Übernachten in „Soloplan-City“
Software-Spezialist beginnt mit Hotelbau in Kempten – Parallel entsteht ein B&B-Haus auf Brauhaus-Gelände
- Der Ausbau der „Soloplan-City“am Berliner Platz in Kempten geht weiter. Nachdem im Herbst vergangenen Jahres das neue Hauptgebäude von den SoftwareSpezialisten bezogen wurde, steht nun der Bau eines 38-Betten-Hotels an. Inhaber-Familie Heidl traf sich diese Woche mit den Architekten und der Baufirma zum Spatenstich. Stefanie Schmitt, Leiterin von Kempten-Tourismus, begrüßt dieses und andere Projekte. Die Betten würden gebraucht, auch wenn die Übernachtungszahlen seit Jahresbeginn gesunken sind.
Aktuell liegen die Gesamtkosten für „Soloplan-City“bei 18 Millionen Euro, sagt Geschäftsführer Wolfgang Heidl. Etwa zehn Millionen entfallen auf das Hotel, in das ein Restaurant mit 150 Sitzplätzen und einer Sonnenterrasse integriert werden soll. Einen Vier-Sterne-Plus-Standard werde das Hotel haben. Jedes der 38 Zimmer sei mindestens 40 Quadratmeter groß – drei davon sind barrierefrei, eines Rollstuhl-geeignet.
Warum ein Software-Unternehmen ein Hotel baut? 45 Prozent des Nettoumsatzes werde mit Kunden im Ausland gemacht, erklärt Heidl. Und für diese sei das Thema Schulung wichtig. „Wir möchten den Kunden ein Komplettangebot bieten.“Wie bisher, sollen sie mit einem Firmenbus am Flughafen abgeholt und im Hotel untergebracht werden. Am nächsten Tag findet dann die Schulung statt. Mit einem eigenen Hotel auf dem Gelände kann sich Heidl die etwa 8000 Euro Unterbringungskosten pro Jahr sparen. Außerdem sollen sich die Kunden „auf die Software richtig konzentrieren können, sie verstehen“.
Das Hotel und das Restaurant, das gehobene deutsche Küche bieten wird, stehen aber auch der Öffentlichkeit zur Verfügung. Christine Heidl rechnet mit einer Auslastung von 80 Prozent. Ein Betreiber für das Restaurant sei bereits gefunden. Für das Hotel sei man noch auf der Suche nach einem Pächter.
Nun ist die Hotellerie eine der Branchen, die besonders von der Coronakrise betroffen ist. Wolfgang Heidl macht das aber keine Sorgen. In den vergangenen Jahren sei vorsichtig gewirtschaftet und entsprechende Reserven angelegt worden. „Deshalb sind wir relativ gelassen.“
Das Soloplan-Projekt ist nicht das einzige seiner Art in Kempten. An der Königstraße entsteht derzeit auf dem Brauhaus-Gelände ein B&BHotel mit 200 Betten. „B&B Hotels“ist eine Kette, die 127 Häuser in Deutschland betreibt. Am Knick der Kotterner Straße zur Bahnhofstraße soll ein mehrstöckiger Hotel-Komplex mit ebenfalls 200 Betten entstehen. Geplant ist, bestehende Gebäude abzubrechen und neu zu bauen. Der Gestaltungsbeirat hatte sich bereits mit den Entwürfen des Architekten befasst. Nun habe der Bauherr das Projekt aber zurückgestellt, sagt Wirtschaftsreferent Dr. Richard Schießl. Wie es weitergeht, ist unklar. Der Investor will sich dazu nicht äußern.
Die neuen Hotels seien in unterschiedlichen Marktsegmenten zuhause, sagt Stefanie Schmitt, Leiterin von Kempten-Tourismus. B&B im günstigen Economy-Segment und das Haus auf dem Soloplan-Gelände in der gehobenen Hotellerie. „Beide ergänzen den Markt in Kempten gut, sowohl im Geschäftsreise- wie auch im Freizeittourismus.“Schmitt und die Stadt wollen Kempten als Übernachtungsstandort stärken – auch wenn das zunächst zu Wettbewerbs- und Preisdruck führt. „Jedoch sind die Hotels sehr gut aufgestellt“, sagt sie.
Eine weitere Herausforderung für die Betriebe sind die Corona-Beschränkungen. „Die positive Entwicklung der letzten Jahre werden wir definitiv heuer nicht erreichen.“Etwa 58 000 Übernachtungen wurden von Januar bis März registriert. 16,9 Prozent weniger als 2019. Eine neue Marketingstrategie beinhaltet unter anderem den Versand von 50 000 Postkarten. Das Motto: „Kempten. Da will ich hin.“