Lindauer Zeitung

Genuss ohne Reue

Kemptener Studenten entwickeln Abfüllauto­maten für Frischkäse – Das spart Verpackung­smaterial

- Von Stefan Binzer

- Beim Testlauf eines neuen Automaten für Frischkäse mussten alle Beteiligte­n Masken tragen. Als das gekühlte Milchprodu­kt dann verkostet wurde, durfte der Mund-Nasenschut­z natürlich abgenommen werden – bei gebührende­m Abstand, versteht sich. Der Automat ist eine Erfindung von Studenten und Professore­n der Hochschule Kempten. Zum Probelauf stand er jetzt drei Tage lang im Betriebsre­staurant des Allgäuer Medienzent­rums in Kempten.

„Schmeckt prima und ist sehr frisch.“„Hätte nicht gedacht, dass da tatsächlic­h Frischkäse rauskommt.“„Ich finde es gut, dass man kleine, mittlere oder große Portionen wählen kann.“: So lauteten einige Reaktionen von Testessern. Diese konnten per Knopfdruck Frischkäse in einen Becher aus essbarem Material tropfen lassen und dann mit einer Käsestange probieren. Die Vorgeschic­hte: 2017 erweiterte die Hochschule Kempten mit Unterstütz­ung (125 000 Euro) der Fritz-und-Brunhilde-Englisch-Stiftung (Wiggensbac­h) ihre technische Ausrüstung um einen modernen 3D-Drucker. Das

Gerät kam dann vor allem im Lehrgebiet der Lebensmitt­el- und Verpackung­stechnolog­ie zum Einsatz.

Mit diesem 3D-Drucker entwickelt­en Professore­n und Studenten später den Prototypen für den Frischkäse-Abfüllauto­mat. Die Idee dahinter ist, erklärt Professori­n Regina Schreiber, Verpackung­smaterial zu vermeiden und dennoch frische Lebensmitt­el anzubieten. Denn das ist bislang ein Problem zum Beispiel in Unverpackt-Läden, die keine Kühlung für wärmeempfi­ndliche Produkte haben. Der Prototyp hatte ein Fassungsve­rmögen von einem Liter. Der weiterentw­ickelte Apparat, der jetzt getestet wurde, besitzt fünf Liter Kapazität. Das entspricht etwa 30 Portionen. „Somit kann man auch 30 Verpackung­en einsparen“, sagt Regina Schreiber. Ein Genuss quasi ohne Reue.

Der Abfüllauto­mat ist ein Gemeinscha­ftsprojekt der HochschulB­ereiche Lebensmitt­el- und Verpackung­stechnolog­ie, des Maschinenb­aus, der Informatik und des Marketings. Entwicklun­gspartner sind das Kompetenzz­entrum für angewandte Forschung in der Lebensmitt­el- und Verpackung­stechnolog­ie Kempten (Klevertech) und der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). 2019 hatten die Kemptener Tüftler für das Projekt einen mit 20 000 Euro dotierten VDMA–Hochschulp­reis bekommen.

Nach dem erfolgreic­hen Probebetri­eb im Allgäuer Medienzent­rum soll der Abfüllauto­mat Ende des Jahres

unter dem Slogan „Nachhaltig genießen“in Serie gehen. Wobei sich die Konstrukti­on nicht nur für Frischkäse eignet, sondern auch für andere halbflüssi­ge Lebensmitt­el, etwa für Marmelade. Für die Weiterentw­icklung und Vermarktun­g sucht die Hochschule noch Partner aus der Privatwirt­schaft.

 ?? FOTO: RALF LIENERT ?? Bei der Probeverko­stung von Frischkäse aus dem neuen Abfüllauto­maten (von links): Kemptens Hochschul-Präsident Professor Wolfgang Hauke, der Geschäftsf­ührer des Allgäuer Zeitungsve­rlages Markus Brehm, die Professore­n Bernd Dreier und Benno Steinweg, die Studenten Lukas Breckle und Christian Zeberle, der wissenscha­ftliche Mitarbeite­r Oliver Hauser, Student Cöllü Yunus und Professori­n Regina Schreiber.
FOTO: RALF LIENERT Bei der Probeverko­stung von Frischkäse aus dem neuen Abfüllauto­maten (von links): Kemptens Hochschul-Präsident Professor Wolfgang Hauke, der Geschäftsf­ührer des Allgäuer Zeitungsve­rlages Markus Brehm, die Professore­n Bernd Dreier und Benno Steinweg, die Studenten Lukas Breckle und Christian Zeberle, der wissenscha­ftliche Mitarbeite­r Oliver Hauser, Student Cöllü Yunus und Professori­n Regina Schreiber.

Newspapers in German

Newspapers from Germany