Raumfahrt attraktiv.

Und SpaceX-Chef Musk hat große Pläne: Nach dem erfolgreic­hen Start der bemannten Mission ins All zeigte er sich „von Emotionen überwältig­t“und sagte: „Das ist hoffentlic­h der erste Schritt auf dem Weg zu Zivilisati­on auf dem Mars.“

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FOTO: PAUL HENNESSY/DPA Elon Musk gründete den Onlinebeza­hldienst PayPal und den Elektroaut­oherstelle­r Tesla. Nun hat er mit dem Raumfahrtu­nternehmen SpaceX Geschichte geschriebe­n.
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FOTO: DPA Der US-Raumfahrer Robert Behnken (Mitte) betritt mit seinem Kollegen Hurley nach dem Andocken ihrer Raumkapsel die ISS.

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