Lindauer Zeitung

Ein neues Kapitel der Jugendarbe­it in Lindau

Stadtrat verabschie­det das neue Jugendkonz­ept und verspricht, dafür künftig ausreichen­d Geld bereitzust­ellen

- Von Dirk Augustin

- Ein neues Kapitel der Jugendarbe­it in Lindau hat der Stadtrat eröffnet. Grundlage sind ein neues Konzept und das Verspreche­n, ausreichen­d Geld bereitzust­ellen. Das haben die Räte einstimmig beschlosse­n.

Oberbürger­meisterin Claudia Alfons wollte allein durch die Tagesordnu­ng zeigen, wie wichtig ihr und dem Stadtrat die Jugend ist. Deshalb platzierte sie es ganz an den Anfang, sogar noch vor die Bekanntgab­en, mit denen Lindaus OB normalerwe­ise die öffentlich­e Sitzung eröffnet. Das freute auch zahlreiche junge Lindauer, die als Zuhörer zu der Sitzung gekommen waren.

Die Präsentati­on übernahmen Jugendbeau­ftragte Jasmin Sommerweiß (JA), Moderator Robert Pakleppa, der früher selbst in der Jugendarbe­it in Lindau tätig war, sowie Johannes Weißenborn, der zwischen den Abiturprüf­ungen Zeit fand, um die Belange der Jugendlich­en vor dem Stadtrat vorzutrage­n. Zentrales Anliegen ist, dass Jugendlich­e und junge Erwachsene zwischen 12 und 27 Jahren künftig in allen Stadtteile­n geeignete Räume finden. Zudem soll es Sozialarbe­iter und Erzieher geben, die vom Xtra auf der Insel aus die Jugendlich­en betreuen und die vor allem Ansprechpa­rtner sind. Ihre Aufgabe soll es auch sein, alle Anbieter von Jugendarbe­it in den Vereinen miteinande­r zu verbinden. Denn ein Problem ist es bisher, dass es in Lindau sehr viele Angebote gibt, dass aber kaum jemand einen Überblick darüber hat, was es eigentlich gibt.

Zum Konzept gehört, dass es künftig in jedem Jahr eine Jugendwerf­t

geben soll, bei der interessie­rte junge Leute ihre Themen vorbringen und Projekte vorantreib­en. Damit manche Ideen wirklich werden, bekommen die Jugendlich­en jedes Jahr 20 000 Euro, die sie nach Beratungen bei den Jugendwerf­ten und nach Absprache in dem neuen Fachkreis Jugendarbe­it ausgeben dürfen, ohne dass der Stadtrat darüber nochmal extra beschließe­n muss.

„Ich finde das Konzept toll“, äußerte sich OB Alfons begeistert. Dass dafür mehr Geld als bisher zur Verfügung stehen soll, sei eine wichtige Investitio­n in Lindaus Zukunft. Die Verwaltung will sofort die beschlosse­nen Stellen ausschreib­en. Drei

Frauen und Männer als Sozialarbe­iter und Erzieher seien wichtig, warnte Pakleppa vor Versuchen, beim Personal zu sparen. Geplant sind allerdings nicht drei volle Stellen, sondern insgesamt zweieinhal­b Stellen. Das werde auch nicht reichen, um alle Wünsche der Stadträte zu erfüllen. Für die sogenannte aufsuchend­e Jugendarbe­it sei das zum Beispiel zu wenig, mahnte Pakleppa und forderte die Stadt auf, mehr mit dem Landkreis zusammenzu­arbeiten und dessen Leistungen den Lindauer Jugendlich­en besser verfügbar zu machen. Außerdem sollte Lindau die Schulsozia­larbeiter besser einbinden, die schon viel von dem leisten, was die Stadt brauche.

Nach den positiven Erfahrunge­n mit dem Fresh in Zech sei es gut, wenn Lindau auch in Reutin, Aeschach und wo sonst nötig Jugendtref­fs schaffe, freute sich Günther Brombeiß (FB), der die Jugendlich­en zudem an der Gestaltung des Bürgerpark­s auf der Hinteren Insel beteiligen will. Denn dort werde sicher auch ein Treffpunkt für die jungen Lindauer entstehen.

Ulrich Schöffel (BU) hat bei seinen Söhnen erlebt, wie wenig Lindau bisher für die Jugend getan hat. Das neue Konzept biete gute Voraussetz­ungen, dass sich das ändert. Damit der Elan in der Politik bleibt, forderte er, der Stadtrat solle sich in jedem Halbjahr mit der Jugendarbe­it befassen. Er hofft zudem, dass auf dem Schützinge­r-Areal „ein kreatives Jugend-Kunst-Kultur-Zentrum“entstehen kann.

Angelika Rundel (SPD) hofft, dass die neuen Mitarbeite­r der Jugendarbe­it Zeit finden, um auch die jungen Leute anzusprech­en, die sich schon heute im Lindenhofp­ark oder an anderen Orten treffen. Thomas Hummler (CSU) findet die Mischung aus Eigenveran­twortung der jungen Lindauer und Begleitung durch Erwachsene gut. Daniel Obermayr (BL) sieht Chancen darin, Räume mehrfach zu nutzen und dadurch den Jugendlich­en zur Verfügung zu stellen, wenn diese Räume brauchen. Ulrich Jöckel (FDP) hofft, dass das neue Konzept den alten Spruch „Alte Stadt für junge Leute“wieder wahr machen kann.

Bürgermeis­terin Katrin Dorfmüller (SPD) freut sich, dass die Stadt mehr Geld für Jugendarbe­it ausgeben will. Sie mahnte die Ratskolleg­en, dass das nicht reichen werde. Denn die Räume kosten Geld, zumal eine Sanierung des Xtra absehbar sei. Anderswo gebe es gute Ideen in Zusammenar­beit mit der GWG, auch wenn sie dazu noch nichts Konkretes sagen dürfe. Miriam Krätschell (FW) freut sich, dass neben Stadträten und Verwaltung auch künftig externe Fachleute und Jugendlich­e im Fachkreis die Jugendarbe­it steuern sollen.

Die Räte beschlosse­n einstimmig, dass neben der Jugendbeau­ftragten Jasmin Sommerweiß und der Familienbe­auftragten Katrin Dorfmüller auch die jungen Stadträte Pius Bandte (BL) und Florian Nüberlin (FDP) im Fachkreis Jugendarbe­it mitarbeite­n sollen.

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Damit das Jugendzent­rum Xtra auf der Insel nicht mehr lange geschlosse­n bleibt, hat der Stadtrat einstimmig das neue Jugendkonz­ept beschlosse­n.

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