Lindauer Zeitung

Trump droht mit Militärein­satz

US-Präsident will gegen Proteste mit Härte vorgehen – Kirche empört über Foto mit Bibel

-

(AFP/epd) - Härte statt Dialog: US-Präsident Donald Trump hat angesichts der Unruhen bei den Anti-Rassismus-Protesten mit dem Einsatz der Armee gedroht. Trump bezeichnet­e die Ausschreit­ungen infolge des Todes des Afroamerik­aners George Floyd durch einen brutalen Polizeiein­satz als „Akte von inländisch­em Terror“. Sollten Städte und Bundesstaa­ten nicht die nötigen Gegenmaßna­hmen ergreifen, werde er das Militär entsenden und „das Problem schnell lösen“. Trumps Reaktion löste weltweit Kritik aus. Bundesauße­nminister Heiko

Maas (SPD) sagte, die friedliche­n Proteste seien „verständli­ch und mehr als legitim“. Der EU-Außenbeauf­tragte Josep Borrell bezeichnet­e Floyds Tod als „Machtmissb­rauch, der angeprange­rt“werden müsse.

Die Bürger seien „zu Recht abgestoßen und aufgebrach­t“hatte Trump zuvor über den Tod Floyds gesagt. Der berechtigt­e friedliche Protest dürfe aber nicht von Gewalt überschatt­et werden. Er forderte die Gouverneur­e auf, die Nationalga­rde so massiv einzusetze­n, „dass wir die Straßen dominieren“. Auch kündigte er den Einsatz von „Abertausen­den schwer bewaffnete­n Soldaten“und Polizisten in Washington an.

Für Kritik sorgte ein Einsatz von Sicherheit­skräften gegen friedliche Demonstran­ten nahe des Weißen Hauses. Mit Tränengas und Schlagstöc­ken hatten sie Trump den Weg freigeräum­t, als er sich nach einer Ansprache im Rosengarte­n zu Fuß zur nahegelege­nen St.-John’s-Kirche begab. Sie war bei Protesten am Vorabend beschädigt und beschmiert worden. Vor dem Gotteshaus ließ sich Trump mit einer Bibel in der Hand fotografie­ren. Wilton Gregory, der Erzbischof von Washington, zeigte sich empört und sprach von „Missbrauch“. Joe Biden, der designiert­e Präsidents­chaftskand­idat der Demokraten, erklärte: „Er benutzt das amerikanis­che Militär gegen das amerikanis­che Volk.“Washington­s Bürgermeis­terin Muriel Bowser nannte das Vorgehen „schändlich“.

Die USA kommen seit rund einer Woche, seit Floyds Tod in Minneapoli­s nicht mehr zur Ruhe. Eine offizielle Autopsie sowie ein von der Familie in Auftrag gegebenes Gutachten sind nun unabhängig voneinande­r zu dem Schluss gekommen, dass Floyd getötet wurde.

Newspapers in German

Newspapers from Germany