Sensationskicker wollen die Furcht und Bayer besiegen
Der 1. FC Saarbrücken bezieht sein Quarantäne-Hotel und ist bereit für das Pokal-Halbfinale gegen Leverkusen
(SID) - Das Motto des 1. FC Saarbrücken thront bereits seit Wochen gut lesbar über dem Trainingsplatz: „Lieber widerlich, als wieder nich' – im 4. Anlauf ins Finale“. Auch wenn die Umstände gar nicht ungünstiger sein könnten, wollen die saarländischen Sensationskicker ihr modernes Fußball-Märchen fortschreiben. Die Lust auf das DFBPokal-Halbfinale gegen Bayer Leverkusen ist trotz späterem Trainingsstart, fehlender Spielpraxis und ausgeschlossener Fans riesig. „Die Vorfreude ist die ganze Zeit schon da. So langsam wächst aber auch die Anspannung“, sagte Trainer Lukas Kwasniok vor dem Einzug ins Quarantäne-Hotel am Mittwoch. Mittelfeldspieler Tobias Jänicke fügte hinzu: „Alle fiebern dem Spiel entgegen. Das wirft hier seine Schatten schon lange voraus. Für uns gibt es seit Wochen nur noch dieses eine Highlight.“
Auf dem Weg zu diesem Höhepunkt haben die Saarländer längst Geschichte geschrieben, als erster Viertligist gelang über die Stationen Jahn Regensburg, 1. FC Köln, Karlsruher SC und Fortuna Düsseldorf der Einzug ins Halbfinale. „Davon zehrt man ein Leben lang, davon zehren meine Kinder. Dieses Gefühl und diese Erinnerungen kommen immer wieder hoch“, sagt Jänicke. Und vor allem machen sie Lust auf mehr. „Leverkusen ist mit Sicherheit noch mal ein anderes Kaliber als unsere bisherigen Pokalgegner. Aber es ist nicht so, dass Leverkusen unser größter Gegner ist, sondern die Furcht. Wenn wir die ablegen können, bin ich guten Mutes, dass uns die nächste Sensation gelingen kann“, sagte Trainer Kwasniok.
Den Weg dahin erschweren allerdings zahlreiche Wettbewerbsnachteile. Nach dem Abbruch der Regionalliga Südwest und dem DrittligaAufstieg am grünen Tisch fehlt den Saarbrückern jegliche Spielpraxis, das letzte Pflichtspiel wird am Dienstag (20.45 Uhr/ARD und Sky) bereits 94 Tage her sein. „Wir werden uns in den ersten 15 Minuten an das Gefühl gewöhnen müssen, überhaupt wieder ein Spiel zu haben. Insofern hoffen wir, dass wir die ersten 15, 20 Minuten schadfrei überstehen und uns dann nach und nach in dieses Spiel reinbeißen“, sagte Kwasniok. Zusätzlich zur fehlenden Wettkampfpraxis durfte der FCS als Amateurclub auch erst vier Wochen nach seinem Widersacher ins kontaktlose Kleingruppentraining zurückkehren, der Start ins Mannschaftstraining erfolgte Mitte Mai. Ohne Zuschauer bleibt als letztes Faustpfand nur noch die Dorfplatzatmosphäre am Ausweichspielort in Völklingen. Für Kwasniok wäre ein erneuter Erfolg in Anspielung auf Vize-Präsident Dieter Ferner, der den Sieg im Viertelfinale gegen Düsseldorf als „größte Sensation seit Christi Geburt“bezeichnet hatte, sogar mit der „Wiedergeburt Jesu Christi“gleichzusetzen.
„Davon zehrt man ein Leben lang, davon zehren meine Kinder.“
Tobias Jänicke