Besuch im weltgrößten Schweinemuseum
Ausstellung zeigt, wie Schweine unseren Alltag prägen und wo wir ihnen ähneln
- Schon von außen ist das Stuttgarter Schweinemuseum zu erkennen: Eine Straßenbahn — die ehemalige Schweizer „Säuli-Tram“mit Schweinekopf — sowie ein Skulpturengarten stimmen auf das rosa Borstentier ein. Auf zwei Stockwerken wird in 27 Themenräumen die Sau rausgelassen: Wie könnte es anders sein, beginnt ein Museum im ehemaligen Schlachthof mit dem Schlachten und Haltbarmachen von Schweinefleisch. Anschließend erfährt der Besucher in einem Raum mit Waldgeräuschen etwas übers Wildschwein und die Wildschweinjagd.
Ein lebensgroßes Schweineskelett im Labor zeigt, dass Menschen den Schweinen sehr ähnlich sind: So gleichen die Organe in Form und Größe denen der Menschen, weshalb womöglich schon bald Schweineherzen in Menschen schlagen könnten. Kein Tier hat unsere Sprache so geprägt wie das Schwein. Selbst Vegetarier nehmen die Worte Schwein oder Sau in den Mund, wenn sie von einer „Sauerei“sprechen oder davon, dass man Perlen nicht vor die Säue werfen soll. Ein ganzer Raum widmet sich deshalb den Redewendungen rund um das Borstentier.
Im „Tresorraum“sind mehr als 2000 Sparschweine von insgesamt 5000 Museums-Exemplaren ausgestellt. Seit dem 13. Jahrhundert gibt es bereits Sparschweine — wahrscheinlich, weil sich die Vermehrungsfreude und schnelle Gewichtszunahme der Schweine auf die Ersparnisse übertragen sollen. Ein echter Sauhaufen – eine 2,50 Meter hohe Pyramide aus rosa Plüsch-Schweinen– zeigt, dass die geselligen und sehr berührungsfreudigen Tiere schon bald als Kuscheltiere entdeckt wurden. Bereits im Steiff-Katalog von 1892 ist ein
Kuschel-Schwein dargestellt – ganze zehn Jahre früher als der berühmte Teddy-Bär.
In vielen Religionen der Welt hat das Schwein eine Funktion. Die älteste Figur einer ägyptischen Schweinegöttin entstand um 3600 vor Christus. Im Judentum und Islam sind Schweine unreine Tiere. Und auch in Geschichten wie dem biblischen Gleichnis vom verlorenen Sohn, das in dem Ausstellungsraum „das göttliche Schwein“zu hören ist, spielt das Schwein eine Rolle: Nachdem der Sohn das Erbe seines Vaters verprasst hatte, endete er als Schweinehirt.
Schweine sind nicht nur frühreif und sehr fruchtbar, sie sollen mit 30 Minuten auch den längsten Orgasmus haben, weshalb sie in der Sexualsymbolik weit verbreitet sind. Im roten Raum „Geile Sau“gewährt der Blick durch Herzen weitere Einblicke auf „versaute“Schweinefiguren.
Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht, sind Schweine reinliche Tiere, was im Badezimmer des Stuttgarter Schweinemuseums klar wird. Die Tiere legen viel Wert auf Körperpflege und suhlen sich im Schlammbad, um ihre Körpertemperatur zu regulieren und Insekten und Parasiten zu entfernen.
Derzeit gibt es eine Sonderausstellung zum chinesischen Jahr des Schweins. Das Schwein ist das letzte der 12 chinesischen Tierzeichen und steht für Stärke, Glück und Reichtum.
Die Stuttgarter Gastronomin und Sammlerin Erika Wilhelmer gründete in der Silvesternacht 1988 das Sammler- und Glücksschweinemuseum in Bad Wimpfen. Bereits 1992 erfolgte der Eintrag ins GuinnessBuch der Weltrekorde als „Größtes Schweinemuseum der Welt“– mit damals rund 25.000 Exemplaren. Heute hat sich der Schweinebestand mehr als verdoppelt. Als der Platz in Bad Wimpfen zu eng wurde, zog der der riesige Saustall am 1. Mai 2010 in das Verwaltungsgebäude des ehemaligen Schlachthofs – ein denkmalgeschützter Jugendstilbau.
Wer nach dem Besuch von Kitsch, Kultur und Kuriositäten — wie beispielsweise Dinosaurier mit Ringelschwänzen – Hunger hat, kann ein Stockwerk tiefer im Restaurant oder im Biergarten sich kulinarisch mit dem Schwein beschäftigen: Noch immer ist Schwein das Lieblingsfleisch der Deutschen.
Die Öffnungszeiten des Schweinemuseums schwanken in der Corona-Zeit. Vor einem Besuch können Sie diese am besten telefonisch unter 0711/66419600 erfragen. Erwachsene zahlen 5,90 Euro, Kinder ab 7 Jahren 3 Euro und Kinder zwischen 4 und 6 Jahren 1,50 Euro Eintritt.