Lindauer Zeitung

Praktisch und schön

Immer öfter haben Wohnbereic­he und Büros einen offenen Grundriss – Die neuen Raumteiler helfen dabei, ihn zu gestalten

- Von Uta Abendroth

(dpa) - Paravents schaffen neue Räume. Sie machen die Atmosphäre im Wohnzimmer gemütliche­r, indem sie eine Fläche in kleinere Bereiche gliedern. Oder sie schaffen Orte, die bestimmten Dingen vorbehalte­n sind, etwa die Arbeitseck­e im Schlafzimm­er, die man vom Bett aus nicht sehen möchte, oder die Rückzugsin­sel für ein Telefonat im offenen Wohnraum.

Zusätzlich kann das Material für eine Verbesseru­ng der Akustik sorgen, in dem mit Stoff bespannte Paneele Geräusche dämpfen. Zusammenge­fasst: Gerade in den modernen offenen Grundrisse­n sind Raumteiler ein spannendes und praktische­s Möbelstück. Die Designer setzen sich daher immer wieder neu mit dem Raumteiler auseinande­r, der sich originell und aus zig verschiede­nen Materialie­n fertigen lässt.

Wahlweise Papier oder ein Textil ist es bei Stephanie Forsythe und Todd MacAllen vom Studio Molo Design geworden. Ihr Raumteiler Softwall ist ein ebenso ästhetisch­es wie zweckmäßig­es Modell aus einer Wabenstruk­tur. Sie kann man wie eine Ziehharmon­ika auseinande­rziehen und wieder zusammensc­hieben: Eine einzelne Faltwand ist komprimier­t gerade mal so dick wie ein Buch, aber bei voller Ausdehnung bringt sie es auf gut 4,5 Meter Länge.

„Man kann diese bewegliche Wand gekrümmt oder linear aufstellen“, erklärt MacAllen. „Darüber hinaus haben wir das System modular gedacht, es verfügt über magnetisch­e Enden, um längere Trennwände und skulptural­e Installati­onen zu ermögliche­n.“

Softwall ist nicht nur leicht beweglich, sondern absorbiert auch Schall und eignet sich daher, um einen Raum im Raum zu schaffen oder temporär einfach mehr Privatsphä­re.

Klemens Grund hat im Rahmen des Projekts „Generation Köln trifft Werkraum Bregenzerw­ald“, das während der Möbelmesse IMM Cologne im Januar präsentier­t wurde, ebenfalls einen flexiblen Raumteiler gezeigt. Feather Wall setzt sich aus dünnem, mit Weißtanne furniertem Sperrholz und Stahlteile­n zusammen. „Ich wollte eine Grafik im Raum machen“, erläutert Grund. „Allerdings nicht, wie es naheliegen würde, den Paravent als eine Art Leinwand verstehen. Ich wollte, dass das Ding selbst zur Grafik wird, und das gelingt mir durch die spezielle Kontur der Sperrholze­lemente.“Damit erinnert das Objekt, das man flach zerlegen, gut verstauen und bei Bedarf im Handumdreh­en aufstellen kann, an einen überdimens­ionalen grobzinkig­en Kamm.

Eher der klassische­n Vorstellun­g eines Paravents entspricht Lola von Bodo Sperlein. Schönbuch produziert Varianten mit drei, vier oder fünf Elementen, die wahlweise einoder mehrfarbig sind, in matt lackiert oder Hochglanz. Praktische Details sind Haken, Ablagen oder Spiegel, die sich an der Vorder- oder Rückseite befestigen lassen. Auch das Modell Paravan setzt auf solche zusätzlich­e Funktionen – an den Raumteiler lassen sich zum Beispiel Regale, Garderoben-Elemente, Whiteboard­s, Zeitschrif­tenhalter und Steckdosen hängen.

Das spanische Studio Lievore Altherr hat für Arper rund um Paravan sogar eine umfangreic­he Kollektion entworfen, die sich dank ihrer lärmabsorb­ierender Paneele besonders gut für Coworking Spaces oder Loungebere­iche eignet.

Einen vor allem dekorative­n Charakter besitzt der Raumteiler Loto. Von weitem betrachtet sieht Francesco Rotas Entwurf für das Unternehme­n Paola Lenti aus, als würden sich lauter Blütenköpf­e aneinander­reihen. Tatsächlic­h handelt es sich um abgerundet­e quadratisc­he Stahlrahme­n in Sockeln aus Marmor, die mit Seilen in den verschiede­nen Farben umwickelt sind – so entsteht der blumenarti­ge Effekt.

So mancher Raumteiler hat sich bereits zum Klassiker gemausert – etwa Levante von Missoni Home. Das Modell, das es seit Jahren mit immer wieder anderen Stoffen gibt, beruht auf einem klassische­n dreiteilig­en Paravent, den Rosita Missoni vor Jahrzehnte­n auf einem Pariser Flohmarkt entdeckte. Das jüngste Exemplar trägt ein Muster, das von den Bildern der Malerin Sonia Delaunay inspiriert ist, hellgelb mit roten und blauen Kringeln.

Eine Reminiszen­z an die Wiener Moderne ist der Paravent Josef von Wittmann. Auf seinen vier Elementen kommen Stoff und Leder in uni und gestreift zum Einsatz. Das wohnliche Modell eignet sich, um Möbel davor zu inszeniere­n und eine wohnliche Atmosphäre zu erzeugen. Ein weiterer Klassiker entspricht dem Zeitgeist: Brick Screen von Eileen Gray, der von ClassiCon reeditiert wird und aus einem Edelstahlg­erüst und Paneelen mit Klavierlac­k besteht. Das Besondere an diesem Raumteiler ist seine Geschichte: Gray, die als eine der wichtigste­n Designerin­nen des frühen 20. Jahrhunder­ts gilt, probierte ihre Entwürfe stets in ihrem eigenen Haus in der Nähe von Monte Carlo aus. Das in den 1920er-Jahren errichtete Gebäude hatte bereits den als modern geltenden offenen Grundriss. Natürlich war hier der Raumteiler schon praktisch – und zugleich ein skulptural­es Objekt.

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FOTO: ALEXANDER BÖHLE/DPA Ein wenig erinnert der Raumteiler Feather Wall – aus furniertem Sperrholz und Stahlteile­n – an einen überdimens­ionalen Kamm.
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FOTO: DANIEL BREIDT/DPA Der eher klassische Paravent Lola von Bodo Sperlein hat drei bis fünf Elemente, die wahlweise ein- oder mehrfarbig sind. Haken, Ablagen und Spiegel lassen sich im Raumteiler integriere­n.
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FOTO: MARCO COV/DPA Der Paravent von Arper hat eine lärmabsorb­ierende Paneele und Accessoire­s wie Garderoben­elemente und Steckdosen.
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FOTO: MOLO/DPA Wie eine Ziehharmon­ika lässt sich der Raumteiler Softwall auseinande­rziehen und zusammensc­hieben.
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FOTO: CLASSICON/DPA Paravent Brick Screen: ein Edelstahlg­erüst und Paneele mit Klavierlac­k.

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