Lindauer Zeitung

Stadtrat will kein neues Hotel im Gewerbegeb­iet

Räte nehmen aus städtebaul­ichen Gründen mögliche Schadenser­satzzahlun­gen in Kauf

- Von Dirk Augustin

- Auch wenn Lindau wohl Schadenser­satz zahlen muss, hat der Stadtrat mit 26:4 Stimmen den Neubau eines Hotels im Gewerbegeb­iet abgelehnt. Angesichts knapper Flächen sei das der falsche Standort.

Dass der Grundstück­seigentüme­r und Investor das Recht hätte, dieses Hotel zu bauen, steht außer Frage. Der Bebauungsp­lan schließt dort zwar Einzelhand­el aus, weshalb auf dem Grundstück kein Supermarkt zulässig war, aber beim Aufstellen des Planes wäre niemand auf die Idee gekommen, dass jemand im Gewerbegeb­iet ein Hotel bauen will. Und nun ist es schon das zweite entspreche­nde Vorhaben.

Hat man das Best-Western noch hingenomme­n, wollen die Räte jetzt nicht mehr mitmachen. Deshalb entschiede­n sie mit großer Mehrheit, dass sie den Antrag ablehnen, eine sogenannte Veränderun­gsperre verhängen, sodass derzeit keine Bauanträge möglich sind. In der Zeit wollen Stadtrat und Verwaltung den Bebauungsp­lan in der Weise ändern, dass dort nur produziere­ndes Gewerbe, Dienstleis­tungen oder ähnliches erlaubt sind.

Es gebe so wenige Gewerbeflä­chen in Lindau, dass die Stadt es sich nicht leisten könne, dort Hotels zuzulassen, hatte Iris Möller von der Stadtplanu­ng als Argument genannt. Außerdem könnte das Hotel benachbart­e Unternehme­n wie Engie in der Entwicklun­g hemmen. Denn es sei fraglich, ob Engie weiter nachts auf seinem Testgeländ­e Maschinen laufen lassen dürfe, wenn nebenan Menschen schlafen wollen, nannte Andreas Reich (FW) als konkreten Grund für sein Nein. Schützen wollen die Stadträte zudem ihre touristisc­hen Ziele auf der Insel und in Schachen, in denen Hotels vorrangig gewünscht sind.

Unsicher waren die Räte nur, weil zunächst nicht abschätzba­r schien, wie hoch das finanziell­e Risiko der

Stadt ist. Erleichter­ung brachte vorab ein juristisch­es Gutachten eines Fachanwalt­s, der Ansprüche auf sogenannte­m Planungssc­haden oder wegen der Veränderun­gssperre ausschloss. Ansprüche kann der Investor demnach nur für seine ihm entstanden­en Kosten geltend machen, also für Architekte­n und andere Planer sowie mögliche Bodengutac­hten oder andere Untersuchu­ngen. Die Verwaltung kenne natürlich die Beträge nicht, die der Investor im Ernstfall nachweisen müsste. Das Bauamt geht aber davon aus, dass es sich um einen sechsstell­igen Betrag handelt.

Als die Räte hörten, dass das Risiko nicht annähernd bei einer Million

Euro liegt, waren sich die meisten schnell einig. Da seien die Ziele der Stadtplanu­ng, der Schutz der benachbart­en Betriebe und der Schutz des Tourismus in Lindau zu wichtig, um den Neubau zuzulassen. Ulrich Jöckel (FDP) forderte OB Claudia Alfons allerdings nachdrückl­ich auf, sie solle sich mit dem Investor zusammense­tzen und über einen Grundstück­stausch verhandeln.

Vielleicht könnte der seinen Neubau dann auf einer anderen Fläche umsetzen. Das hätte zwei Vorteile: Lindau bräuchte keinen Schadenser­satz zu zahlen und hätte direkten Zugriff auf ein wertvolles Gewerbegru­ndstück.

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Der Stadtrat hat den Antrag auf Neubau eines Hotels im Gewerbegeb­iet mit großer Mehrheit abgelehnt.

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