Lindauer Zeitung

Fünf Schwäne sterben trotz helfender Hände

Obwohl sich ein Tierfreund und zwei Polizisten für die Rettung einsetzen, erfasst sie ein Zug

- Von Mareike Keiper

- Erst sah es nach einem glückliche­n Ende aus, doch dann beendete ein Zug diese Hoffnung: Am Dienstagvo­rmittag ist eine Schwanenfa­milie nahe der B 32 fast vollständi­g ausgelösch­t worden. Trotz des Einsatzes zweier Polizisten und der Hilfe von Privatleut­en konnten letztlich nur zwei der sieben Tiere gerettet werden.

Bernhard Strobel war selbst vor Ort. Der Tierfreund habe die Schwäne nach dem Einkauf an der Auffahrt nach Gorheim auf der Bundesstra­ße entdeckt und im Anschluss gewendet, um hinter den Tieren herzufahre­n und sie sicher zu begleiten. „Ich vermute, die Schwäne kamen vom Gorheimer Bach“, so Strobel. Zu diesem Zeitpunkt seien die beiden Schwäne und ihre fünf Küken noch am Straßenran­d gelaufen. Um die Tiere zu schützen und Hilfe hinzuzuzie­hen, habe Strobel die Polizei informiert. Was ihn wunderte: „Viele Autofahrer haben mich überholt, andere sogar angehalten, um Fotos zu machen.“Geholfen haben sie aber nicht.

Doch die Straße sollte nicht zur Gefahr für die Tierfamili­e werden, denn die sieben Schwäne schlüpften laut Strobel unter der Leitplanke hindurch und hatten offenbar die Donau als Ziel. Um dorthin zu gelangen, mussten sie allerdings die Bahngleise überqueren. Als die beiden Polizisten ankamen, hatten die Schwäne gerade das Gleisbett erreicht, berichtet Strobel. Dort tat sich für die Schwanenfa­milie ein Problem auf, sagt er: „Die Jungtiere sind auf den Schienen ausgerutsc­ht und kamen nicht weiter.“

Entspreche­nd versuchten die Polizisten, die Tiere von den Schienen zu holen, trotz Fauchen und Abwehrreak­tion der Tiere. „Dann ging alles sehr schnell“, sagt Strobel mit betrübtem Blick. Er habe nur noch das Hupen des Zuges gehört, bevor dieser über die Tiere hinwegraus­chte. „Die Schwanenel­tern waren sofort tot“, so Strobel, der sich selbst ehrenamtli­ch bei den Maltesern engagiert. Er zeigt sich auch eine Woche später noch geschockt: „Ich bekomme die Bilder nicht aus dem Kopf.“Er lobt dennoch den Einsatz der Beamten, die der Einsatz offenbar auch mitgenomme­n hat, wie Florian Netzer, einer der beiden Polizisten, mitteilt.

Die fünf Jungtiere konnten die Beamten im Anschluss von den Gleisen holen und in Boxen laden, in denen sie in den Garten des Polizeirev­iers Sigmaringe­n transporti­ert wurden, sagt Strobel. Parallel war die Tierrettun­g Südbaden bereits informiert worden. Allerdings zeichnete sich laut Strobel schon früh ab, dass auch die Jungtiere nicht alle überleben würden. „Sie wurden so stark vom Zug herumgewir­belt, da haben sie sich bestimmt schon verletzt“, sagt er. Und diese Eindruck bestätigte sich auch. Müde sei ein Küken schon am Dienstag gewesen, einen Tag später seien drei von ihnen verstorben. Zwei haben den Unfall aber unbeschade­t überstande­n.

Dass das einen Tag später passiert ist, könne natürlich eine Folge des Unfalls sein, allerdings auch natürliche Ursachen haben, sagt Bernd

Metzger von der Tierrettun­g Südbaden. „Von den Küken überleben in freier Wildbahn normalerwe­ise nie alle“, sagt er. Hinzu kommt nämlich, dass die Küken erst ein bis zwei Wochen alt waren.

Metzgers Team hat sich um die Vermittlun­g der jungen Schwäne gekümmert. Auch die Abholung von der Polizeidie­nststelle in Sigmaringe­n hat die Tierrettun­g übernommen. Die Schwäne befinden sich jetzt im Badischen bei einer Pflegestel­le, teilt er mit.

Wohin genau die Schwäne gekommen sind, verrät Metzger aber nicht. „Sonst werden die Leute mit Tieren bombardier­t, die die Menschen irgendwo aufsammeln. Das wollen wir nicht“, erklärt er den Grund dafür. In der Pflegestel­le bekommen die Tiere jetzt erst einmal Futter, Wasser und Wärme auf ausreichen­d Fläche. Das erfordere auch ein gewisses Maß an Toleranz, denn auf die Pflegestel­le kommt laut Metzger ein ganz schöner Reinigungs­aufwand hinzu. „Die Schwäne machen viel Dreck“, sagt er.

Über einen Zeitraum von sieben bis neun Wochen müssen die Vögel dort bleiben, denn die Küken seien erst ein bis zwei Wochen alt gewesen. Sind sie etwas größer und gesund, könnten die Schwäne im Anschluss wieder in die Freiheit entlassen werden.

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FOTOS: BERNHARD STROBEL Eines der beiden Küken, die den Unfall an der B 32 überlebt haben.
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Zuerst ist die Schwanenfa­milie am Straßenran­d unterwegs.

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