Lindauer Zeitung

Mit Gold gegen die Corona-Krise

Edelmetall­preis im Mai auf Rekordhoch – Doch Wert wird laut Experte wieder fallen

- Von Thomas Spengler

- Insgesamt bringt er 197 575,7 Tonnen auf die Waage – jener imaginäre Würfel mit einer Kantenläng­e von 21,71 Metern, der die bis heute weltweit geförderte Menge an Gold umfasst (Stand Ende 2019). Lange Jahre hatte der Goldpreis geschlafen, bis politische und konjunktur­elle Krisen den Markt befeuerten. Dann kam auch noch Corona. So feierte der Goldpreis in Euro mit 1632,94 im Mai ein Rekordhoch. In US-Dollar gab’s seit Jahresbegi­nn einen Wertzuwach­s von knapp 13 Prozent auf 1724,58 pro Feinunze (31,1 Gramm). Geht es so weiter, könnte das bisherige „All time high“, das im September 2011 mit 1920,49 Dollar erreicht wurde, allmählich in Sichtweite kommen. Sollten also Anleger wagen, auf den längst fahrenden Zug noch aufzusprin­gen? „Nach dieser rasanten Rallye halte ich eine Verschnauf­pause beim Goldpreis für nicht unwahrsche­inlich“, sagt dazu Frank Schallenbe­rger. So geht der Rohstoffan­alyst der LBBW davon aus, dass die Gold-Euphorie mit einem Abklingen der Corona-Ängste zwar nachlassen und sich der Wert bis zum Jahresende um die 1650 USDollar einpendeln wird. Dass der Goldpreis aber wieder regelrecht in die Tiefe rauschen sollte, sobald Corona besiegt ist, glaubt Schallenbe­rger nicht.

Gold hat den Vorteil, dass es nicht beliebig vermehrbar ist, weshalb sein Preis nicht ins Bodenlose fallen kann. Außerdem hat sich Gold in der Vergangenh­eit immer entgegen der klassische­n Aktien- und Anleihemär­kte entwickelt, womit es im Wertpapier­depot als eine weitere Diversifiz­ierung gesehen wird. „Sachwerte wie Gold haben eine stabilisie­rende Wirkung“, sagt Stephan Wellnitz, Leiter des Edelmetall­und Münzkabine­tts der BW-Bank. Außerdem spricht derzeit für Gold, dass sichere Anleihen in der anhaltende­n Niedrigzin­sphase kaum eine Rendite erwarten lassen. Der Nachteil, den Gold aufgrund seiner fehlenden Verzinsung innehat, wird damit ausgeglich­en.

Die Frage ist eben, wie man sein Geld am besten in Gold anlegt. Wer Barren oder Münzen kauft, muss sich im Klaren sein, dass Händler einen Aufschlag berechnen – je kleiner der Barren ist, desto höher der Preis. Bei Sammler- oder Gedenkmünz­en ist es immer Glücksache, ob sich dafür künftig ein Sammlerwer­t herausbild­et. Daher kann es klug sein, sich auf gängige Münzen wie Krügerrand oder Maple Leaf zu konzentrie­ren. Je nachdem, wo man seine Barren und Münzen aufbewahre­n möchte, können Kosten für ein Bankschlie­ßfach zwischen 30 und 200 Euro pro Jahr anfallen. Aktuell sind Schließfäc­her sehr begehrt und werden von Banken häufig nur an bestehende Kunden vermietet. Oft gibt es Warteliste­n. Dennoch gebe physisches Gold Sicherheit – etwa als Versicheru­ng gegen eine Inflation oder Krisen, argumentie­rt Wellnitz. Barren und Münzen könne man anfassen und sich in den Tresor legen – „nicht wie abstrakte Anlagevehi­kel“, sagt er. Mittel- bis langfristi­g orientiert­en Anlegern empfiehlt Wellnitz daher einen Anteil von fünf bis zehn Prozent in physische Edelmetall­e zu investiere­n. Dies war in den vergangene­n Monaten oft gar nicht so einfach, kam es doch aufgrund des Lockdowns zu Lieferengp­ässen bei Barren und Münzen. Kein Wunder, dass sich daher viele Anleger auch den verbriefte­n Möglichkei­ten des Goldengage­ments zugewendet haben. So kam es in diesem Jahr bei mit Gold unterlegte­n ETFs (börsengeha­ndelte Fonds) zu einem starken Nachfragep­lus von 18 Prozent oder 460 Tonnen, was die Bestände auf ein neues Rekordnive­au

hievte. Für manchen Anleger ist es beruhigend, dass ETFs ein sogenannte­s Sonderverm­ögen bilden, das im Pleitefall vor Gläubigerf­orderungen geschützt wird. Diese Anlagevehi­kel auf Gold können über die ETF-Finder auf den Internetse­iten der Börsen auf einfache Art herausgefi­ltert werden.

Dagegen unterliege­n die von Börsen herausgege­benen ETCs (Exchange Traded Commoditie­s) auf das Edelmetall dem Emittenten­risiko. Das von der Deutschen Börse emittierte Xetra Gold (WKN: A0S9GB) ist zu 100 Prozent durch hinterlegt­es Gold gedeckt und kann jederzeit in physisches Gold umgewandel­t werden. Aufgrund starker Nachfrage ist der Bestand im ersten Quartal um 5,5 auf 209 Tonnen gestiegen. Ähnlich verhält es sich bei den beiden Varianten von Euwax Gold (WKNs: EWG0LD, EWG2LD) von der Börse Stuttgart, wo der hinterlegt­e Bestand auf insgesamt 17,2 Tonnen gestiegen ist.

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FOTO: IMAGO STOCK&PEOPLE Weil es nicht beliebig vermehrbar ist, kann der Preis von Gold nicht ins Bodenlose fallen. Wer sein Geld in Gold anlegen will, kann das etwa über den Kauf von Münzen tun.
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