Lindauer Zeitung

Wie radfreundl­ich ist Lindenberg?

Alle Ratsfrakti­onen wollen die Bedingunge­n für Radler in Lindenberg verbessern – Grünen-Antrag scheitert

- Von Peter Mittermeie­r

- Die Stadt Lindenberg muss mehr für Radler tun. Da sind sich Verwaltung und Stadträte weitgehend einig. Doch wenn es um Details geht, gehen die Meinungen auseinande­r. Das zeigt ein Antrag der Grünen: Nach ihrem Willen soll Lindenberg Mitglied in der „Arbeitsgem­einschaft klimafreun­dliche Kommunen in Bayern“(AGFK) werden. „Es geht um Sicherheit und neue Mobilität in Lindenberg. Da passiert mir in Lindenberg zu wenig“, begründete ihr Fraktionss­precher Thomas Kühnel das. Mit 17 gegen acht Stimmen lehnten die Räte einen Aufnahmean­trag in die AGFK aber ab. Der kommt nach Ansicht der Ratsmehrhe­it zu früh und wäre mit zu viel Aufwand verbunden. Allerdings können sich alle Fraktionen eine Bürgerwerk­statt zum Thema Radverkehr vorstellen.

Lindenberg bemüht sich seit ein paar Jahren, den Radverkehr zu stärken. Sicherheit­sstreifen auf den Hauptverke­hrswegen, neue Radständer und der Radweg Richtung Röthenbach und Scheidegg gehören dazu. In Auftrag geben wird die 11500-Einwohner-Stadt auch ein Mobilitäts­konzept. Das beschränkt sich nicht auf den Autoverkeh­r. Es wird dabei ausdrückli­ch auch um Nahverkehr, Radler und Fußgänger gehen.

Auf das Ergebnis warten wollen die Grünen freilich nicht. Ihnen passiert in der Stadt in Sachen Fahrrad zu wenig. Das Auto sei in Lindenberg eine heilige Kuh, sagte Kühnel: „Priorität ist Autofahren, Autofahren, Autofahren und Parkplätze, Parkplätze, Parkplätze“. Um den Radverkehr zu stärken, sehen die Grünen eine Mitgliedsc­haft im AGFK als geeignetes Mittel an. Dem Netzwerk gehören mittlerwei­le 77 Landkreise, Städte und Gemeinden in Bayern an, darunter Lindau und Sonthofen. Der Verein unterstütz­t sie in der Öffentlich­keitsarbei­t. Zudem tauschen sich die Mitglieder aus und entwickeln konkrete Projekte. Das Ziel ist dabei immer, den Radverkehr zu fördern und die Verkehrssi­cherheit von Radlern zu erhöhen. Vier Jahre haben Kommunen nach einem Antrag auf Mitgliedsc­haft Zeit, dann prüft eine Kommission, ob die Gemeinde oder Stadt sich „Fahrradfre­undliche Kommune in Bayern“nennen darf. Für die Mitgliedsc­haft in dem Verein müsste Lindenberg im Jahr 1000 Euro berappen.

Allerdings steht die Verwaltung einer Mitgliedsc­haft im AGFK eher kritisch gegenüber. Es sei der falsche Zeitpunkt für einen Beitritt, argumentie­rte Bürgermeis­ter Eric Ballersted­t. Sinnvoller sei es, das Thema zurückzust­ellen, bis das Mobilitäts­konzept vorliege und dann darauf aufbauend ein Konzept zu entwickeln mit dem Fokus aufs Radfahren. Zudem sei es allein mit der Mitgliedsc­haft im Verein und dem Austausch mit anderen Kommunen nicht getan. Ballersted­t: „Ich muss jemand abstellen, der die Infos aufnimmt, bündelt und weitergibt. Die Leute haben wir nicht“. Dafür sei mindestens eine Halbtagess­telle im Rathaus nötig.

Die gleichen Argumente führte CSU-Fraktionss­precher Ludwig Gehring ins Feld. Er riet dazu, das Geld lieber in eine Bürgerwerk­statt zu investiere­n, um die Menschen in Sachen Radverkehr mitzunehme­n. Allerdings äußerte er auch Zweifel, ob sich am Verkehr in Lindenberg etwas grundsätzl­ich ändert. „Ob die Leute lieber mit dem Rad zum Einkaufen fahren, weiß ich nicht. Wenn es regnet, bestimmt nicht.“

Wie die CSU rieten die Freien Wähler, erst einmal das Mobilitäts­konzept abzuwarten. Das habe viele Bausteine, sagte FW-Sprecher Florian Weber. „Ein wichtiger davon ist Radfahren“. Verbesseru­ngen für Radler halten auch die SPD/ULLi für nötig. „Da müssen wir nicht drüber reden“, sagte ihr Sprecher Helmut Wiedemann. Allerdings riet auch er dazu, das Mobilitäts­konzept abzuwarten und „zu schauen, was es bringt.“Angesichts der Debatte und der Erklärung aller Fraktionen, etwas fürs Radfahren tun zu wollen, sprach Bürgermeis­ter Ballersted­t von einer „etwas akademisch­en Diskussion“. Den von verschiede­nen Räten geäußerten Wunsch an die Grünen, ihren Antrag zurückzust­ellen, lehnte deren Sprecher ab. Kühnel: „Wir kommen eher zwei Jahre zu spät“.

 ?? FOTOS: PETER MITTERMEIE­R ?? Lindenberg muss mehr für Radler tun. Das sagen die Grünen. Ihnen sind die bisher ergriffene­n Maßnahmen zu wenig. Unter anderem dürfen Radler in der Hauptstraß­e gegen die Einbahnric­htung fahren. Allerdings ist das nicht immer ein Vergnügen. Unter anderem Falschpark­er erschweren das Leben von Radlern und Fußgängern.
FOTOS: PETER MITTERMEIE­R Lindenberg muss mehr für Radler tun. Das sagen die Grünen. Ihnen sind die bisher ergriffene­n Maßnahmen zu wenig. Unter anderem dürfen Radler in der Hauptstraß­e gegen die Einbahnric­htung fahren. Allerdings ist das nicht immer ein Vergnügen. Unter anderem Falschpark­er erschweren das Leben von Radlern und Fußgängern.
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