Tourismus läuft langsam wieder an
Spanien und die Türkei bereiten sich auf Urlauber vor – Hierzulande profitiert Branche von Pfingstferien
Hunderte strohgedeckte Sonnenschirme werden aufgebaut. Arbeiter säubern den Sand und beseitigen Steine, Plastikmüll und sonstiges Treibgut. An Mallorcas berühmtestem Strand, der Playa de Palma, laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren, um möglichst bald ausländische Touristen zu empfangen.
Wenn alles wie geplant läuft, sollen bereits ab Mitte Juni, also zwei Wochen früher als ursprünglich geplant, die ersten Urlauber aus Deutschland in dem spanischen Inselparadies ankommen. Ohne Quarantänepflicht, die bisher noch für alle in Spanien Einreisenden gilt. Und mit der Garantie, das die Feriengäste auf der Baleareninsel einen sicheren Urlaub verbringen können.
Der Terminplan für Mallorcas Tourismusfrühstart ist mit der deutschen Bundesregierung abgestimmt. Berlin will die bisherige Reisewarnung ab 15. Juni für 31 europäische Staaten – darunter auch Spanien – aufheben. Spaniens Premier Pedro Sánchez habe ebenfalls Zustimmung signalisiert, sagt Francina Armengol, Ministerpräsidentin der Balearischen Inseln. Der Plan müsse aber noch von der spanischen Staatsregierung abgesegnet werden.
Nach Armengols Angaben ist an eine Vorhut von mehreren Tausend
Touristen aus Deutschland gedacht, die am 15. oder 16. Juni mithilfe deutscher Touristikkonzerne für eine Woche eingeflogen werden – die Rede ist von etwa 4000 Urlaubern. Sie sollen in Hotels an der Playa de Palma und im Inselnorden, in der Feriengemeinde Alcúdia, untergebracht werden. Die Insel würde damit zur ersten spanischen Urlaubshochburg werden, die nach der Corona-Krise Feriengäste aufnimmt.
Das Ganze soll als Pilotversuch dienen, um die Anti-Corona-Maßnahmen der Reisebranche zu testen.
Sollten während dieser ersten Urlaubstesttage keine unerwarteten Probleme auftauchen, will Mallorca schon in der letzten Juniwoche zum touristischen Normalbetrieb übergehen. „Wir wollen so früh wie möglich die Saison starten“, sagt María Frontera, Vorsitzende des mallorquinischen Hotelverbandes. Spaniens Regierung hatte den Tourismusstart ursprünglich erst für den 1. Juli in Aussicht gestellt.
Auch ein anderes beliebtes Reiseziel der Deutschen, die Türkei lockert ihre Corona-Beschränkungen und hofft auf baldige Besucher. Am Montag hob die Türkei viele CoronaBeschränkungen auf. Die Tourismusindustrie bereitet sich auf eine erste Welle inländischer Besucher vor. Auf ausländische Urlauber werden die türkischen Hoteliers aber möglicherweise noch eine Weile warten müssen. Noch ist nicht klar, ob die internationalen Flugverbindungen mit Deutschland und anderen Ländern wie geplant in zwei Wochen wieder aufgenommen werden können. Am Montag startete zunächst nur der innertürkische Flugverkehr auf einigen ausgewählten Routen. Auf der Liste von 31 Ländern, für die Mitte Juni die Reisewarnung des deutschen Auswärtigen Amtes wegfallen soll, fehlt die Türkei.
Burhan Sili, Vorsitzender des Fremdenverkehrsverbandes im südtürkischen Alanya, rechnet erst ab Mitte Juli mit der Ankunft vieler Urlauber aus Deutschland und Russland,
den beiden wichtigsten Herkunftsländern ausländischer Touristen in der Türkei.
Nach Wochen weitgehenden Stillstandes ist der Tourismus hierzulande und auch in Baden-Württemberg derweil mit Beginn der Pfingstferien wieder auf Touren gekommen. Im ganzen Land füllten sich bei frühsommerlichem Wetter Hotels und Campingplätze. Christian Willam, der einen Campingplatz in Allensbach am Bodensee betreibt, zog am Montag eine sehr positive Bilanz. „Wir sind ausgebucht.“Die meisten Gäste hielten sich problemlos an die Regeln zur Vermeidung der Ausbreitung des Coronavirus.
Die Geschäftsführerin des See Hotels Off in Meersburg (Bodenseekreis), Elisabeth Off, hatte dagegen mit mehr Gästen gerechnet. Das Haus sei Pfingsten etwa zu einem Viertel belegt gewesen, überwiegend mit Stammgästen. „Es geht langsam los“, sagte sie. In ein bis zwei Wochen rechne sie mit deutlich mehr Buchungen.
Auch im Hotel Meschenmoser in Langenargen (Bodenseekreis) lief das Geschäft erst langsam an. Besonders ältere Gäste seien mit Buchungen noch zurückhaltend, sagte Silvia Meschenmoser. Noch fehle auch die Möglichkeit, den Urlaub am Bodensee mit Ausflügen nach Österreich und in die Schweiz zu verbinden. Eine höhere Nachfrage zeichne sich für den Sommer ab, sagte sie.