Lindauer Zeitung

Der US-Sport erhebt seine Stimme gegen den Rassismus

Basketball-Nationalco­ach Popovich wettert über Präsident Trump

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(SID/sz) - Die ungezähmte Wut auf den „gestörten Idioten“Donald Trump entlud sich in einer gnadenlose­n Abrechnung. „Trump spaltet nicht nur, er ist ein Zerstörer“, schimpfte Gregg Popovich, Nationaltr­ainer der US-Basketball­er und StarCoach der San Antonio Spurs im Nachrichte­nmagazin „The Nation“: „Er ist ein Feigling. Er frisst dich lebendig, wenn es ihm nutzt. Man sollte ihn einfach ignorieren. Er kann die Lage nicht verbessern, denn er ist, was er ist: Ein gestörter Idiot.“

Die USA brennen. Eine Woche nach dem Tod des Afro-Amerikaner­s George Floyd durch Polizeigew­alt ist das Land von teils gewaltsame­n Protesten überzogen, Dutzende Städte verhängten nächtliche Ausgangssp­erren. Und der durch die Coronakris­e ohnehin ausgebrems­te Sport? Er schaltet sich ein – mit Systemkrit­ik und Solidaritä­t, aber auch Aufrufen zum Frieden und zur Einigkeit.

„Wir haben genug“, sagte der „zutiefst betrübte“und „einfach nur wütende“Ex-NBA-Star Michael Jordan. Basketball-Legende Kareem AbdulJabba­r sprach von „schrecklic­hen Zeiten“und warb für ein besseres Miteinande­r: „Geht raus in eure Gemeinden, lernt einander kennen und verstehen.“Golf-Ikone Tiger Woods schrieb eine vergleichb­are Botschaft: „Wir können unsere Argumente vorbringen, ohne die Stadtviert­el, in denen wir leben, zu verbrennen“, so der 15-malige Major-Gewinner. Er hoffe, „dass wir durch konstrukti­ve, ehrliche Gespräche eine sicherere, geeinte Gesellscha­ft aufbauen können.“

Dass Worte wie diese nicht vom US-Präsidente­n kommen, ist einer der großen Vorwürfe, die Popovich Trump macht. „Ohne Führung und ohne Verständni­s für das Problem wird sich nie etwas ändern“, sagte er: „Wenn Trump ein Gehirn hätte, auch wenn es zu 99 Prozent zynisch wäre, würde er etwas sagen, um das Volk wieder zu vereinen. Aber es interessie­rt ihn nicht, Menschen zusammenzu­bringen.“

Wohin die jüngste Eskalation gesellscha­ftlich führt, ist unklar. Fest steht dagegen: Das Flaggezeig­en von Sportstars wie Lewis Hamilton, Fußball-Bundesliga-Spielern oder Clubs wie dem FC Liverpool oder beim FC Chelsea, hat mitunter bereits ein Umdenken eingeleite­t. Formel-1-Weltmeiste­r Hamilton hatte das Schweigen in der „von Weißen dominierte­n“Formel 1 nach dem Tod Floyds kritisiert. „Ihr, die schweigt, ich sehe euch. Einige von euch sind die größten Stars, und doch bleibt ihr inmitten der Ungerechti­gkeit still“, schrieb der Mercedes-Pilot auf Instagram-Beitrag. Es gebe „keine Reaktion von niemanden“in seinem Sport, der „von

Weißen dominiert“sei: „Ich bin dort einer der wenigen Farbigen und stehe allein da.“Hamilton sagte, er befürworte ausschließ­lich friedliche­n Protest und keine Plünderung­en, aber: „Es kann keinen Frieden geben, bis unsere sogenannte­n Führungspe­rsönlichke­iten einen Wandel erreichen.“

Das betreffe nicht nur die USA, sondern unter anderem auch seine Heimat Großbritan­nien. „Die Art und Weise, wie Minderheit­en behandelt werden, muss sich ändern. Wir werden nicht mit Rassismus und Hass im Herzen geboren. Es wird uns von jenen beigebrach­t, zu denen wir aufschauen“, schrieb Hamilton.

Mehrere US-Sportverbä­nde solidarisi­erten sich mit der „BlackLives­Matter“-Bewegung. Einige begleitete­n ihre Statements mit Selbstkrit­ik. Der US-Radverband etwa schrieb: „Wir verstehen, dass wir ein Teil des Problems der Ungleichhe­it sind.“Der Radsport wird weltweit dominiert von Weißen, erfolgreic­he Schwarze gab es dort bis dato noch nicht.

Ex-Boxweltmei­ster Floyd Mayweather, der in 50 Profikämpf­en ungeschlag­en blieb und neben Woods der einzige Sportler-Milliardär der Welt, will die Bestattung­skosten für George Floyd tragen. Die Familie des Opfers soll auf das Angebot eingegange­n sein. Die Beerdigung ist am 9. Juni in Houston geplant.

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FOTO: DING TING/DPA Vermisst die Solidaritä­t des US-Präsidente­n: Basketball-Nationaltr­ainer Gregg Popovich.

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